Zucchetti aus Spanien, Spargel aus Mexiko und Brombeeren aus Chile – viele Läden beheimaten ganzjährig ein wahres Schlaraffenland. Längst ist es üblich, dass auch im Winterhalbjahr Lebensmittel verkauft werden, die in der Schweiz naturgemäss erst in den Sommermonaten erntereif sind. Wer regelmässig in grösseren Supermärkten einkauft, für den gehört die dauerhaft verfügbare, breite Palette an Gemüse- und Obstsorten praktisch schon zum Standardsortiment. Schnelle Transportmittel, Treibhausanbau und raffinierte Lagersysteme machen die Riesenauswahl möglich.
Doch die Schattenseiten dieser Praxis für Umwelt und Gesundheit sind nicht zu unterschätzen. Lange Transportwege sowie der Anbau in beheizten Treibhäusern ziehen im Vergleich zu regionalem Freilandbau extrem hohe CO2-Emissionen nach sich. Zum Beispiel hat ein Bund Spargel aus Mexiko nach der langen Flugreise knapp 5 Liter Erdöl verbraucht. Kauft man den heimischen Spargel sind es lediglich 0,3 Liter, bzw. fast 17-mal weniger. Gurken aus dem Treibhaus verursachen 2,3 kg CO2 pro Kilo Lebensmittel. Im Vergleich dazu produzieren Gurken aus dem Freilandbau nur 0.17 kg CO2, , also 13-mal weniger.
Auch die lange Lagerung wärmeempfindlicher einheimischer Produkte kann eine wahre Energieschleuder sein. Beispielsweise weist ein im Herbst gewerblich eingelagerter heimischer Apfel bis zum Sommeranfang des Folgejahres eine schlechtere Ökobilanz auf als ein importierter Apfel aus Neuseeland. Zu dieser Zeit wird also am besten ganz auf Äpfel verzichtet, es sei denn sie lagern im eigenen Keller. Wer nachhaltig konsumieren will, fährt gut damit, primär auf Saisonalität zu achten, da Regionalität allein nicht immer auch ökologische Nachhaltigkeit garantiert.
Für die Gesundheit gilt: Je kürzer der Transportweg, desto frischer die Nahrungsmittel. Importierte Ware wird oft unreif geerntet und büsst somit während dem langen Transportweg nicht nur an wertvollen Nährstoffen ein, sondern auch an Geschmack. Nicht selten ist das importierte Gemüse und Obst gegenüber einheimischen Produkten mit wesentlich höheren Giftmengen belastet.
Aufgrund des konstant breiten Angebots in den Supermärkten verlieren Konsumenten zunehmend das Gefühl für die natürlichen Ernteperioden. Die Geschäfte beugen sich dem Druck der Konsumenten, ständig alles im Angebot zu haben. Mit der starken Nachfrage nach aussersaisonalen Produkten üben die Kunden in einer freien Marktwirtschaft einen wesentlichen Einfluss auf das Angebot aus. Einzig in Bioläden und Reformhäusern findet sich meist ein saisongerechtes Sortiment.
«Wer auf frisches, per Flugzeug importiertes Gemüse oder Produkte aus geheizten Gewächshäusern verzichtet und in jeder Jahreszeit auf Saisonalität setzt, verursacht – bezogen auf den Gemüsekonsum – 8 bis 10 mal geringere Umweltbelastungen.»
WWF Schweiz
Dabei ist das aktuelle Angebot an heimischen Gemüsesorten gar nicht so klein. Ein Teil wird frisch geerntet, der Rest stammt aus dem Lager. Insbesondere Wurzelgemüse wie Karotten lässt sich ohne grossen Energieaufwand gut lagern. Bereits früher, als es noch keine Kühlschränke gab, haben Bauernfamilien ihr Gemüse den Winter über im Keller gelagert und so ihren Bedarf an frischen Lebensmitteln sicher gestellt.
Gemäss Erntekalender haben zurzeit diverse Kohlsorten Saison wie zum Beispiel Weiss- und Rotkabis, Wirz und Rosenkohl. Auch Lauch, Kürbis, Randen und Kartoffeln sind verfügbar. Selbst Salatliebhaber müssen momentan keineswegs verzichten: Zuckerhut, Chicorée, Cicorino und Nüsslisalat können mit gutem Gewissen verspeist werden. Generell gibt es die grösste Gemüseauswahl auf Wochenmärkten, wo häufig auch weniger bekannte Sorten wie Topinambur, Pastinaken, Peterliwurz oder Schwarzwurzel angeboten werden. Mit etwas Fantasie lassen sich auch aus Saisongemüse leckere und abwechslungsreiche Menüs zubereiten.
Bei den Früchten hingegen ist die Auswahl momentan tatsächlich mickrig. Mit Lageräpfeln fängt das Angebot an und hört auch schon wieder auf. Doch so schlimm ist das gar nicht. Bekanntermassen ist schliesslich Vorfreude die schönste Freude und kommt erst der Sommer, schmecken die ersten heimischen Erdbeeren, Brombeeren und Kirschen dafür doppelt so gut.
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