Nachhaltiger in die Winterferien

10 Nov 2014
Es gibt viele Möglichkeiten sich beim Wintersport umweltbewusst zu verhalten. Es gibt viele Möglichkeiten sich beim Wintersport umweltbewusst zu verhalten.

Bald ist es wieder soweit: Die Wintersaison in den Bergen startet. Über die Hälfte der Schweizer Bevölkerung betreibt irgendeine Form von Wintersport – sei dies Skifahren, Snowboarden, Langlauf, Schneeschuhlaufen, Skitouren. Davon ist die beliebteste Wintersportart das Skifahren. Damit jeder dritte Schweizer, aber auch viele ausländische Touristen in den Bergen Ski fahren können, braucht es eine gut ausgebaute Infrastruktur. Der Wintertourismus stellt die Umwelt vor grosse Probleme. Auswirkungen des Wintersports auf die Umwelt beleuchten wir in einer Artikelserie.

Es ist Herbst. Der Morgennebel zieht durch die Täler, und es ist empfindlich kalt geworden. Die Bäume verlieren ihre letzten bunten Blätter. In den höheren Lagen ist bereits der erste Schnee gefallen und in den touristischen Bergregionen laufen die Vorbereitungen für den Winterbetrieb auf Hochtouren: Es werden rote Sicherheitsnetze entlang der künftigen Skipisten aufgehängt. In den Sportgeschäften können sich die Wintersportler bereits mit den neuesten Modellen für die Wintersaison eindecken. Im ersten Teil der Artikelserie gehen wir der Frage nach, wie weit die Nachhaltigkeit in der Skiproduktion Einzug gehalten hat, ob es nachhaltige Wintersportorte gibt und ob Wege existieren, den Winterreiseverkehr nachhaltiger zu gestalten.

Nachhaltige Skiproduktion

Die Auswirkungen des Wintersports beginnen schon mit dem Kauf des Sportgeräts im Geschäft. Gibt es heute schon nachhaltig produzierte Ski? Wie sich bei der Internationalen Sportmesse 2013 zeigte, sind nachhaltig hergestellte Ski immer mehr am Kommen, so Beni Stöckli, CEO des Schweizer Skiherstellers Stöckli, gegenüber der Handelszeitung. Der Hersteller hat einen Ski konzipiert, der aus Holz, Leinen und Bambus besteht. Das Fribourger Start-Up Bcomp um Gründer Cyrille Boinay liefert Halbfabrikate aus Flachsfasern an Skihersteller wie Black Diamond, K2, aber auch Stöckli. Flachsfasern ersetzen Aluminium, Glasfaser und Plastik. Der Walliser Skihersteller Movement bietet Skimodelle an, deren Holzkern aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammt. Die nachhaltigen Ski haben den Vorteil, dass sie teilweise wiederverwertbar sind und ihre Rohstoffe nachwachsen. Das Recycling von Altski ist besonders wichtig, betrachtet man die Menge Ski, die jährlich entsorgt werden. Gemäss dem Deutschen Skiverband sollen dies allein in Deutschland jährlich bis zu 120‘000 Paar Ski sein, wie Die Zeit in einem Artikel vom Januar 1991 schreibt. Diese Menge hat sich seither sicher nicht verringert. Zahlen fehlen aber, ebenso auch für die Schweiz. Das Problem ist somit seither nicht aus der Welt geschaffen: Das Konsumentenforum schreibt, Ski und Snowboards wären nicht rezyklierbar, da die Kunststoffbestandteile nur schwer getrennt werden können. Da in den Ski wertvolle Rohstoffe wie Holz, Stahl, Fiberglas oder Kunststoffe stecken, die energieaufwändig zu Sportgeräten verarbeitet wurden, sollten sie nicht einfach verbrannt , sondern für die Herstellung neuer Produkte genutzt werden. Wenn man rohstoff-, energie- und umweltbewusst ist, lohnt es sich, die eigenen Ski so lange wie möglich zu brauchen. Wer sich ein neues Paar Ski besorgt, kann seine alten Ski in eine Tauschbörse bringen, oder sich gar dort „neue“ beschaffen.

„Ein Produkt aus nachwachsendem Flachs zu produzieren, ist sexier als aus Karbon.“
Cyrille Boinay von Bcomp

Nachhaltige Wintersportorte

In der Schweiz hat der Schneesportler eine riesige Auswahl an Wintersportorten. Mehr als 1800 Bergbahnen in über 170 Destinationen befördern jährlich insgesamt 280 Millionen Fahrgäste. In einem Wintersportort stehen dem Wintersportler nicht nur Bergbahnen zur Verfügung, sondern auch Unterkünfte, Strassen, Restaurants, Kinos, Bäder und andere touristische Bauten. Bis jetzt gibt es keine einheitliche Beurteilung von Wintersportorten bezüglich ihrer Nachhaltigkeit. Viele Destinationen haben Begriffe wie „Umweltschutz“ und „Nachhaltigkeit“ in ihren Leitbildern, die einen gewissen Anhaltspunkt liefern, ob der Ort etwas unternimmt, um die Umwelt zu schützen. Eine Hilfe bei der Wahl nachhaltiger Wintersportorte oder Unterkünfte bieten Labels, ähnlich wie beim Einkauf von Lebensmitteln. Orte mit dem GaST-Label (Gemeinschaft autofreier Schweizer Tourismusorte) beispielsweise bieten dem Wintersportler einen Ort mit „hoher Luftqualität und hoher Bewegungsfreiheit in den Strassen“, wie die Gemeinschaft auf ihrer Webseite schreibt. Die autofreien Ferienorte empfehlen ihren Gästen die An- und Abreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Für die Wahl der Unterkünfte liefern Labels dem Gast eine Möglichkeit, sich für umweltfreundliche Unterkünfte zu entscheiden, im Kanton Graubünden sind diese mit dem Steinbock-Label gekennzeichnet. Diese Unterkünfte verringern ihren Umwelteinfluss, indem sie ihren Energie- und Wasserverbrauch optimieren, ihre Abfallmenge reduzieren und Umweltstandards einhalten. Kleinere Feriendestinationen, die weniger Infrastruktur benötigen, um die Bedürfnisse des winterlichen Massentourismus zu befriedigen, sind umweltschonender als grosse Skiresorts.

Winterreiseverkehr

Beginnt die Wintersaison, so fahren an sonnigen Wintertagen Tausende mit ihren Autos in die Berge. Es kommt zu kilometerlangen Staus, die von den Bahnreisenden beim Vorbeifahren gerne bestaunt werden. Der Freizeit- und Tourismusverkehr weist ein ungebrochenes Wachstum auf, und mit ihm steigt sowohl die Belastung der Umwelt durch den Verbrauch fossiler Treibstoffe als auch durch den Bau von Verkehrswegen, mit dem die Landschaft verändert wird. Weshalb wählen heute immer noch so viele Menschen das Auto, um zu ihrem Wintersportort zu gelangen, obwohl wir heute alle wissen, welche Auswirkungen das Autofahren gerade auch durch den Freizeitverkehr auf die Umwelt und das Klima hat? In einer Untersuchung hat das Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) die Faktoren ermittelt, welche die Menschen zur Wahl eines Verkehrsmittels bewegen. Danach entscheiden sich die Menschen gegen die öffentlichen Verkehrsmittel wegen des fehlenden Komforts. Insbesondere im Winter ist das viele und sperrige Gepäck hinderlich, ausserdem wurden die fehlende Mobilität in der Feriendestination und die langen Reisezeiten angeführt. Deshalb informiert der Ride & Glide-Ratgeber des Verkehrsclubs der Schweiz (VCS) detailliert über die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Er macht zusätzlich Angaben über das Vorhandensein von Gepäckdepots bei den Bergbahnen und über die Weglänge von der letzten Station des öffentlichen Verkehrs bis zur Talstation.

Welchen Einfluss eine Angebotsverbesserung des öffentlichen Verkehrs auf die Wahl des Verkehrsmittels haben kann, lässt sich gut am Beispiel des Lötschberg-Basistunnels aufzeigen, der die Reisedauer vom und ins Wallis um eine Stunde verkürzt. Dies führte zu einer enormen Nachfragesteigerung auf den Bahnverbindungen ins Wallis. Vor der Eröffnung im Dezember 2007 reisten 8300 Personen pro Tag ins Wallis, im Jahr 2008 stieg dieser Wert auf 12‘500 Personen pro Tag an. Dies schreibt das ARE in seinem Schlussbericht zu den Auswirkungen des Lötschberg-Basistunnels. Wenn die Transportunternehmen zusätzlich kombinierte Billette im Angebot haben, welche dem Reisenden einen Mehrwert bieten, so lassen sich noch mehr Menschen für die öffentlichen Verkehrsmittel begeistern. Die SBB-Tochter RailAway bietet die sogenannten Snow’n‘Rail Kombi-Angebote für Wintersport. Diese beinhalten ein ermässigtes öV-Billett und einen Skipass sowie einen Rabatt für die Miete der Wintersportausrüstung. Ein weiterer Bonus für öV-Reisende bietet die Möglichkeit, die Skipässe übers Internet auf eine Karte zu laden. Mit dieser kann sich der Wintersportler direkt ohne Anzustehen ins Pistenvergnügen stürzen.

Im nächsten Artikel der Wintersportserie beleuchten wir den Bau und den Unterhalt von Skipisten und deren Auswirkungen auf die Umwelt.                                                   

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