Ratgeber: Drei Argumente für faire Mode

05 Nov 2015
Von links nach rechts: 1) Jacke LangerChen, Hose Kuyichi, Schuhe Ethletics 2) Shirt UNICA, Jacke Switcher, Hose Kuyichi, Schuhe Mammut 3) Wasserfallshirt UNICA, Strumpfhosen Marie Antoilette 4) Shirt UNICA, Pullover Naturaline, Leggins UNICA Von links nach rechts: 1) Jacke LangerChen, Hose Kuyichi, Schuhe Ethletics 2) Shirt UNICA, Jacke Switcher, Hose Kuyichi, Schuhe Mammut 3) Wasserfallshirt UNICA, Strumpfhosen Marie Antoilette 4) Shirt UNICA, Pullover Naturaline, Leggins UNICA

Wer ein neues Kleidungsstück sucht, schaut zunächst auf Farbe, Schnitt und Preis. Wir liefern Ihnen drei Gründe, auch auf die Fairness zu achten. Denn Mode kann heute fair und preiswert sein – und ist optisch auch nicht mehr von ‘konventionell‘ produzierter unterscheidbar.

‘Made in Europe‘ heisst noch nichts

Aus dem Report Stitched up der Clean Clothes Campaign geht hervor, dass in neun Ländern Osteuropas und in der Türkei drei Millionen ArbeiterInnen der Bekleidungsindustrie von Armut und sozialem Ausschluss betroffen sind. Die Studie deckt auf, dass ‘Made in Europe‘ kein Garant für faire Löhne darstellt.

In Bulgarien, Mazedonien und Rumänien ist der legale Mindestlohn tiefer als in China; in Moldawien und der Ukraine sogar tiefer als in Indonesien. Der tiefste Nettolohn in der Studie entsprach nicht einmal 30 % der geschätzten Lebenshaltungskosten. Löhne weit unter dem Existenzminimum und der Armutsgrenze, Diskriminierung von Frauen und das Fehlen von Gewerkschaften behalten die Arbeiterinnen in einer Armutsspirale.

Der Staat wird es nicht richten

Manche Regierungen haben solche Angst vor der Abwanderung grosser Textilmarken, dass sie Proteste der Arbeitnehmerinnen nötigenfalls mit Militärgewalt niederschlagen. Aufsichtsbehörden, die die Arbeitsbedingungen vor Ort untersuchen sollten, drücken oft beide Augen zu. Beispielweise sind die Fenster solcher Fabriken meist vergittert und die Notausgänge verschlossen, damit die Arbeiterinnen nichts klauen können. In einem Notfall wird eine solche Halle dann schnell zur Todesfalle.

Eine lasche Aufsichtsbehörde zeichnete 2012 auch eine pakistanische Textilfabrik mit dem Arbeitssicherheitszertifikat SA8000 aus. Wenige Wochen später, am 11. September brannte die Textilhölle, kostete 254 Menschen das Leben und verletzte weitere 55. Noch heute warten die Betroffenen auf die versprochenen langfristigen Schadensersatzzahlungen.

Die Wertschöpfungskette soll im ‘armen‘ Land bleiben

Längerfristig denkende Textilunternehmen nehmen ihre soziale, ökonomische und ökologische Verantwortung wahr. Arbeitgeber wie UNICA zahlen nicht nur faire Löhne, sondern erbringen diverse Sozialleistungen, welche den Lebensstandard der produzierenden Mitarbeiter entscheidend verbessern. Ausserdem achten solche nachhaltige Unternehmen auch auf die Umwelt, wenn sie beinahe die gesamte Wertschöpfungskette im Ursprungsland aufbauen.

Es ist wichtig, die Kleiderproduktion nicht aus den armen Ländern abzuziehen, sondern vor Ort die Arbeitsbedingungen der Arbeiterinnen zu verbessern. UNICA kauft beispielsweise Textilien aus Peru. Die Alpacas werden auf 4500 Meter über Meer gehalten. Dort wird auch ihre feine Wolle geschoren, eingefärbt, gesponnen und zu modischen Designs verarbeitet. Diese werden zwar in der Schweiz abgesegnet, sind jedoch immer vom Ursprungsort inspiriert.

Firmenchecks erleichtern die Sucheuibl
2012 veröffentlichte die Erklärung von Bern (EvB) einen grossen Outdoorfirmencheck. Bewertet wurden Transparenz, Kodex, Umsetzung und Kontrolle. Jack Wolfskin, Mammut, Odlo, Schöffel, Vaude, Haglöfs, Patagonia und Maier Sports erreichten die Topkategorie ‘Fortgeschrittene‘.
2010 schafften es ausserdem Switcher und Remei in den ‘grünen Bereich‘.
Etwas aktueller diskutierte Heike Holdinghausen die Entwicklungen der Modebranche in ihrem Buch “Dreimal anziehen, weg damit“. Auch diesem lassen sich vertrauenswürdige Shopping-Tipps entnehmen.
Solche Verzeichnisse sind leider nie abschliessend. Gerade kleine Labels, welche oft familiärer und sozialer produzieren als die grossen, werden von ihnen manchmal ignoriert. Umso wichtiger ist es, ebendiese durch Mund zu Mund-Propaganda bekannter zu machen. Bedauerlicherweise ist nur wenigen Konsumenten bewusst, wie sehr sie mit ihrem Kaufentscheidend zur Einhaltung der Menschenrechte und Umweltstandards beitragen können.

Was Sie tun können

  • Fragen Sie die Verkäuferin nach den Produktionsbedingungen. Wenn Sie Ihnen auch keine abschliessende Auskunft geben kann, so bekräftigen Sie damit zumindest Ihr Interesse an der Thematik.
  • Sie können sich auch direkt an die Kleiderfirma wenden. Schicken Sie beispielsweise ihren Kassenbon mit einer konkreten Frage ein. Beispielsweise: „Wie viel verdient eine Näherin an diesem Pullover?“
  • Besprechen Sie die Mankos der Bekleidungsindustrie mit Bekannten und erfragen Sie, wo diese ihre nachhaltige Kleidung beziehen.
  • Entwickeln Sie ein gesundes Misstrauen gegen allzu günstige Angebote, und fragen Sie sich auch dort: Brauche ich das wirklich?

Die Kleidermarken der Titelbildoutfits
UNICA ist die Kleidermarke der claro fair trade AG. In den vier Schweizer Läden werden ausserdem die fairen Marken Consequent, Kuyichi (Jeans), Lana, Lanius, People Tree und LangerChen angeboten.
Allgemein bekannt sind Coop Naturaline und Switcher.

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