2‘300‘000 Tonnen Lebensmittelabfälle landen jährlich in der Schweiz im Müll. Dies entspricht der Ernte von 85 Prozent des Schweizer Ackerlandes. Global gesehen sind es ein Drittel aller Lebensmittel, die verschwendet werden. Im Klartext bedeutet dies, dass eine Anbaufläche, die 1,5-mal so gross ist wie Europa, unnötig bewirtschaftet wird.
Höchste Zeit zu handeln!
Dieses offensichtliche Problem wurde bereits von vielen erkannt. „Tischlein Deck Dich“ ist eine Organisation, die täglich Lebensmittel rettet und an Menschen in Not verteilt. Über 800 Betriebe spenden ihnen dafür Lebensmittel, welche sie dann an 118 Abgabestellen in der Schweiz verteilen. Sie kooperieren mit der „Schweizer Tafel“, welche nach dem ähnlichen Konzept wie „Tischlein Deck Dich“ funktioniert. Mittlerweile gibt es auch kleinere Organisationen, die Nahrungsmittel direkt bei den Lebensmittelhändlern abholen und verteilen.
Food Waste in der Gastronomie
In der Schweiz gehen 13 Prozent der Verschwendung zu Lasten der Gastronomie. Nebst dem ökologischen und ethischen Aspekt, stellt sie das auch ganz klar vor eine finanzielle Frage. Allerdings gilt hier leider die Regel: Personal ist immer teurer als Lebensmittel. Soll heissen, dass es günstiger ist, ein Buffet zu organisieren, wo sich jeder Gast selbst die Teller füllt, statt einen Serviceangestellten anzustellen, der den Gästen nach Wunsch jederzeit erneut Gipfeli, Käse oder Fruchtsalat bringt.
Der Verein „United Against Food Waste“ ist davon überzeugt, dass mindestens die Hälfte problemlos vermieden werden könnte. Angesicht dessen sieht es der Verein als seine Mission, das Bewusstsein in den Betrieben zu wecken und ihnen somit zukünftig zu helfen. Sie bieten ein individuelles Coaching für Gastronomiebetriebe. Dabei wird zuerst über 4 Monate analysiert, gewogen und gemessen, wo und in welchem Ausmass die Lebensmittel weggeworfen werden. Markus Hurschler vom Verein „United Against Food Waste“ sieht darin den wichtigsten Punkt. Denn den meisten Küchenchefs ist nicht bewusst, was täglich alles in der Tonne landet. Danach werden dem Betrieb Massnahmen aufgezeigt, an welchen Orten und wie gespart werden kann. Den grössten Teil macht die Produktion und Zubereitung aus, dicht gefolgt von den Tellerrückgängen und Buffetrückgängen. Für diese Problematik haben sie ein weiteres innovatives Konzept entwickelt. Denn vielen Gästen ist es unangenehm, zu fragen, ob sie die Tellerreste einpacken dürfen - oder sie kommen gar nicht auf die Idee. Durch die Genuss2-Box fordern sie Restaurants auf, in der Speisekarte zu erwähnen, dass es die Möglichkeit gibt, stehen gelassenes Essen mitzunehmen.
Haltbarkeitsdatum-Dschungel
Meist stehen auf den Lebensmittelverpackungen verschiedene Daten: Mindesthaltbarkeitsdatum, Verbrauchsdatum, Abgepackt am:, Hergestellt am: und so weiter… Dadurch verliert der Konsument die Übersicht. Die logische Schlussfolgerung der meisten ist somit, lieber das Produkt wegzuschmeissen statt die Gesundheit zu riskieren.
Dabei ist die Unterscheidung gar nicht so schwer. Mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum wird festgelegt, bis zu welchem Zeitpunkt die ursprüngliche Qualität des Produktes (sofern es unter den richtigen Bedingungen aufbewahrt wird) gewährleistet ist. Ab diesem Datum könnte es sein, dass das Produkt etwas an Geschmack verliert, es ist jedoch durchaus noch geniessbar. Das Verbrauchsdatum hingegen ist vorgeschrieben für mikrobiologisch leicht verderbliche Lebensmittel, die zwingend gekühlt werden müssen. Nach Ablauf des Datums sollte das Produkt nicht mehr verzehrt werden. Alle anderen Angaben auf den Verpackungen sind freiwillig durch den Anbieter bestimmt worden. Im Allgemeinen sind jedoch immer drei Schritte zur Überprüfung bei abgelaufenen oder alten Lebensmittel einzuhalten:
1. Genau hinschauen, ob das Produkt noch frisch aussieht, oder ob sich bereits Schimmel gebildet hat.
2. Am Produkt riechen, ob es immer noch den üblichen Geruch hat oder bereits säuerlich oder faulig riecht.
3. Ist die Überprüfung gemäss Schritt eins und zwei einwandfrei, so sollte das Produkt sofort genossen werden, um nicht zu riskieren, dass es trotzdem noch verdirbt.
Präventive Massnahmen, wie immer in Massen einzukaufen und zu kochen, führen dazu, dass es gar nicht erst nötig wird, abgelaufene Lebensmittel zu essen. Da die privaten Haushalte 45 Prozent der Schweizer Lebensmittelverschwendung ausmachen, ist deutlich noch mehr Aufmerksamkeit und Achtsamkeit gegenüber Nahrungsmitteln zu entwickeln.
Weiterführende Informationen/Quellen
United Against Waste
Tischlein Deck Dich
Schweizer Tafel
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