Am 32. Lifefair Forum in Zürich diskutierten Fachleute verschiedener Sparten über Mittel und Wege, wie die Gesellschaft der Abfall-Falle entrinnen könnte. Die Wegwerfmentalität der Überflussgesellschaft zu überwinden, fängt sicher vorerst bei jedem einzelnen Menschen an. Dazu braucht es Information und Motivation, sein Handeln zu hinterfragen und zu ändern. Anreize dazu bietet der Handel beispielsweise durch Mehrweggebinde und Pfandsysteme, fallweise auch dadurch, dass unnötiges Verpackungsmaterial im Laden zurückgelassen werden kann.
Kommunen haben in den letzten Jahren Möglichkeiten geschaffen, die es erlauben, Materialien separat zu entsorgen und der Wiederverwertung zuzuführen. Hier besteht allerdings noch ein weites Betätigungsfeld, insbesondere im Bereich der Kunststoffe.
Diese fallen in extrem grossen Mengen an, sind aber aufgrund ihrer Vielfalt und Zusammensetzung nicht leicht zu rezirkulieren. Voraussetzung für eine weitere Nutzung sind vielfach Informationen über deren stoffliche Zusammensetzung. Mit der Digitalisierung sollte die Voraussetzung für ein sortenreines Recycling bzw. Recyclat künftig möglich werden, ohne dass betriebliche Geheimnisse eines Produkts bzw. Produzenten verletzt werden. Hilfreich wäre sicher auch eine Standardisierung von Kunststoffen, was zu einer wesentlichen Vereinfachung der Abläufe mit markanten Einsparungen (Energie, Sensoren usw.) führte.
Dem Recycling zugrunde liegt der Gedanke der Kreislaufwirtschaft. Dabei sollen Produkte in ihre Ausgangsmaterialien zerlegt und für neue Produkte wiederverwertet werden können. Das bedingt, dass sie schadstoff- und emissionsfrei sind. Damit einher geht die Forderung, dass nur noch derartige Materialien geschaffen werden. Letztlich entspricht dies der Forderung „cradle to cradle“ (von der Wiege in die Wiege), einer Vision, die sich an der Natur orientiert, da biologische Kreisläufe keine Abfälle zurücklassen. Da unser Produktionssystem auf dem genauen Gegenteil basiert, spricht man von „cradle to grave“-Prinzip, das bedeutet, dass Produkte nach ihrer Nutzung auf Müllhalden oder in Verbrennungsanlagen landen. Einerseits verursachen sie dort Umweltprobleme und andererseits wird nutzbares, hochwertiges Material zerstört, für deren neue Produktion immer wieder Rohstoffe benötigt werden, die auf der Erde aber nur endlich vorhanden sind. Im Sinne der Nachhaltigkeit ist eine abfallfreie Wirtschaft anzustreben, in der Firmen keine gesundheits- und umweltschädlichen Materialien mehr verwenden und alle Stoffe dauerhaft in natürlichen oder geschlossenen technischen Kreisläufen integriert sind.
Damit würden sich all die Diskussionen erübrigen, die von Produktelebensdauer, vom Prinzip des abnehmenden Grenzertrags im Recycling, von Preisunterschieden primärer Rohstoffe und Recyclaten über tausend andere Probleme theoretisieren.
Das tönt zwar einfach, ist es in der Durchführung sicher nicht. Innovationen sind gefragt, die Schritt für Schritt Kreisläufe wieder schliessen lassen. Viele kleine und mittlere Unternehmen im Cleantech-Bereich sind dabei auf der richtigen Spur und tragen zur Schonung der irdischen Ressourcen bei. Aber jeder Einzelne von uns muss sich überlegen, was er dazu beitragen kann, dass sich unsere Abfallberge verkleinern, indem wir aus der Überfluss- und Wegwerfgesellschaft durch unser tägliches Verhalten ausbrechen. Das beginnt mit bewusstem Einkauf qualitativ guter Waren mit langer Lebensdauer, schliesst mit ein, beschädigte Dinge zu reparieren und verlangt schliesslich deren Rückführung in den Produktionsprozess.
Im Rahmen der UN Agenda 2030 für eine nachhaltige Entwicklung will das 12. Ziel für nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sorgen. Dabei muss die Art und Weise, wie unsere Gesellschaft Güter produziert und konsumiert, grundlegend verändert werden. Einerseits verbraucht die Weltbevölkerung gegenwärtig mehr Ressourcen, als die Ökosysteme bereitstellen können, und andererseits wird derart viel Abfall produziert, dass die Tragfähigkeit der verschiedenen Lebensräume übermässig beansprucht wird und damit nicht mehr gewährleistet ist.
Es soll ein umweltverträglicher Umgang mit allen Abfällen erreicht, das Abfallaufkommen durch Wiederverwertung und die Nahrungsmittelverschwendung deutlich vermindert werden.
Quellen und weitere Informationen:
Lifefair Webseite
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