Am 1. Oktober wurde der internationale Tag des Kaffees begangen, der vor drei Jahren von der International Coffee Organisation mit einem einheitlichen Datum versehen wurde. Viele Länder widmen zusätzlich unterschiedliche Tage dem braunen Lieblingsgetränk vieler Menschen. Der Tag wird einerseits zum Anlass genommen, die Arbeitsbedingungen der Kaffeebauern und die Bedeutung von Fairtrade-Kaffee zu thematisieren. Andererseits nutzen viele Lokale und Geschäfte den Tag, um Aktionen zu setzen, wie zum Beispiel gratis Kaffee auszuschenken. Mit Sicherheit werden solche Marketing-Aktionen gerne angenommen, denn der Kaffee-Konsum liegt in der Schweiz bei jährlich 9 kg pro Kopf. Davon ist ein Anteil von etwa 10% mit dem Fairtrade-Label gekennzeichnet und knapp die Hälfte davon ist zusätzlich bio-zertifiziert.
Fairtrade Kaffee
Die Abhängigkeit von multinationalen Handels- und Röstfirmen bedeutet für die Produzenten vor allem Unsicherheiten im schwankenden Verkaufspreis und eine schwache Verhandlungsposition. Konkret heisst das: Ein Leben am Rande der Armutsfalle. Eine Fairtrade-Kennzeichnung von Kaffee bedeutet für die Kleinbauern, dass sie in Kooperativen organisiert sind und dadurch stärker von ihrer Arbeit profitieren. Ein stabiler Preis für Fairtrade-Kaffee, Mitspracherecht in der Kooperative und Zugang zu Beratung zu Themen wie Klimawandelanpassung, Produktivitätssteigerung und Umstellung auf Bio-Produktion helfen den Kleinbauern, aus der Armutsspirale zu entkommen.
Revolution im Kaffeehandel
Noch einen Schritt weiter geht das Schweizer Startup „algrano“, das mit einer Online-Handelsplattform eine direkte Verbindung zwischen Kleinbauern in den Produktionsländern und den Röstern in den Verbraucherländern herstellt. Ohne lange Wertschöpfungsketten durch Kooperativen und Zwischenhändler können die Röstereien direkten Kontakt mit den Kleinbauern aufnehmen und die Zusammenarbeit so transparent gestalten. Röstereien können aus einer Vielzahl an Kaffeesorten in unterschiedlichsten Ländern direkt ihre bevorzugten Bohnen auswählen. Eine Revolution im Kaffeehandel sozusagen!
Kaffee im Zeichen des Klimawandels
Aber auch die Kaffeeproduktion und somit die Existenz der Kleinbauern wird durch den Klimawandel bedroht. Durch den Anstieg der Temperaturen muss der sensible Hochlandkaffee in höhere Lagen ausweichen, was gleichzeitig eine Reduktion der Anbaufläche bedeutet. Wissenschaftler befürchten, dass bis ins Jahr 2080 zwei Drittel der Gebiete, die als Lebensraum der wilden Kaffeepflanze gelten, verschwunden sein werden. Nicht nur die veränderten Standort- und Klimabedingungen haben einen Einfluss auf die Kaffeeproduktion. Durch den Klimawandel und Lebensraumverluste verändert sich auch die Verbreitung typischer Bestäuber der Kaffeepflanze. Die Auswirkungen davon sind schwer abzuschätzen, verheissen aber mit Sicherheit nichts Gutes.
Weiterführende Informationen
Max Havelaar-Stiftung: Informationsbroschüre zu Fairtrade-Kaffee
algrano: Online-Handelsplattform für Kaffee
Studie zu Klimawandel und Kaffee
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