Leseratten in der Zwickmühle

19 Dez 2014
Ab zehn gelesenen Büchern pro Jahr lohnt sich die Anschaffung eines E-Readers. Ab zehn gelesenen Büchern pro Jahr lohnt sich die Anschaffung eines E-Readers.

Bücher gehören zu den beliebtesten Geschenken überhaupt. Im Vergleich zu den oft schweren und unhandlichen Büchern sind E-Reader praktischer und ermöglichen es Leseratten, eine ganze Bibliothek ständig dabei zu haben. Sind E-Reader aber deswegen auch besser für die Umwelt als gedruckte Bücher? Eine Studie zeigt: Umweltbewusste Leseratten sollten ab zehn gekauften Büchern pro Jahr die Option E-Reader ins Auge fassen.

Beliebte E-Books

E-Reader, auf denen man E-Books lesen kann, erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Wer sich für einen E-Reader entscheidet, tut dies meistens, weil er damit viele Bücher dabei haben kann und nur wenig Gewicht mit sich trägt. Gedruckte Bücher sind aber trotz Aufschwung der E-Reader in der Schweiz noch sehr beliebt: Das Leseerlebnis mit dem Blättern in einem Buch führen Befürworter häufig als Kaufgrund für gedruckte Bücher auf. In der Schweiz werden pro Jahr etwa 30 Millionen Bücher gekauft, wie der WWF in einer Studie zur Ökologie der Taschenbuchproduktion schreibt. Umweltbewusste Leseratten stehen vor der Frage: Soll ich gedruckte Bücher kaufen oder elektronische? Denn: Jedes Format hat aus Umweltsicht seine Vor- und Nachteile.

Umweltbilanz der E-Reader

Die Herstellung eines E-Readers schlägt in seiner Umweltbilanz am meisten zu buche, kommt das Öko-Institut in einer Studie zum Schluss. In einem E-Reader sind wertvolle Metalle wie Kupfer, Silber, Gold und Palladium verarbeitet, ausserdem werden sie von einer Lithium-Ionen-Batterie gespeist. Ein E-Reader mit einem eInk-Display (elektronische Tinte) hat eine Akkulaufzeit von ungefähr zwei Wochen und verbraucht jährlich ungefähr 0,6 kWh Strom. Ein E-Reader mit LCD-Farbdisplay verbraucht hingegen wesentlich mehr, nämlich 3,5 kWh. Der geringere Stromverbrauch für einen eInk-Reader kommt dadurch zustande, dass nur beim Umblättern Energie verbraucht wird. Die Tinte wird dann jeweils neu auf dem Bildschirm angeordnet. Bei der Herstellung eines eInk-Readers werden rund 8 Kilogramm CO2 ausgestossen und 36,5 kWh Energie benötigt, bei der Nutzung werden 360 Gramm ausgestossen und 1,7 kWh Energie benötigt. Die Herstellung hat also die stärksten Umweltauswirkungen. Damit die wertvollen Metalle zurück gewonnen werden, sollte ein E-Reader unbedingt an der Verkaufsstelle zurückgegeben werden. Auf diese Weise verringern sich die Umweltauswirkungen: Es werden 320 Gramm CO2 und 0,5 kWh Energie eingespart. Damit können die CO2-Belastung und der Energieverbrauch, die beim Lesen mit dem E-Reader entstanden sind, kompensiert werden.

Umweltbilanz gedruckter Bücher

Die Herstellung gedruckter Bücher ist ebenfalls mit grossen Umweltauswirkungen verbunden, die das Öko-Institut berechnet hat. Die Produktion von zehn Büchern mit 200 A5-Seiten erzeugt bei der Papierherstellung rund 10 Kilogramm CO2 und beim Druck nochmals 800 Gramm. Die Herstellung des Papiers fällt somit am meisten ins Gewicht, vor allem, wenn das Papier aus Frischfasern hergestellt wird. Würden alle Bücher, die in der Schweiz jährlich verkauft werden, auf Recyclingpapier gedruckt, müssten pro Jahr 750‘000 Bäume weniger gefällt werden, wie der WWF schreibt. Das Öko-Institut hat die Umweltauswirkungen der Buchproduktion in Abhängigkeit von der Papierqualität untersucht: Wird Recyclingpapier verwendet, so werden bei der Papierherstellung rund 8 Kilogramm CO2 erzeugt, der Ausstoss des Drucks bleibt gleich. Der Energiebedarf für die Produktion von zehn Büchern liegt bei 92,6 kWh für Frischfaserpapier und 35,3 kWh für Recyclingpapier. Der Druck benötigt in beiden Fällen 9,7 kWh Energie. Werden Bücher der Papiersammlung zur Entsorgung mitgegeben, sollte bei Taschenbüchern der Buchrücken und der Umschlag entfernt werden, weil der Leim aus den Buchrücken zu Pannen bei der Recyclingpapierherstellung führen kann.

„Wer zehn Bücher und mehr jährlich liest, sollte aus Umweltschutzgründen einen eInk-E-Reader in Erwägung ziehen.“

 Mindestens zehn Bücher

Die Studie des Öko-Instituts kam zum Ergebnis, dass sich E-Reader punkto CO2-Ausstoss und Energiebedarf erst lohnen, wenn mehr als zehn Bücher jährlich gelesen werden – die meisten Vorteile bringen E-Reader mit eInk-Displays. Weil die grössten Umweltauswirkungen eines E-Readers bei der Herstellung entstehen, sollte ein E-Reader möglichst lange genutzt werden. Geräte mit längerer Lebensdauer haben ein robustes Design, hochwertige Akkus sind darin eingebaut und der Hersteller ermöglicht Reparaturen. Viele E-Reader sind heute nur für ein System kompatibel – das verkürzt die Lebensdauer. Wenn ein Kunde nämlich das System umstellen möchte, muss er einen neuen E-Reader anschaffen. 

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