Das Bedürfnis nach Fleischersatzmitteln ist gross: Laut einer 2017 veröffentlichten Umfrage von Swissveg ernähren sich heute 14% der Schweizerinnen und Schweizer vegetarisch oder vegan. Weitere 17% sind sogenannte Flexitarier, die zwischendurch bewusst auf Fleisch verzichten. Soja schafft da Abhilfe: Die Bohne enthält ca. 37% Eiweiss und ist somit mit tierischen Produkten vergleichbar. War die Nutzpflanze früher in Asien beheimatet, wird sie heute rund um die Welt angebaut. Und dies im grossen Stil, denn allein im Jahr 2016 wurden weltweit 334 Millionen Tonnen Soja produziert. Vor 30 Jahren war es noch die Hälfte. Längst etablierte sich Soja als Lebensmittel und wird heute in den verschiedensten Formen angeboten. Coop Schweiz zum Beispiel lancierte das Label Karma, um der wachsenden Nachfrage nach pflanzenbasierten Lebensmitteln und Gerichten gerecht zu werden.
Aufklärungsbedarf
Wer Soja konsumiert, sieht sich hingegen öfter mit dem Vorwurf konfrontiert, verantwortungslos mit unserer Umwelt umzugehen. Tatsächlich werden zur Gewinnung von Anbauflächen für die Sojabohne wertvolle Wälder abgeholzt und die Pestizide, mit denen Unkraut bekämpft wird, verschmutzen die Böden und das Grundwasser. Dies sind ernstzunehmende Umweltprobleme. Was dabei aber viele ausblenden: Das meiste produzierte Soja dient als Tierfutter. Aus 80% des Sojas entsteht Sojaschrot, aus dem hauptsächlich Kraftfutter für Nutztiere hergestellt wird. Lediglich 2% des Sojaschrots wird schlussendlich von Menschen verzehrt. Das restliche Fünftel des angebauten Sojas dient zur Herstellung von Sojaöl. Dieses dient einerseits als Zutat für Lebensmittel wie z.B. Margarine oder Mayonnaise, andererseits wird es in der chemischen Industrie, im Haushalt oder in der Kosmetik verwendet. Die vermehrte Nachfrage nach Soja ist demnach vor allem auf die wachsende Produktion von Fleisch, Milch und Eiern zurückzuführen. Der menschliche Verzehr hat kaum einen Einfluss.
Lösungen finden
Um den Flächenverschleiss und die weiteren Umweltprobleme zu umgehen, wird vor allem in Europa vermehrt auf nachhaltigeres Biosoja gesetzt. Der Verein Soja Netzwerk Schweiz etwa setzt sich seit 2011 für ein Umdenken ein und fördert die biologische Anpflanzung von Soja. Andere sind allgemein dagegen, dass man Kraftfutter – und somit Soja - für die Tierfütterung verwendet. Nichtsdestotrotz gilt Soja als eine der effizientesten und ökologischsten Kulturpflanzen, zumal sie auf derselben Anbaufläche mehr Protein liefert als andere Pflanzen. So ergibt ein Hektar Ackerland Soja 400 kg verwertbares Protein, während es bei Reis 297 kg und bei Mais 248 kg sind. Zudem benötigt die Sojabohne verhältnismässig wenig Dünger, da sie ihren Stickstoffbedarf zu zwei Dritteln selbst deckt, und laugt den Boden kaum aus. Ideale Voraussetzungen also dafür, den Anbau von Soja in Zukunft biologischer zu gestalten.
Quellen
Food and Agriculture Organization of the UN
Umfrage von Swissveg
Faktenblatt Sojanetzwerk Schweiz
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