Produzieren für den Kompost

16 Okt 2014
Lebensmittel landen zu oft im Abfall - Helfen Sie mit, dies zu ändern! Lebensmittel landen zu oft im Abfall - Helfen Sie mit, dies zu ändern!

Rund ein Drittel der Lebensmittel geht in der Schweiz während der Wertschöpfungskette und in den Haushalten verloren. Der Verlust findet je zur Hälfte während Produktion und Verkauf an und zur anderen Hälfte in den Haushalten. Eine Studie des WWF zeigt nun auf: Besonders krass ist der Verlust bei den Kartoffeln, hier landet nur jede dritte Knolle in des Schweizers Magen. Zum heutigen Welternährungstag hat der WWF eine Petition lanciert. Sie fordert, dass sich auch die Schweiz Vorgaben zur Reduktion der Lebensmittelverluste setzt. Nur noch halb so viele Lebensmittelverluste bis 2025 sind das Ziel.

Zwei Millionen Tonnen pro Jahr

Die Schweiz verschwendet noch immer einen beträchtlichen Teil ihrer Lebensmittel. Zu diesem Schluss kommt eine gestern erschienene Studie des WWF zur Lebensmittelverschwendung in der Schweiz; dies pünktlich zum heutigen Welternährungstag. Die Studie verdeutlicht, was seit 2012 in Schweizer Medien die Runde macht: Etwa ein Drittel der für den menschlichen Verzehr produzierten Lebensmittel geht verloren. Dies entspricht rund zwei Millionen Tonnen sogenannten Food Wastes pro Jahr. Ungefähr die Hälfte der Verluste fällt entlang der Wertschöpfungskette an, die andere Hälfte in den Haushalten. Je nach Nahrungsmittel unterscheidet sich der Ort, an dem der grösste Anteil verloren geht.

Diese Verschwendung erscheint umso zynischer, als dass immer noch rund 800 Millionen Menschen unterernährt sind; auch wenn die Zahlen laut FAO glücklicherweise seit mehr als 20 Jahren rückläufig sind. Food Waste ist aber nicht nur ethisch bedenklich, sondern auch eine Verschwendung von wichtigen Ressourcen wie Ackerland, Wasser und Energie. Hinzu kommt der finanzielle Verlust: Im Durchschnitt wirft ein Schweizer Haushalt pro Jahr Lebensmittel im Wert von 500-1000 Franken weg.

Brot, Fleisch und Gemüse

Die WWF-Studie analysiert die Wertschöpfungsketten von drei wichtigen Produktegruppen: Brotweizen (stellvertretend für Brot), Fleisch (Schwein, Rind, Geflügel und Schaf) und Gemüse (Frischgemüse: Tomaten, Kopfsalat und Broccoli sowie Lagergemüse: Zwiebeln und Kartoffeln).

Beim Brotweizen ist der Verlust besonders gross: 43% gehen verloren. Hauptursachen sind die Deklassierung von überschüssigem Brotweizen zu Futterweizen, Kleie, die nicht genutzt wird, Überproduktion von Bäckereien sowie weggeschmissenes Brot in Haushalten. Auch ein beträchtlicher Teil des Fleisches geht in der Wertschöpfungskette verloren (19%). Verluste entstehen hier zu einem grossen Teil, weil Fleischnebenprodukte wie Innereien, Füsse oder Fettgewebe nicht genutzt werden. Die Gemüseverluste unterscheiden sich je nach Sorte stark. Frischgemüse (Tomate, Kopfsalat und Broccoli) wandern zu 34% vermeidbar in den Abfall, beim Lagergemüse sind es 40%. Besonders krass fallen die Verluste bei der Kartoffel aus: 66% der Ernte gehen entlang der Wertschöpfungskette verloren. Dies entspricht über 300‘000 Tonnen Kartoffeln. Zu einem grossen Teil, weil zwar essbare, aber ästhetisch nicht perfekte Knollen aussortiert werden.

Zahlen aus Grossbritannien

Aufgrund der lückenhaften Datengrundlage einzelner Produkte in der Schweiz – ausser für Brotweizen – griff der Bericht auf fundierte Daten aus Grossbritannien zurück. Diese wurden für die Schweiz umgerechnet. Laut Studie sind die beiden Länder vergleichbar: Die Lebensmittelverluste liegen in beiden Ländern bei rund einem Drittel der gesamten Lebensmittel. Weiter seien Grossbritannien und die Schweiz wirtschaftlich und kulturell vergleichbar; es könne von einem ähnlichen Konsumverhalten ausgegangen werden.

Massnahmen gefordert

Die Studie zeigt Massnahmen auf, die gegen Food Waste ergriffen werden können. Alle müssten die Verantwortung übernehmen. „Food Waste ist oftmals ein Schnittstellenproblem“ und brauche deshalb eine enge Kooperation aller Akteure der Lebensmittelkette, vom Bauern bis zum Lebensmittelgeschäft. Im Gegensatz zu Staaten wie Deutschland, Frankreich oder Österreich hat die Schweiz keine Ziele gegen Lebensmittelverluste festgelegt. In einer Petition fordert der WWF daher die Politik auf, bis 2025 die Lebensmittelverluste mindestens um die Hälfte zu senken. Zudem sei eine fundierte und transparente Datenerhebung in der Schweiz nötig. Gefordert ist aber auch jede Konsumentin und jeder Konsument. Die WWF-Studie und Umweltnetz-Schweiz geben dazu hilfreiche Tipps, wie Sie Ihre Lebensmittelverluste verringern können:

-          Sich seiner Verantwortung bewusst werden: Wer zum Beispiel den Anspruch an „Rund-um-die-Uhr“ frisch verfügbare Produkte hat, fördert damit den Food Waste in Verkaufsstellen automatisch

-          Einkäufe bewusster planen: Realistische Mengen einkaufen, anstatt blind auf Vorrat zu kaufen. Länger haltbare Produkte verringern ebenfalls die Fortwerfrate

-          Brot richtig lagern: Brot immer in einem Sack aus Baumwolle, Papier oder Seidenpapier lagern und zusätzlich in einem Brotkorb (idealerweise aus Holz) aufbewahren. Zudem auf kühles und trockenes Raumklima achten.

-          Fleisch einfrieren vor dem Ablaufen des Verfallsdatums. Es kann somit weit über das Datum hinaus noch genossen werden

-          Kreative Resteverwertung (hier sei wieder einmal das kreative Kochbuch „Grün kochen? (Öko-)Logisch!“ empfohlen)

-          Nicht nur die Filet-Stücke essen, sondern bewusst auch wieder einmal Kutteln oder Kalbskopf kochen

-          Bewusst auch ästhetisch nicht perfektes Gemüse kaufen, es wird Ihnen mindestens gleich gut schmecken

-          Direkt beim Produzenten einkaufen, dies verschiebt die Entscheide über Qualität und Norm zurück zu den Produzierenden

-          Containern gehen und damit vermeiden, dass oftmals einwandfreie Lebensmittel fortgeworfen werden

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