Spanische Erdbeeren werden teuer bezahlt

Der vom Aussterben bedrohte iberische Luchs ist im Doñana-Nationalpark beheimatet. Der vom Aussterben bedrohte iberische Luchs ist im Doñana-Nationalpark beheimatet.

Der spanische Nationalpark Coto de Doñana beheimatet viele seltene Tierarten, vom spanischen Kaiseradler bis hin zum iberischen Luchs. Leider ist diese Artenvielfalt bedroht - mitverantwortlich sind spanische Erdbeeren.

Der Nationalpark Coto de Doñana (Unesco-Weltnaturerbe) liegt im spanischen Andalusien und gilt als wichtigstes Feuchtgebiet in Spanien. Der Boden besteht aus Sedimenten, die vom fünftlängsten Fluss Spaniens, dem Guadalquivir, in das Gebiet abtragen wurden. Der Park ist ein Flickenteppich unterschiedlicher Lebensräume, von der Sumpflandschaft bis hin zu Pinienwäldern und Dünen. Damit bietet er unzähligen Tierarten einen Lebensraum, unter anderem ca. 300 Vogelarten sowie seltenen Tiere wie dem iberischen Luchs oder dem spanischen Kaiseradler. Die unbebaute Küstenregion entlang des Nationalparks ist in Spanien eine Seltenheit und ein absoluter Touristenmagnet. Die Lagunen und Sümpfe von Doñana sind von besonderem Wert. Dort rasten jährlich schätzungsweise sechs Millionen Zugvögel auf ihrem langen Weg von Afrika nach Europa.

Profitgier des Menschen verursacht Dürre und bedroht Artenvielfalt

Seit längerer Zeit leidet das Gebiet nun schon unter enormer Trockenheit. Diese wird einerseits durch die immer heisser werdenden Sommermonate, andererseits aber auch durch den massiven Wasserverbrauch von Erdbeerplantagen bedingt. Der Rocina – der wichtigste Zufluss des Gebiets – führte früher bis in den Spätsommer Wasser. In den vergangen Jahren versiegte der Fluss bereits im Juni; eine grosse Gefahr für die Tierwelt.

Die Erdbeerplantagen in der Umgebung rund um Doñana zapfen mit illegalen Bohrlöchern das Grundwasser an und verursachten damit in den letzten 30 Jahren eine Halbierung der Wassermenge des Rocina, beklagt Felipe Fuentelsaz vom WWF Spanien. Die Plantagen, die mittlerweile in grosser Anzahl vorzufinden sind, stören zudem die Wanderrouten der Tiere. Diese sind wichtig für den Blutaustausch mit auswärtigen Artgenossen. Wenn kein genetischer Austausch stattfindet, sind die Tiere langfristig weniger überlebensfähig.

Ein weiteres Problem sind Erdgasprojekte, deren Bauplanung bis in den Nationalpark ausgeweitet wurde und die für den Gütertransport gar eine Vergrösserung des Flussbetts Guadalquivir vorsehen. Wie die Erdbeerplantagen stören aber auch diese Bauten den Lebensraum der Tiere und schliesslich deren biologische Vielfalt. Zudem mussten schon mehrere Unfälle in den dem Park umliegenden Industrien verzeichnet werden, wie beispielsweise ein Dammbruch, der die Gewässer des Parks mit Schlick verschmutzte. Die im Schlick enthaltenen Schwermetalle wie Zink, Blei und Quecksilber fügten der grossen Schaden zu.

Interesse an abgebrannten Waldflächen

Die Dürre im Sommer ist massgebend für die unkontrollierten Waldbrände, die man seit einigen Jahren zu beklagen hat. Ende Juni 2017 brach im Gebiet von Moguer ein weiterer heftiger Waldbrand aus. Der Vizechef der andalusischen schutzbehörde, José Fiscal, teilte mit, dass mindestens 1850 Personen in Sicherheit gebracht werden mussten. Bei den Waldbränden der letzten Jahre kam man leider um den Verdacht von Brandstiftung nicht herum. Der Grund liegt bei den Unternehmern: Viele würden es begrüssen, wenn das Land durch eine Umzonung bebaubar würde. Seit 2015 gibt es darum ein Gesetz, in dem geregelt wird, wie mit abgebranntem Waldgebiet umgegangen wird. Es besagt, dass die Gebiete nur dann industriell genutzt werden dürfen, wenn dafür ein „öffentlicher Nutzen“ besteht. Die Umsetzung ist strittig.

Die Drohungen summieren sich

Unterschiedliche - und schutzinitiativen, aber auch die UNESCO und EU forderten die lokale Regierung mehrmals auf, aktiv zu werden und konkrete Massnamen zum Schutz des Nationalparks auszuarbeiten. Bisher passierte wenig. Fraglich ist es auch, wie effektiv die Gesetze (falls es sie dann gibt) durchgesetzt werden. Die UNESCO drohte der spanischen Regierung gar damit, Doñana seinen Status als UNESCO-Weltnaturerbe zu entziehen und den Park auf die rote Liste der Weltnaturerbe zu setzen.

Am 5. Juli 2017 konnte die WWF mit andern schützern einen Erfolg bekannt geben: Der spanischen Regierung wurde das Versprechen abgenommen, gegen Ausbaggerungen am Flussbett vorzugehen. Darauf will man nun aufbauen, denn es besteht noch mehr Handlungsbedarf. In Zusammenarbeit mit der UNESCO, IUCN und schützern soll die spanische Regierung um den Erhalt des Lebensraums Doñana kämpfen.

 

In Folge der Kampagne erhielt der spanische Präsident über 150‘000 Emails, in denen er dazu aufgerufen wurde, Doñana zu schützen.

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