Nachhaltiges Palmöl?

Palmöl wird aus den Früchten der Ölpalme gepresst. Palmöl wird aus den Früchten der Ölpalme gepresst.

Ertragreich, vielseitig und preiswert – das Öl aus der Ölpalmenfrucht ist aus der Industrie kaum wegzudenken. Als „Ökotreibstoff“ und in zahlreichen Lebensmitteln, Kosmetika und Waschmitteln kommt es – von Konsumenten oft unbemerkt – zum Einsatz. Da Palmöl ein nachwachsender und sehr ergiebiger Rohstoff ist, wird es von Produzenten als besonders nachhaltig beworben. Dies bringt Umweltschützer auf die Palme, denn für die günstige Ressource zahlt die Natur einen hohen Preis.

Palmöl wird zum einen aus der Frucht der Ölpalme und zum anderen aus deren Kern (sog. Palmkernöl) gewonnen. Das Öl versteckt sich in zahlreichen Produkten unseres täglichen Gebrauchs wie Margarine, Eiscreme, Backwaren, Schokolade, Kosmetika, Shampoo und Waschmitteln. Zudem wird es immer häufiger auch in Biodiesel eingesetzt. Laut WWF enthält praktisch jedes zweite Produkt in unseren Supermärkten Palm- oder Palmkernöl. Da das Öl zusehends einen schlechten Ruf geniesst, versuchen Firmen deren Vorkommen in Produkten zu verschleiern und deklarieren es als „pflanzliches Öl oder Fett“. Gemäss Greenpeace ist Palmöl mittlerweile das weltweit meist verwendete Pflanzenöl: 32 % des globalen Pflanzenölbedarfs werden damit gedeckt.

Die Beliebtheit des Palmöls hat einen einfachen Grund: Die Ölpalme ist eine äusserst ertragsreiche Pflanze. Sie ist mehrjährig und kann – da sie in den Tropen wächst – ganzjährig geerntet werden. Auf derselben Fläche kann mit Ölpalmen viel mehr Öl produziert werden als mit anderen Ölpflanzen. Für Rapsöl beispielsweise benötigt man laut FAO durchschnittlich eine mehr als doppelt so grosse Fläche.

„Für die Palmöl-Plantagen wird in Indonesien jede Stunde Regenwald in der Grösse von 300 Fussballfeldern abgeholzt.“
Greenpeace Schweiz

Das Palmölgeschäft boomt. Um Platz für neue Palmöl-Plantagen zu schaffen, werden insbesondere in Asien täglich riesige Flächen wertvollen Tropenwaldes vernichtet. Durch die Brandrodung und Trockenlegung von kohlenstoffreichen Torfböden gelangen riesige Mengen CO2 in die Atmosphäre. Indonesien – grösster Palmölproduzent der Welt – ist für ca. 8 % der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich und steht hinter China und USA an dritter Stelle der grössten Klimasünder der Welt. Die Abholzung des Regenwaldes stösst jährlich rund 20% klimaschädlicher Treibhausgase aus – mehr, als der gesamte Automobil- und Flugverkehr zusammen. Hinzu kommt, dass zahlreiche Arten wie beispielsweise der Orang-Utan durch die Rodungen ihre Lebensgrundlage verlieren und zunehmend vom Aussterben bedroht sind. Auf den Plantagen eingesetzte Pestizide und Kunstdünger setzen den tropischen Böden zusätzlich zu und vergiften Grundwasser und Flüsse. Darüber hinaus verlieren indigene Völker ihre Lebensgrundlage.

Um dieser Umweltkatastrophe ein Ende zu setzen, initiierte der WWF 2002 den „Roundtable on Sustainable Palm Oil“ (RSPO) mit dem Ziel, nachhaltige Anbaumethoden und umweltfreundliche Palmölprodukte zu fördern. Mitglieder des RSPO sind neben Umweltschutzverbänden und anderen NGOs vor allem Plantagenbetreiber, Händler und industrielle Abnehmer von Palmöl, Investoren und Banken. Der RSPO zertifiziert nachhaltiges Palmöl, das bestimmte Kriterien wie sichere Arbeitsbedingungen, Forderungen nach Erhalt der Artenvielfalt sowie minimalen Einsatz von Pestiziden erfüllt. RSPO Zertifikate werden allerdings von Umweltorganisationen kritisiert. Oft würden gewisse Firmen anhand einer Vorzeigeplantage zertifiziert, während sie auf anderen Plantagen gegen die RSPO-Kriterien verstossen. Die Kriterien seien darüber hinaus zu schwach formuliert und würden zum Beispiel nur “besonders erhaltenswerte Wälder“ schützen, während die Zerstörung der Regenwälder vielerorts ungehalten fortschreite, so die Internationale Erklärung gegen den "Etikettenschwindel“.

Zahlreiche Firmen und Detailhändler – darunter auch Migros und Coop – streben bis 2015 die Umstellung auf 100 Prozent nachhaltiges Palmöl an. Damit wirklich von nachhaltigem Palmöl die Rede sein kann, ist eine Verschärfung der RSPO-Kriterien allerdings unerlässlich.

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