Elaeis guineensis Jacq. - der ruhmlose Namen einer uns allzu nahestehenden Pflanze. Heimisch in den Tropen, bevorzugt sie starke Regenfälle, viel Feuchtigkeit, Durchschnittstemperaturen von 24-32°C und hohe Sonneneinstrahlung. Es handelt sich um die wirtschaftlich bedeutendste Palmenart, die Ölpalme. Den Höhepunkt ihrer Produktivität erreicht sie im Alter von zehn Jahren, dann produziert sie mit ihren fettreichen Früchten rund 40 kg Öl jährlich. Dieses Öl wird in Afrika im kleinen Rahmen bereits seit Jahrtausenden geerntet. Mit dem Aufschwung von industriell verarbeiteten Lebensmitteln und verstärktem Konsumverhalten wurde Palmöl jedoch zu einem globalen Gebrauchsgut. Von der Fertigpizza bis zum Lippenstift- das Fett ist aus unserem Leben mittlerweile nur noch schwer wegzudenken. Die Produktion von Palmöl stieg in den Jahren 1980-2014 um das 15-fache an, und aufgrund der wachsenden Weltbevölkerung wird sie laut der Umweltschutzorganisation IUCN bis 2050 noch um 1.7 % jährlich zunehmen.
So kann es nicht weitergehen
Ölpalmen werden mittlerweile in 43 Ländern angepflanzt, wobei der Grossteil (85%) des produzierten Palmöls aus Indonesien und Malaysia stammt. Da gerade die tropischen Regionen ein besonders hohes Artenreichtum aufweisen, haben Monokulturen und Waldrodungen der Palmölindustrie verheerende Auswirkungen auf die weltweite Biodiversität. Laut IUCN sind rund 193 bedrohte Arten von den Folgen des Anbaus betroffen.
Angesichts der Problematik wurde am IUCN World Conservation Congress im September 2016 die IUCN Oil Palm Talk Force (OPTF) gegründet und damit beauftragt, die Situation zu analysieren. Dabei sollte sie den Fokus speziell auf die Konsequenzen für den Biodiversitätsschutz setzen. Im Juni dieses Jahres veröffentlichte die OPTF einen ausführlichen, äusserst sorgfältigen und wissenschaftlich fundierten Bericht (Palm Oil and Biodiversity).
Boykott ist nicht die Lösung
Ein Verweigern von Palmöl hätte laut OPTF zur Folge, dass die Produktion von Alternativen wie Soja, Raps und Sonnenblumen gefördert würde. Diese benötigen jedoch bis zu neunmal mehr Land und würden das Problem keinesfalls lösen, sondern lediglich auf andere Ökosysteme verlagern.
„Palmöl wird es weiter geben. Wir müssen dringend handeln, um die Produktion nachhaltiger zu machen.“
IUCN Generaldirektor Inger Andersen
Um weitere Biodiversitätsverluste zu verhindern, sei es laut OPTF essentiell, der Abholzung ein Ende zu setzen. Dazu müssen die bestehenden Anbauflächen verantwortungsbewusster bewirtschaftet und entsprechende Zertifikate stärker reglementiert und kontrolliert werden.
Neben der Förderung von ineffizienten Alternativen könnte der Boykott von Palmöl noch eine zweite negative Folge haben. Senken nämlich in seiner Folge die Produzenten auf der Suche nach Abnehmern die Preise, steigt die Nachfrage von Konsumenten, denen die Nachhaltigkeit weniger am Herzen liegt. Dies wiederum blockiert den eigentlichen Anreiz, nachhaltigere Produktionsmethoden zu entwickeln.
Die Palmöl Debatte ist verzwickt
Was bedeutet das jetzt für den Konsumenten? Trotz aller Schreckensnachrichten weiterhin Palmöl kaufen? Die OPTF gibt diesbezüglich keine klaren Empfehlungen ab. Aus dem Bericht geht jedoch hervor, dass ein achtsamer Konsum von zertifiziertem Palmöl ein richtiger Ansatz sein kann.
Quellen:
Saying ‘no’ to palm oil would likely displace, not halt biodiversity loss
Oil palm and biodiversity
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