Waren es einst nur Kaffeebohnen, können heute eine Vielzahl verschiedener Produkte mit dem bekannten Fairtrade Label von Max Havelaar gekauft werden. Bananen, Schokolade, Blumen und Pflanzen, etliche Fruchtsäfte, exotische Früchte, Textilien, Grundnahrungsmittel wie Reis oder Quinoa, Tee, Zucker, Gewürze und vieles mehr wird in den Regalen der Verkaufsläden angeboten.
Alleine in Deutschland setzten fair gehandelte Produkte bis 2012 über eine halbe Milliarde Euro um. In der Schweiz hat Kaffee von Max Havelaar einen Marktanteil von 10 % und wird seit 1992 angeboten. Die seit 1997 erhältlichen, fair gehandelten Bananen schaffen es auf einen Anteil von 53 %. Fairtrade bedient noch immer eine Nische, doch drängt es stetig auf neue Märkte.
Als Mitglied von Fairtrade International strebt die schweizerische Stiftung Max Havelaar an, durch fairen Handel das Leben von Kleinbauern und Plantagenarbeiterinnen in Entwicklungs- und Schwellenländern zu verbessern. Max Havelaar schafft Marktzugang für Fairtrade-Produkte und übernimmt Informations- und Sensibilisierungsarbeit für den fairen Handel in der Schweiz.
Der Organisation wurde regelmässig ein gutes Zeugnis ausgestellt, wonach die Richtlinien des Labels in den Produktionsländern greifen soll und die Bauern tatsächlich von den höheren Preisen profitieren. Doch spriessen seit Jahren neue Labels aus dem Boden, denen weniger an Rückverfolgbarkeit und Transparenz gelegen ist. Dafür gibt es mittlerweile verschiedene Webportale, die einem aus dem zuweilen verwirrenden Labeldschungel führen. Wie zum Beispiel: labelinfo.ch.
Denn Zweifel an Fairtrade sind durchaus berechtigt. Verschiedene Verbraucherschutzorganisationen werfen Herstellern Etikettenschwindel vor. Grund dafür ist oft der sogenannte Mengenausgleich. Bei der Mehrheit der Fairtrade Produkte stammt der Inhalt 1:1 von Fairtrade-zertifizierten Produzenten-organisationen. Bei Kakao, Zucker, Fruchtsaft und Tee ist diese physische Rückverfolgbarkeit jedoch teilweise nicht möglich. Der Produktinhalt wird während der Verarbeitung mit Rohstoffen vermischt, die kein Label tragen. Bei entsprechender Kennzeichnung ist dieses Verfahren legal, diese wird aber oftmals weggelassen. Auch schwindeln einige Hersteller gerne mit `Rechenübungen`. Aus 6% fair gehandeltem Kaffee in einem Convenience Artikel wird bei Weglassen von Milch und Wasser ein Anteil von 60%. Häufig bleibt die Kritik zu Fairtrade an den Herstellern von Produkten hängen, die in der Folge einzig am Informationsgehalt ihrer Herkunftsbezeichnung basteln.
Doch gibt es auch Kritik zu Auswüchsen in den Produktionsländern. Das Fairtradesystem sei gerade bei niedrigen Weltmarktpreisen inneffizient. Laut Max Havelaar kann der Anteil, der an den Bauern geht, zwischen 15-65 % schwanken. Teilweise sind die Bauern also eher von den Börsenpreisen für Rohstoffe abhängig als von der Hilfe der Fairtrade Organisationen. Diese verlangen aber teils hohe Antrags- und Erstzertifizierungsgebühren. Viele Kleinbauern schrecken diese oft mehrere tausend Euro teuren Investitionen ab. Hingegen profitieren die Produzenten von Beratung und Rechtshilfe der Organisationen, was langfristig einen Mehrwert schafft.
Schliesslich profitieren die Bauern in Herstellungsländern tatsächlich von Fairtrade Labels. Manchmal in etwas verwässerter Form und nicht durchwegs wie gewünscht. Viele Testergebnisse von Fairtradelabels konstatieren dennoch: Besser lückenhafte Wege in der Wertschöpfungskette, als gar kein Label.
Weitere Informationen:
airtrade-deutschland
fluter
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