Kaffee und Fair Trade: Bitte genau hinschauen

06 Sep 2013

Der "Tag des Kaffees" wird vom Deutschen Kaffeeverband jeweils am ersten Samstag im September ausgerichtet. 1973 wurde in den Niederlanden der weltweit erste fair gehandelte Kaffee verkauft. Heute sind auch die grössten Kaffeeketten auf die Fairtrade-Welle aufgesprungen. Viele jedoch nur zur Imagepflege.

Genaue Zahlen zum Marktanteil von fair gehandeltem Kaffee in der Schweiz sind nicht erhältlich, da es verschiedene Labels gibt. Der Marktanteil des grössten Labels, Max Havelaar, liegt seit der Einführung 1992 ziemlich konstant bei 5%. Das bedeutet, dass in der Schweiz jährlich über drei Milliarden Tassen fair gehandelten Kaffee getrunken werden. Weltweit gibt es rund 25 Millionen Kaffeebauern in über 90 Ländern, wovon ein grosser Teil Kleinbauern sind. Kaffee wird ausschliesslich in Entwicklungs- und Schwellenländer angebaut. Die Preise am Weltmarkt decken in vielen Fällen nicht einmal die Produktionskosten. Vom Verkaufserlös einer Tasse Kaffees gehen etwa 5% an die Kaffeebauern. Diese Missstände wollte die Fairhandelbewegung, die aus der sozialen Bewegung der 1960er Jahre entstanden ist, beseitigen. Das weltweite Modell der freien Marktwirtschaft wurde während dieser Zeit zunehmend infrage gestellt und Ideale des Fairen Handels entwickelt. Fairtrade-Organisationen bezahlen einen festgelegten Mindestpreis für die Produkte, welcher über dem jeweiligen Weltmarktpreis angesetzt ist. Die Differenz wird an die Bauern weitergegeben. Erste Fair Trade Produkte wurden über die Weltläden abgesetzt. Die Nachfrage nahm seither stetig zu, heute beträgt der Umsatz an fair gehandelten Produkten in der Schweiz knapp 400 Millionen Franken. Im Europaparlament wurde 2006 eine Resolution angenommen, die fairen Handel fördert.

"Diese Resolution reagiert auf das beeindruckende Wachstum des fairen Handels und demonstriert das wachsende Interesse europäischer Kunden, verantwortungsvoll einzukaufen."

Frithjof Schmidt (Europaabgeordneter der Grünen)


Mittlerweile verkaufen auch grosse Kaffeeketten Kaffee aus fairem Handel: Nespresso hat einen Vertrag mit der Stiftung Max Havelaar unterzeichnet, der garantiert, dass zehn Prozent der Produktion aus fairen Handel kommen. Viele Kaffeeverkäufer haben eigene Fair-Trade-Labels (Rainforest Alliance, C.A.F.E.) gegründet, die häufig intransparent sind und vermutlich der Imagepflege dienen. In einer Pressemitteilung teilte Starbucks beispielsweise mit, dass sie „zukünftig ausschliesslich 100% Fairtrade zertifizierte Espressogetränke servieren“. Alle Starbucksfilialen verarbeiten jährlich 175 Millionen Tonnen Kaffee. Momentan werden weltweit jedoch nur 66 Millionen Tonnen Fairtrade-Kaffee produziert. Somit ist es für Starbucks unmöglich, 100% Fairtrade-Kaffee anzubieten, da die gesamte globale Produktion an Fairtrade-Kaffee nicht einmal die Hälfte des globalen Kaffeeverbrauchs von Starbucks ausmacht! Übrigens: Starbucks zertifiziert seinen Kaffee gleich selbst mit dem Label „Coffee and Farmer Equity-Practices C.A.F.E.“.

In zahlreichen Studien wurde belegt, dass der faire Handel einen bedeutenden Entwicklungsbeitrag leistet und das Leben der Kaffeebauern und ihren Familien verbessert. Dennoch sollten die Konsumenten nicht jedem Fröschchen vertrauen…

Kommentar schreiben

Die Kommentare werden vor dem Aufschalten von unseren Administratoren geprüft. Es kann deshalb zu Verzögerungen kommen. Die Aufschaltung kann nach nachstehenden Kriterien auch verweigert werden:

Ehrverletzung/Beleidigung: Um einen angenehmen, sachlichen und fairen Umgang miteinander zu gewährleisten, publizieren wir keine Beiträge, die sich im Ton vergreifen. Dazu gehören die Verwendung von polemischen und beleidigenden Ausdrücken ebenso wie persönliche Angriffe auf andere Diskussionsteilnehmer.

Rassismus/Sexismus: Es ist nicht erlaubt, Inhalte zu verbreiten, die unter die Schweizerische Rassismusstrafnorm fallen und Personen aufgrund ihrer Rasse, Ethnie, Kultur oder Geschlecht herabsetzen oder zu Hass aufrufen. Diskriminierende Äusserungen werden nicht publiziert.
Verleumdung: Wir dulden keine Verleumdungen gegen einzelne Personen oder Unternehmen.

Vulgarität: Wir publizieren keine Kommentare, die Fluchwörter enthalten oder vulgär sind.

Werbung: Eigenwerbung, Reklame für kommerzielle Produkte oder politische Propaganda haben keinen Platz in Onlinekommentaren.

Logo von umweltnetz-schweiz

umweltnetz-schweiz.ch

Forum für umweltbewusste Menschen

Informationen aus den Bereichen Umwelt, Natur, Ökologie, Energie, Gesundheit und Nachhaltigkeit.

Das wirkungsvolle Umweltportal.

Redaktion

Stiftung Umweltinformation Schweiz
Eichwaldstrasse 35
6005 Luzern
Telefon 041 240 57 57
E-Mail [email protected]

Social Media

×

Newsletter Anmeldung

Bleiben Sie auf dem neusten Stand und melden Sie sich bei unserem Newsletter an.