Das Thema Lebensmittelverschwendung beschäftigt Produzenten und Konsumenten weltweit. Ein Drittel aller produzierten Lebensmittel landet jährlich im Müll, in der Schweiz sind das rund 2,3 Millionen Tonnen. Eine solche Verschwendung schadet der Umwelt und widerspricht sämtlichen Regeln der Ethik. Die Verantwortung für das Problem liegt bei Händlern, Verkäufern und Konsumenten gleichermassen.
In Privathaushalten ist jeder selbst dafür verantwortlich, welche Dinge er wegwirft. Um Verschwendung zu vermeiden, müssen wir schon beim Einkaufen darauf achten, nur so viel mitzunehmen, wie wir tatsächlich konsumieren können. Auch sind Lebensmittel oft noch lange über das Mindesthaltbarkeitsdatum hinaus geniessbar und müssen nicht gleich entsorgt werden.
Das Problem in den Verkaufsläden
In den Detailhandelsgeschäften herrschen allerdings strenge Regeln. Produkte, die das Verbrauchsdatum überschritten haben, landen direkt in der Tonne. Solche, die knapp vor dem Ablauf des Haltbarkeitsdatum stehen, werden mit Discount bis zum Feierabend angeboten, danach werden auch sie entsorgt. Bei Gemüsen und Früchten ist die Verschwendung noch extremer. Waren, die nicht der Norm entsprechen - eingedellte Tomaten, ein dreibeinige Karotte oder eine schiefe Gurke - landen im Müll. Sie erfüllen die Verkaufskriterien nicht, obwohl sie absolut geniessbar sind. Ist in einem Pack Orangen eine Orange angefault, wird oft alles weggeworfen.
Aus diesen Gründen sind die Abfallcontainer der Detailhändler meistens prall gefüllt. Hier kommen die „Abfalltaucher“ ins Spiel. Um Ihren persönlichen Beitrag gegen die Lebensmittelverschwendung zu leisten - seltener auch aus finanziellen Gründen – fischen diese Leute die noch geniessbaren Lebensmittel aus den Containern. Oft finden sich wahre Schätze darunter: leckeres Obst, viel Gemüse, Schokolade oder sogar Honig. Vorsicht ist dabei nur bei heiklen Lebensmittel wie Eiern, Fleisch und Fisch geboten.
Vorgehen und Rechtslage
Auch wenn das sogenannte „Containern“ nicht unbedingt illegal ist, geschieht es meist heimlich in der Nacht. In den letzten Jahren hat sich eine eigene Szene entwickelt: In fast jeder Schweizer Grossstadt gibt es eine Community.
Nach Anbruch der Dunkelheit machen sich die Leute auf, um die verschiedenen Stationen zu besuchen. Dabei benutzen sie Handschuhe, Taschenlampen und mitgebrachte Tüten. Sind sie fündig geworden, hinterlassen sie die Container im selben Zustand, wie sie sie vorgefunden haben.
Rechtliche Lage:
In der Schweiz ist Containern legal. Allerdings nur, wenn die Container frei zugänglich sind, sprich nicht zuerst ein Zaun oder eine Absperrung überwunden werden muss. Sind die Mülltonnen verschlossen, darf das Schloss auf keinen Fall aufgebrochen werden. In Deutschland ist Containern grundsätzlich verboten.
Verschiedene Verkaufsläden reagieren auf die „Aktivisten“. Sie schliessen ihre Container ab oder stellen diese in dafür vorgesehene Häuschen, welche dann ebenfalls abgeschlossen werden.
Problemlösung
Ob man das Abfalltauchen nun befürwortet oder nicht, die Problematik der Lebensmittelverschwendung bleibt. Wir sind alle in der Pflicht, etwas dagegen zu unternehmen. Angefangen beim privaten Einkauf bis hin zur Politik und Wirtschaft. Eine Stärkung der regionalen und lokalen Wirtschaftskreisläufe ist wichtig. Grösserer Respekt vor den Lebensmitteln ist gefordert. Schön wäre es, würden die Container der Detailhändler leer bleiben, weil alles verkauft und konsumiert wurde. Die Abfalltaucher wären sicherlich nicht verärgert darüber.
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