Der Marienkäfer: integrierte Produktion
Die konventionellste landwirtschaftliche Anbaumethode, die in der Schweiz praktiziert wird, ist die integrierte Produktion. Sie wird von 88.5 % der schweizerischen Landwirtschaftsbetriebe praktiziert. Der Begriff ‘konventionell‘ steht dabei ‘ökologisch‘ gegenüber. Damit ein Schweizer Landwirt in den Genuss von Direktzahlung kommt, muss sein Betrieb einen ökologischen Leistungsnachweis erfüllen (ÖLN), wobei der IP-Standard das Minimum ist.
Bei der IP – Produktion arbeitet man nach den Grundsätzen des integrierten Landbaus. Jeder Betrieb soll möglichst unter Anwendung der neuesten anerkannten Anwendungsregeln wirtschaften. Der Grundstein dazu ist die streng geregelte Fruchtfolge. Weiter pflanzt man krankheitsresistente Sorten an. Pflanzenbehandlungsmittel werden nur gezielt eingesetzt. Es werden prozentuale Anteile des Landes für ökologische Ausgleichsflächen ausgeschieden und ein Teil wird – der Artenvielfalt zuliebe - als naturnahe Umgebung erhalten. Tiere werden artgerecht gehalten und beschäftigt. Nützliche Insekten werden gefördert. Der Bodenerosion wird entgegengewirkt, indem man beispielsweise den Boden im Winter begrünt. Das Personal zeichnet während des Jahres die Betriebsführung auf und macht Weiterbildungen. Jeder IP- Betrieb wird mindestens einmal jährlich geprüft und zertifiziert.
Die Knospe: biologisch-organisch
Biologisch-organische Produzenten, beziehungsweise Bio Suisse Bauern, arbeiten nach strengeren Richtlinien als IP-Betriebe; das Schweizer Regelwerk dazu umfasst 280 Seiten. Bio Suisse ist sowohl in der Produktion als auch im Sozialen nachhaltig und geht einiges weiter als das ‘europäische Bio‘. Seine ganzheitliche Betrachtungsweise ist möglichst natur- und umweltschonend, um Boden, Wasser und Luft nicht zu belasten. Biobetriebe kommen ohne Kunstdünger, ohne chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und ohne Gentechnik (die in der Schweiz sowieso verboten ist) aus.
Geschlossene Nährstoffkreisläufe werden angestrebt: Das heisst unter anderem, dass man Hofdünger verwendet. Im Umgang mit Schädlingen, Pilzen und Unkräutern werden möglichst schonende Techniken angewendet. Nur wenige Pflanzenschutzmittel sind erlaubt. Sie müssen gemäss Schweizerischer Bioverordnung für die betreffende Pflanzenart zugelassen und auf der Betriebsmittelliste des Forschungsinstituts für biologischen Landbau Fibl aufgeführt sein.
Auszug aus der Betriebsmittelliste des Fibl
Zugelassen sind mechanische Abwehrmassnahmen wie Kulturschutznetze, Schneckenzäune, Mausefallen, beleimte Kunststoff-Fallen und Leimringe, sowie selbst hergestellte pflanzliche Extrakte wie Aufgüsse, Auszüge und Tees. Auch Biocontrol-Organismen und Nützlinge – etwa Virusisolat beziehungsweise Bakterien gegen Falter, Parasitenmischungen gegen Blattläuse, Nematoden gegen Schnecken oder Fenchelöl gegen Mehltau – sind erlaubt.
Knospe-Tiere erhalten regelmässigen Auslauf und fressen (möglichst hofeigenes) Biofutter ohne leistungsfördernde Zusätze. Bioprodukte werden weder mit Aroma- noch mit Farbstoffen ergänzt. Sie werden nur fair gehandelt: Das heisst, es bestehen langfristige Verträge, die auf gegenseitiger Wertschätzung, Respekt und Vertrauen aufbauen, wobei die Preise ebenfalls gerecht sind. Konstruktive Zusammenarbeit fördert den Biolandbau international.
Demeter: biologisch-dynamisch
Wer seine Produkte unter dem Namen Demeter verkauft, arbeitet nach den anthroposophischen Grundsätzen, die Rudolf Steiner 1924 vorgetragen hat. Zusätzlich zu den ‘normalen‘ Biostandards nützen Demeter-Landwirtinnen die positive Wirkung des Kosmos (Sonne, Sterne, Mond und Planeten). Gepflanzt und geerntet werden Pflanzen nur nach Kalender. Unterschieden werden Blüte, Frucht, Blatt und Wurzel. Unter anderem werden die Mondphasen miteinbezogen. Weiter verwendet man Präparate verwendet man spezielle Präparate zur Anregung der Substanzen und Kräften in Boden und Pflanzen. Ausserdem sind keine Eingriffe an Tieren erlaubt; weder das kupieren eines Schafsschwanzes, noch das Entfernen der Kuhhörner. Auch die Produkte dürfen kaum verändert werden. Man gibt keine Enzyme, Konservierungs- oder Aromastoffe zu, homogenisiert die Milch nicht, verwendet kein Nitritpökelsalz, macht aus Saft nie Konzentrat und erhitzt Honig nicht über die Bienenstocktemperatur. Bestrahlen zur Haltbarmachung ist schon gar nicht erlaubt. Letztendlich wird sogar jeder Hof und jede Gärtnerei als eigener Organismus verstanden.
Bio... Logisch?!
Wer dies merkwürdig findet, dem sei gesagt: Die Produktqualität unterscheidet sich kaum, aber die Umwelt profitiert enorm vom ökologischen Landbau. Laut einer Studie von Mäder et al (2002) ist die biologische Aktivität in Bioböden signifikant höher. Die mikrobielle Biomasse im Boden ist bei Demeter sogar signifikant höher als bei Bio Suisse. In Ökoböden ist die Gesamtlänge der Mykhorriza 40 % länger und die Zahl der Regenwürmer gar bis zu dreimal so gross wie in konventionellen. Nützlinge wie Laufkäfer, Kurzflügler und Spinnen sind doppelt aktiv auf Bioflächen; unter anderem auch, weil Beikräuter die Vielfalt und das Nahrungsangebot erhöhen. Mikroorganismengemeinschaften im Demeter-Boden sind sogar effizienter im Verwerten der organischen Substanz, sodass sie schneller wachsen können. Je nach Kulturpflanze konnte auf derselben Fläche mit der ökologischen Anbauweise 60-100 % des konventionellen Ertrags erreicht werden. Dabei musste man nur gut drei Fünftel der Energie reinstecken. Zudem braucht man 97 % weniger Pestizide.
Noch weiter gedacht: Permakultur
Permakultur umfasst unsere gesamten Lebenszusammenhänge, Architektur, Landschaftsplanung, Städtebau, Wasser- und Energiewirtschaft; Volkswirtschaft; Bildung, Arbeit und Sozialwesen.“ Sabine Dahl
Die Permakultur ist keine offizielle Anbauweise des Bundes, sie wird aber je länger je beliebter. Es handelt sich dabei um ein internationales Design- und Raumplanungssystem. Mit funktionierenden Ökosystemen als Vorbild werden lokal ästhetische Pflanzungen vorgenommen. Dabei wird kleinräumig und unterschiedlich intensiv eine grosse Vielfalt angebaut. Das Ziel ist der Einbezug aller, sodass auch alle ein Stück vom Kuchen bekommen. Macht eine ganze Stadt mit, nennt man sie eine Transition Town.
Die Permakultur soll ökologisch, sozial und ökonomisch nachhaltig sein. Man achtet auf Mehrjährigkeit und Dauerhaftigkeit sowie Mehrfachfunktionalität: Auch Schafe und Hühner können gehalten werden. Ob wild oder gezüchtet, einheimisch oder fremdländisch spielt keine Rolle. In Bezug auf die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit legen Permakultur-Bauern grossen Wert auf die Errichtung natürlicher Nährstoffkreisläufe und beispielsweise auf die Nutzung von Pflanzenkooperationen zur Eindämmung von Schädlingsbefall.
Weitere Informationen:
Schweizer Bauern
Bio Suisse Regelwerk
Demeter Broschüre
Permakultur
Landwirtschaftliche Strukturerhebung Bund
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