Wem die Lupine nicht aus Aufenthalten rund ums Mittelmeer bekannt ist, hat sie mit Bestimmtheit schon einmal an einer Strassenböschung oder entlang einer Bahnlinie gesichtet. Die Vielblättrige Lupine (Lupinus polyphyllus) gehört zu den häufig anzutreffenden Neophyten in der Schweiz. An einem dicken Stängel ordnen sich viele kleine Schmetterlingsblüten in dichten Trauben und blühen in Weiss über Rosa bis hin zu Dunkelviolett. Als Gründünger findet die Lupine oft Einsatz im Obst-, Acker- und Gartenbau. Ihre Wurzeln reichen bis zu zwei Meter in die Tiefe, reichen den Boden mit Stickstoff an und unterdrücken durch schnellen Trieb ungewohnte Beikräuter (Unkraut). Jedoch zählt die Lupine mit ihren geringen Ansprüchen an Böden zu den invasiven Arten und ist daher zuweilen unerwünscht.
Proteinwunder
Umtriebige Lebensmitteltechnologen versuchen seit geraumer Zeit, aus dem Samen der Lupine neue Lebensmittel zu kreieren. Das hochwertige Protein der Lupine verblüfft in vielerlei Hinsicht. Aus Lupinen hergestelltes Mehl steigert den Proteingehalt durch erhöhte Konzentration. Es enthält ca. 40% basisches Eiweiss, wertvolle Aminosäuren (Lysin und Tryptophan), viel leicht aufzunehmendes Eisen, effektive Antioxidantien wie Beta-Carotin und Vitamin E und zu 85% ungesättigte Fettsäuren.
In den letzten fünf Jahren hat sich die Anzahl der Lebensmittelprodukte auf Lupinenbasis massiv erhöht. Insbesondere in Deutschland sind dutzende neuer Betriebe entstanden, die den lokalen Lupinenanbau fördern und biologische Lebensmittel herstellen. Forschern gelingen zudem immer bessere Ergebnisse beim Versuch, das Protein der Lupine zu spalten und die Inhaltsstoffe in weiteren Bereichen wie Kosmetik oder Medizin zu verwenden. 2014 erhielten Forscher vom deutschen Fraunhofer-Institut den Deutschen Zukunftspreis, die Verfahren zur Gewinnung des Lupineneiweisses entwickelten. Inzwischen ist Lupineneiweiss in vielfältiger Form erhältlich. Auf dem Markt existiert mittlerweile eine Vielzahl von Lebensmittel wie Shakepulver, Lupinenmehl, Lupinenmilch, Tofuähnliche Lupinenmasse, Joghurt und weiteres.
Nachhaltige Kulturpflanze
Bereits zu Beginn der 2000er Jahre führte die Agroscope (Kompetenzzentrum des Bundes für landwirtschaftliche Forschung) Anbauversuche der Lupine in der Schweiz durch. Dabei erwies sich die Kulturpflanze als optimal für versauerte und stickstoffarme Böden, die relativ anspruchslos auch bei erschwerten Bedingungen z.B. bei Trockenheit gut gedeiht. Anders als Soya fällt die Bewirtschaftung von Lupinenfeldern um ein weniger intensiv aus und kann bei geschicktem Feldwechsel über Jahre schädlingsfrei unterhalten werden. Der Pflanze wird grosses Potenzial nachgesagt, da sie breiten Bevölkerungskreisen beim Wechsel auf eine fleischlose Ernährung behilflich ist und in wirtschaftlich unterentwickelten Schwellenländern als günstiger Fleischersatz gefördert werden kann. Zuweilen treten bei Konsumenten allergische Reaktionen auf, die in Kombination mit Nüssen Kreuzallergien auslösen können. Zudem bestehen weiterhin Vorbehalte, da die Samen toxisches Lupinin (Alkaloid) enthalten, welches jedoch durch Einlegen in Salzwasser stark verringert werden kann. So kann es noch einige Zeit dauern, bis die Lupinen breiten Eingang in unsere Ernährungsgewohnheiten finden. Wem die vegetarischen Ersatzprodukte wie `Lupinenwurst`, `Lupinengeschnetzeltes` oder `Lupinenburger` suspekt sind, kann sich mal zu einem Feierabendbier an den Verzehrfertigen Lupinensamen versuchen. Die gibt es neben italienischen, spanischen oder portugiesischen Feinkostgeschäften mittlerweile auch bei den grossen Detailhändlern zu kaufen.
Weitere Informationen:
wildfind
Zentrum Gesundheit
agroscope
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