Mode: „Made in Bangladesch? Mir doch egal!“

31 Okt 2013

In Europa ist der irische Kleiderverkäufer „Primark“ bereits sehr bekannt und bei Schnäppchenjägern beliebt. Studenten wollen den Billigkleiderdiscounter nun in die Schweiz locken. Ihre Facebook-Seite „Primak Schweiz“ hat schon 15‘000 Anhänger. Doch die Kleider von Primark werden in Bangladesch in Fabriken hergestellt, in denen die Näherinnen nur 30 Franken im Monat verdienen. Interessiert das die meist jugendlichen Käufer überhaupt?

Journalisten des Fernsehsenders ZDF fuhren nach Bangladesch, um der Frage nachzugehen, unter welchen Bedingungen die Kleider für Primark produziert werden. Die Antwort erstaunt nicht: Gemäss ZDF werden in den Kleiderfabriken elf Stunden täglich an sechs Tagen die Woche gearbeitet. Für diese Arbeitsleistung erhalten die Näherinnen umgerechnet nur 30 Franken pro Monat. Viele dieser Textilfabriken befinden sich in illegal aufgestockten und instabilen Gebäuden. Erst im April stürzte die Textilfabrik Rana Plaza ein und forderte 1133 Tote und 2438 Verletzte. Auch Primark liess in dieser Fabrik produzieren.

„Wer einen Ultrabilligdiscounter wie Primark in die Schweiz holen will, hat entweder keine Ahnung von den Arbeitsbedingungen in asiatischen Kleiderfabriken oder ist erschreckend gleichgültig.“ Oliver Classen (Sprecher der Erklärung von Bern)

In einer Umfrage wollte 20minuten wissen, wie die Leser zum Thema Billigmode stehen. Über 5500 Personen haben daran teilgenommen. „Ist es Ihrer Meinung nach moralisch vertretbar, Billigmode zu tragen?“ war eine Frage. Die überraschende Antwort: Rund 38 Prozent sehen kein Problem darin. Jeder Dritte weiss es nicht. Ein weiteres Drittel findet es aber moralisch nicht vertretbar, da man damit die Menschen in den produzierenden Ländern ausbeutet. Das Herstellungsland der Kleider interessiert nur jeden Zehnten. Ob es Fair-Trade-Kleidung ist, wollten nicht einmal 6 Prozent wissen.

Dass Kleider heute häufig als Wegwerfartikel angesehen werden, beweisen weitere Aussagen der Umfrageteilnehmer. 15 Prozent gaben an, Kleider beim Ausmisten des Kleiderschranks nicht in die Altkleidersammlung oder ins Brockenhaus zu bringen, sondern sie einfach wegzuwerfen! Werden Kleider online bestellt und passen nach der Lieferung nicht, werden sie von 5 Prozent der Befragten ungetragen im Müll entsorgt…

Primark hat auf die internationale Kritik reagiert und schreibt auf ihrer Internetseite: „Unser Verhaltenskodex schreibt die Grundsätze fest, die Lieferanten und Fabriken einhalten müssen, um zu gewährleisten, dass die Produkte unter guten Arbeitsbedingungen hergestellt werden und dass die Menschen, die sie herstellen, ordentlich behandelt und angemessen bezahlt werden.“

Verschiedene Leser-Kommentare in den Medien weisen darauf hin, dass teurere Mode nicht gleichbedeutend mit besseren Arbeitsbedingungen oder besserer Qualität sei. Viele Käufer verdächtigen auch die grossen Modeketten, ihre Kleider unter katastrophalen Bedingungen herstellen zu lassen. Als einziger Unterschied zu den Billiganbietern nähmen sie wahr, dass die Margen grösser seien.

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