Im Land der Kühe fliesst weder Milch noch Honig

Eine Kuh auf der Wiese. Eine Kuh auf der Wiese.

Milch ist unser Nationalgetränk – 90 Liter trinken Herr und Frau Schweizer jedes Jahr, wie Swissmilk bestätigt. Der Milch wird nachgesagt, besonders nährstoffreich und gesund zu sein  –  schliesslich versorgt sie uns mit dem lebenswichtigen Kalzium. Unsere Milch, so möchten wir glauben, stammt von glücklichen Kühen, die auf der Weide leben, ihre Kälber säugen und nebenbei ein wenig des weissen Trunks für uns übrig lassen. Erst bei genauerem Blick wird deutlich: Die Milchproduktion ist mit grossem Leid verbunden, die Vorstellung der unverzichtbaren Kalziumquelle mehr Mythos als Wahrheit.

In den letzten Jahren hat die Leistung der Milchkühe stetig zugenommen. Um ihr Kalb zu ernähren, würde eine Kuh laut Angaben von „Tier im Fokus“ täglich rund 8 Liter Milch geben. Mitte der 1990er Jahre stieg die Produktion auf durchschnittlich 16 bis 18 Liter pro Tag an, heutzutage sind es im Schnitt 22 Liter Milch, die ausschliesslich für den menschlichen Bedarf verwendet wird. Für eine möglichst grosse Milchausbeute werden die Kühe in Dauerschwangerschaft gehalten und nach der Geburt des Kalbes erneut künstlich befruchtet.

Dass die Kälber bei ihren Müttern verweilen, ist eine Wunschvorstellung, die mit der Realität der meisten Bauernbetriebe wenig zu tun hat: Direkt nach der Geburt wird das Kalb von der Mutterkuh getrennt, in eine separate Kälberbox verfrachtet und fortan mit qualitativ minderwertigem Milchersatz gefüttert.  Die rasche Trennung soll eine zu starke Bindung zwischen Kind und Mutter verhindern. Da Kühe über eine besonders starke Verbindung zu ihren Kindern verfügen, kann man oft Mutterkühe noch tagelang nach ihren Kälbern schreien hören.

Während Kühe normalerweise rund 20 Jahre alt werden können, erreichen die meisten Tiere in modernen Milchbetrieben ein Alter von maximal 5 Jahren. Danach sind sie für die Milchwirtschaft unbedeutend, wertlos und werden geschlachtet. Das Überstrapazieren der Tiere und die Überfütterung mit Kraftfutter führen zu zahlreichen Krankheiten wie Mastitis (Euterentzündung), Lahmheit und Fertilitätsproblemen. Das Veterinäramt Zürich schätzt, dass jede fünfte Kuh während der Laktation, d.h. während der Zeit, in der sie ein Kalb säugen könnte, eine akute Mastitis erleidet. Jede siebte Kuh wird wegen einer unheilbaren Mastitis geschlachtet.

„Auf dem Rücken der Kühe, so sagt man, wurde ein Gutteil der westlichen Zivilisation erbaut. Doch inzwischen drohen die Tiere unter dieser Last zusammenzubrechen.“
Verein Tier im Fokus

Warum konsumieren wir überhaupt so viel Milch? Dies mag zu einem Grossteil daran liegen, dass uns von der Werbung suggeriert wird, dass Milch gesund und für eine umfassende Kalziumzufuhr unverzichtbar ist. Beachtenswert ist, dass US-Amerikanerinnen enorme Kalziummengen zu sich nehmen, weltweit aber überdurchschnittlich häufig unter Osteoporose (Knochenschwund durch Kalziummangel) leiden. Eine Harvard-Nurses-Studie mit über 77‘000 Frauen ergab, dass das Risiko eines Arm- oder Hüftburchs sogar stieg, wenn die Teilnehmerinnen zwei Gläser Milch konsumierten statt nur einen pro Tag. Gemäss den Studienleitern hängt dies damit zusammen, dass die gleichzeitige Einnahme von Kalzium und Eiweiss dazu führt, dass Kalzium weniger gut aufgenommen oder sogar aus den Knochen freigesetzt wird. Wenig bekannt ist dagegen, dass Kalzium in zahlreichen pflanzlichen Lebensmitten in grossen Mengen vorkommt. Zum Beispiel enthalten Mandeln bis zu dreimal mehr Kalzium als Kuhmilch. Auch grünes Gemüse wie Rucola, Grünkohl, Broccoli sowie Haselnüsse und Sonnenblumenkerne liefern viel Kalzium.  

Dass wir für eine gesunde Ernährung auf Milch nicht angewiesen sind, scheint ebenfalls einleuchtend, wenn wir bedenken, wofür Milch eigentlich gemacht ist; nämlich für junge Kühe. Ausser Menschen konsumiert keine Spezies über das Säuglingsalter hinaus Muttermilch oder artfremde Milch. Dies könnte auch der Grund sein, weshalb weltweit gesehen 70 Prozent der erwachsenen Bevölkerung von einer Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit) betroffen sind (vgl. „Lactose Intolerance“, National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases, 2009). Laut der „American Gastroenterological Association“ ist Kuhmilch gar die Hauptursache für Nahrungsmittelallergien. Bereits ab zwei Jahren sinkt die Produktion von Laktase – dem milchzuckerspaltenden Enzym. Zu den Symptomen einer Laktoseintoleranz gehören Verdauungsbeschwerden und Hautausschläge. Eine britische Studie zeigte, dass Menschen rasche Verbesserung zahlreicher gesundheitlicher Probleme erfuhren, nachdem sie ihren Milchkonsum eingestellt hatten.

Damit liegen also gleich zwei gute Gründe vor, den eigenen Milchkonsum zu hinterfragen. Fürs Müsli oder den Kaffee lässt sich Milch übrigens bestens durch Pflanzenmilch wie z.B. Hafermilch, Mandelmilch oder Reismilch ersetzen. Diese sind in Bio- und Reformläden erhältlich.

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