Kleider – unsere giftige zweite Haut

17 Dez 2013

Fast Fashion - die Mode ändert sich in immer kürzerer Zeit, neue, billige Kleider müssen her.  Dies geht zulasten von Arbeitern, Natur und Umwelt… und nicht zuletzt der eigenen Gesundheit.

Für ein T-Shirt aus Baumwolle werden rund 150 Gramm Gift auf dem Acker versprüht und bis zu 2‘000 Liter Wasser verbraucht. Für kein anderes landwirtschaftliches Anbauprodukt werden so viele Pflanzengifte eingesetzt. Nach Schätzungen der WHO sterben weltweit jährlich 20‘000 Menschen an Pestizidvergiftungen beim Baumwollanbau. Rund 75 Prozent der weltweit erzeugten konventionellen Baumwolle stammt ausserdem von genmanipulierten Pflanzen. Nur Textilien aus zertifizierter Bio-Baumwolle sind frei von Gentechnik. Diese hat auch eine bessere Ökobilanz; ihr Anteil am Baumwollmarkt beträgt jedoch nur gerade ein Prozent.

Hergestellt werden Massenkleider in Entwicklungsländern unter unmenschlichen Bedingungen. Ein Arbeitstag in der Textilindustrie dauert bis zu 14 Stunden, gearbeitet wird an 6 bis 7 Tagen in der Woche. Stickereien und Pailletten werden vielfach von Kindern angenäht. Der Lohn in Bangladesch beträgt zwischen 15 und 30 Euro pro Monat; das reicht kaum zum Überleben. Die Lohnkosten für eine 100-Euro-Jeans betragen nur 1 Euro (11 Euro für Transport, 13 Euro Material- und Fabrikkosten, 25 Euro für Markenwerbung und 50 Euro an den Detailhandel).  Anders ist es für mit dem Fair-Trade-Label bezeichneten Kleidern. Diese werden unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt.

Polyester schneidet unter den meisten Umweltaspekten besser ab als Baumwolle. Synthetische Fasern herzustellen, verbraucht zwar viel Energie, aber wenig Wasser. Als Rohstoff jedoch dient Erdöl. Der Rohstoff ist nicht nur für Umwelt- und Naturzerstörung verantwortlich, er ist auch begrenzt. Experten gehen davon aus, dass Mode bald nicht mehr ganz so billig sein wird, da die Rohstoffe knapper werden.  

Die Ökobilanz von Wolle variiert stark, besonders je nach Art der Weiterverarbeitung. Ausserdem bedeutet Wolle vielfach grosses Leid für die Tiere. Jedes Jahr sterben in Australien bis zu 6 Millionen Schafe an den Folgen von Mulesing, schlechten Haltungsbedingungen oder Schnittverletzungen von der Schur, die im Akkord durchgeführt wird. Wenn sie als Woll-Lieferanten ausgedient haben, werden sie auf grausamen Langzeittransporten in den Nahen Osten oder nach Nordafrika geschifft. Durch die grosse Nachfrage stammen auch Produkte von Kaschmir- und Angoraziegen sowie Lamas grösstenteils aus Massentierhaltungen. Angora-Kaninchen leben ein qualvolles Leben in engen Gitterkäfigen. Sie werden mehrmals jährlich brutal gerupft oder geschoren.

"Sicher ist: Ein Drittel aller Chemikalien weltweit landet in der Kleidung - die meisten davon sind allerdings nie für den Hautkontakt vorgesehen gewesen."
Kirsten Brodde, Autorin des Buches „Saubere Sachen“

In der Textilproduktion und -veredelung werden etwa 8000 verschiedene Chemikalien und rund 4000 unterschiedliche Farbstoffe eingesetzt. Die Chemikalien gelangen in die Luft und in das Abwasser. Die Menschen in den Ballungsgebieten der Textilindustrie leiden unter verseuchtem Trinkwasser, schmutzigen Gewässern und belasteten Nahrungsmitteln. Nicht nur die Gesundheit der Arbeiter in den Entwicklungsländern wird dadurch stark geschädigt, sondern auch das Tragen giftiger Textilien kann gesundheitsschädlich sein. Die enthaltenen Chemikalien können über die Haut aufgenommen werden und beispielsweise Allergien auslösen. Nicht selten liegt der Naturfaseranteil von einem "100-Prozent"-Baumwoll-T-Shirt gerade mal bei 75 Prozent. Die restlichen 25 Prozent sind Farbstoffe, Weichmacher und andere Chemikalien. Durch mehrfaches Waschen werden die Chemikalien teilweise ausgewaschen – ein Grund mehr, die Kleider möglichst lange zu tragen.

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