Vanille wird sehr oft im Alltag verwendet, sei dies als Gewürz in Süssspeisen, als Aroma in diversen Kosmetikartikeln oder als Duft in Kerzen. Achten wir uns genau auf die Inhaltsstoffe der Produkte, können wir vermehrt feststellen, dass es sich nur vermeintlich um Vanille handelt. Immer mehr wird künstliches Vanillearoma verwendet, um dem Produkt eine Vanillenote zu verleihen. Dies zum einen, weil die Nachfrage nach Vanillearoma derart hoch ist, dass es nicht möglich ist, diese mit natürlicher Vanille zu decken. Des Weiteren ist die künstliche Variante preisgünstiger, denn der Vanillepreis ist mit 250 US-Dollar pro Kilo seit einem Jahr um das Dreifache angestiegen.
Herkunft und Ernteprozess
Ein Grund für den hohen Preis ist der langwierige Prozess der Herstellung, welcher viel Handarbeit beinhaltet. Im Laden sind Vanilleschoten als dunkelbraune lange Stängel erhältlich. Sie wachsen allerdings als Kletterpflanzen und gehören zur Familie der Orchideen. Um zu gedeihen, brauchen die Pflanzen einen feuchten und warmen Ort mit viel Schatten. Ursprünglich stammt die Kapselfrucht aus Mexiko, wo sie durch Kolibris bestäubt wurde. Als später herausgefunden wurde, dass es möglich ist, die Blüten künstlich zu bestäuben, wurde die Pflanze exportiert. In Madagaskar, dem heutzutage führenden Vanilleproduzent, muss jede einzelne Blüte mit einem Holzstäbchen von Hand bestäubt werden. Dies ist eine sehr aufwändige Arbeit, da sich die Blüte nur ein einziges Mal während mehreren Stunden öffnet. Wird diese Gelegenheit verpasst, so fällt die Blüte ab, ohne dass eine Frucht daraus wachsen konnte. Da durch die künstliche Befruchtung eine quantitativ höhere Ausbeute erzeugt wird, wird diese Methode nun überall verwendet. Bei einer gelungen Bestäubung benötigt die Frucht fünf bis acht Monate, um ausreifen. Die frisch geernteten grünen Stängel sind vorerst noch geschmackslos. Für die Aromaentwicklung müssen sie kurz ins Wasser getaucht und anschliessend in Jutesäcke verpackt werden, wo sie bei heissen Temperaturen über mehrere Tage zum „Schwitzen“ gebracht werden. Als letzter Schritt müssen die bereits dunklen Stängel in der Sonne getrocknet werden. Bevor sie abgepackt werden, wird jede einzelne Schote von einem Arbeiter mit einer besonders sensiblen Nase beschnüffelt. Würde eine schlechte Schote in ein Bündel gepackt, würde dies den Rest der Schoten verderben
Schwarzhandel in Madagaskar
Für die akute Preiserhöhung ist jedoch nicht etwa die Herstellung verantwortlich, sondern ein Problem, mit dem Madagaskar schon seit längerem zu kämpfen hat. Im Jahr 2010 wurde in Madagaskar der Handel mit dem Tropenholz Palisander verboten. Dieses Holz ist besonders auf dem Chinesischen Markt begehrt und wird dort zu Musikinstrumenten und Luxusmöbeln weiterverarbeitet. Mit dem illegal erworbenen Geld kaufen sich die Händler schnellstmöglich Vanilleschoten und verkaufen diese dann legal ins Ausland weiter. Durch diese Geldwäscherei entstand eine unerwartet hohe Nachfrage nach Vanillestangen, worauf die Vanillebauern reagierten. Sie verkürzten das lange Verfahren der Reifung, indem sie unreife Vanilleschoten vakuumierten und sofort weiterverkauften. Darunter litten die Qualität und der Geschmack des Gewürzes.
Mehr Transparenz sorgt für steigende Preise
Jede zweite Vanillestange auf dem Markt stammt aus Madagaskar. Angebaut werden diese in tausenden von Kleinbetrieben. Dadurch fällt es der Regierung schwer, die Kleinbauern zu überprüfen. Gemeinsam mit der Industrie wurde im 2012 die „National Vanilla Plattform“ ins Leben gerufen. Das Ziel der Organisation ist es, die Qualität der Vanille in Zukunft sicherzustellen.
Weiterführende Informationen/Quellen:
Tagesanzeiger, Der bittere Beigeschmack der Vanille
Welt, Unruhe auf dem Vanillemarkt macht Erzeugern und Käufern Sorgen
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