Geschenke überbringt man schon seit langer Zeit und überall auf der Welt. Sie sind Teil der menschlichen Kultur und stärken Beziehungen. Jemanden glücklich zu machen, führt schliesslich auch dazu, dass man selber glücklicher ist. Das Geschenk ist die Botschaft, dass man den anderen respektiert oder gern hat. Weil man natürlich sicher sein möchte, dass der andere dies genauso sieht, erwartet man ein Gegengeschenk. Auch im Tierreich wird Schenken beobachtet; für Katzen ist allerdings oft unverständlich, warum der Besitzer die angebotene tote Maus nicht annimmt.
Seit dem 15. Jahrhundert hat sich Weihnachten immer mehr zu einem Gabenfest entwickelt. Das Schenken aus Nächstenliebe hat Tradition in der christlichen Glaubenslehre; früher wurden zu Weihnachten jedoch vor allem die Armen bedacht. Heute hat sich die Konsumgesellschaft in ihrem alljährlichen Kaufrausch sehr weit von diesen ursprünglichen Wurzeln entfernt.
"Weihnachten ist die große Zeit des Zuviel." James Henry Leigh Hunt
Gemäss einer Studie der Hochschule St. Gallen (HSG) werden in der Schweiz pro Person durchschnittlich 452 Franken für Weihnachtsgeschenke ausgegeben, obwohl jeder Zehnte gar keine kauft. Auch der Anteil der Wunschlosen nimmt zu; mehr als 10 % wussten 2013 nicht, was sie sich zu Weihnachten wünschen sollen. 2012 lag der Anteil noch bei 6 %, im Jahr 2010 bei 4 %.
Was der römische Philosoph Seneca schon vor 2000 Jahren wusste, hat heute noch grosse Aktualität: „Schenken ist keine leichte Sache, eine, die viele Schwierigkeiten bringt.“ Wir leben im Überfluss, was wir uns wünschen, wird sofort gekauft. Aber wir wollen nicht noch mehr Dinge herumstehen haben, die wir gar nicht brauchen.
Maximilian Weber, Autor der HSG-Studie betont: Das Schenken von materiellen Gütern zu Weihnachten sei weniger wichtig geworden. Viel wichtiger sei es für die meisten, an Weihnachten Zeit mit Freunden und Familie zu verbringen.
Laut Alain Egli vom Gottlieb-Duttweiler-Institut ist die ursprüngliche Beziehungsfunktion des Schenkens nach wie vor wichtig, man schenkt heute einfach anders. Das Materielle verliert an Bedeutung, man schenkt sich eher Erlebnisse wie Wellness-Tage oder ein Essen im Restaurant. Denn was uns trotz dem materiellen Überflusses oft fehlt, ist Zeit, die wir gemeinsam verbringen. Ausserdem wird durch den Verzicht aufs Überreichen von Gegenständen auch die Umwelt geschont.
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