Mit der Strategie Nachhaltige Entwicklung und den Massnahmen zur Grünen Wirtschaft hat sich die Schweiz zum Ziel gesetzt, ihren negativen Einfluss auf die Umwelt zu minimieren. Die Ziele orientieren sich an den Belastbarkeitsgrenzen der Erde. Dadurch sollen unser Konsumverhalten und unser Wirtschaften planetenverträglicher werden. Dass die Schweiz in diesem Bereich noch viel vor sich hat, zeigt die 2018 veröffentlichte Publikation des Bundesamts für Umwelt (BAFU) „Umwelt-Fussabdrücke der Schweiz“. In der Studie wurde die konsumbedingte Umweltbelastung der Schweiz im Zeitraum von 1996 bis 2015 untersucht und mit dem planetenverträglichen Mass sowie den Nachhaltigkeitszielen der Schweiz verglichen.
Zu hohe Treibhausgasemissionen
Durch das Schweizer Konsumverhalten fielen im Jahr 2015 14 Tonnen CO2-Äquivalente pro Person und Jahr an. Das liegt deutlich über dem europäischen Durchschnitt. Ausserdem verfehlen wir mit diesen Emissionsmengen das Ziel, die Erderwärmung bei maximal 2°C zu halten – dafür dürften bis 2100 nur 0,6 Tonnen CO2-Äquivalente pro Kopf und Jahr ausgestossen werden. Der Schweizer Konsum verursacht demnach 95% zu viele Treibhausgase. Laut BAFU wird das „CO2-Budget“ bald aufgebraucht sein.
„Letztlich ist nur eine vollständige Dekarbonisierung vereinbar mit den Belastbarkeitsgrenzen des Planeten.“
– BAFU 2018
Die Biodiversität leidet
In der Studie wurde ausserdem der von dem Schweizer Konsum verursachte globale Flächenverbrauch untersucht. Daraus konnte abgeleitet werden, wie viele Arten verloren gehen. Von 1996 auf 2015 nahm der Druck auf die Biodiversität durch die Schweiz um 14 Prozent zu. Würde die gesamte Weltbevölkerung im selben Mass konsumieren wie die Schweiz, würden 5,5 % der Arten längerfristig aussterben. Natürlicherweise sterben 97% weniger Arten aus, als es der Schweizer Konsum begünstigt.
Landwirtschaftliche Importe verbrauchen viel Wasser
Auch der Wasser-Fussabdruck der Schweiz im In- und Ausland war Teil der Studie. Innerhalb des untersuchten Zeitraums nahm der Wasserverbrauch um 40 Prozent zu – allein 2015 wurden 4810 Kubikmeter Wasser-Äquivalente verbraucht. Zentraler Treiber davon ist die Landwirtschaft: Über die Hälfte des benötigten Wassers fiel beim Anbau von Landwirtschaftserzeugnissen in den USA, Spanien, Italien, Indien, China und Pakistan an – dort angebaut, aber hier konsumiert.
Gesamtumweltbelastung der Schweiz
Im Rahmen der Untersuchung wurden weitere Ökofaktoren unter die Lupe genommen: Der Eutrophierungs-Fussabdruck ist doppelt so gross wie die Erde verträgt; 2015 wurden 13,7 Kilogramm Stickstoff-Äquivalente pro Kopf und Jahr in Gewässer und die Atmosphäre freigesetzt.
Auch der Luftverschmutzungs-Fussabdruck wurde untersucht: Der Schweizer Konsum war 2015 für 23,3 Kilogramm Feinstaub pro Kopf und Jahr verantwortlich – 21% der Emissionen stammen aus dem Inland, 97% aus dem Ausland.
Des Weiteren betrug der Primärenergiebedarf des Schweizer Konsums im Jahr 2015 über 8‘000 Watt pro Person. 6‘700 Watt der Energie war nicht erneuerbar. Um die Ziele der 2‘000-Watt-Gesellschaft zu erreichen, muss der gesamte Energiebedarf bis im Jahr 2150 um mindestens 75% gesenkt werden.
Ausserdem ist unser Material-Fussabdruck noch zu gross: Dieser muss ebenfalls um drei Viertel reduziert werden, von den gegenwärtigen 20 auf 5 Tonnen Rohmaterial-Äquivalenten pro Person und Jahr.
Aus all diesen einzelnen Ökofaktoren ermittelt die Studie die Gesamtumweltbelastung des Schweizer Konsums. Es stellt sich heraus: Die Gesamtumweltbelastung ist über drei Mal so hoch wie langfristig erträglich. Ausserdem fallen drei Viertel der Umweltbelastungen im Ausland an. Dennoch konnte dank Massnahmen im Inland der Gesamt-Fussabdruck in den letzten 20 Jahren gesenkt werden.
Wie weiter?
Zur wirksamen Senkung des ökologischen Fussabdrucks der Schweiz muss auf allen Ebenen angesetzt werden. Das beginnt bei der Produktion (auch im Ausland), geht über die gesamten Lieferketten und der Technologie bis hin zum Konsumenten. Zudem betrifft es alle Bereiche des Konsums – Ernährung, Wohnen, Mobilität usw. Sowohl Private als auch Unternehmen und Behörden sind gefordert, Nachhaltigkeit in ihren Alltag miteinzubeziehen.
Quellen und weitere Informationen:
Publikation des BAFU: Umwelt-Fussabdrücke der Schweiz
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