Halt Stopp, die Ampel erklärt ungesundem Essen den Krieg

Gesund oder ungesund, diese Frage nimmt uns die Lebensmittel-Ampel ab Gesund oder ungesund, diese Frage nimmt uns die Lebensmittel-Ampel ab

Freie Fahrt für die Lebensmittel-Ampel …oder doch lieber der Nutri-Score. Zwei Konzepte zur Vereinfachung von Nährwertangaben.

Bio Natur Plus, Bio-Siegel, Naturafarm, Max Havelaar, und das ist erst der Anfang der langen Liste von Lebensmittellabels. Was bedeutet jedes dieser Label und welche Kriterien wurden jeweils untersucht? Beim kritischen Einkaufen versucht man die „richtigen“ Produkte herauszupicken, doch die Vielfalt der Labels ist zu gross. Zusätzlich gibt es  die verwirrungsstiftenden, detailreichen Informationen auf der Rückseite der Verpackungen. Um dieses Chaos endlich zu beenden, gibt es eine neue Idee, die das Verständnis der Nährwertangaben vereinfachen soll.

Rot, gelb, grün - Stopp, Achtung, Freie Fahrt

Die Bedeutung einer Verkehrsampel lernen wir schon früh. Jetzt steht zur Debatte, ob unsere Lebensmittel nach dem gleichen Prinzip unterschieden werden sollen.
Zurzeit existieren bereits verschiedene Varianten, die eine übersichtlichere Nährstoffangabe anstreben. Zwei interessante Vorschläge wollen wir im Detail betrachten:
Der Wind der Ampelidee („Traffic light“) weht aus Grossbritannien und wurde dort 2013 eingeführt. Ein weiterer Vorstoss kommt aus Frankreich und ist als „Nutri-Score“ bekannt. Seit 2017 wird der Nutri-Score im Herkunftsland auf freiwilliger Basis angewandt. Heute hat er sich auch in den Nachbarsländern Belgien und Spanien eingenistet.
Das gemeinsame Anliegen dieser beiden Konzepte ist es, die Unterscheidung von gesunden gegenüber ungesunden Lebensmitteln zu vereinfachen. Mit Farben werden die Produkte auf der Vorderseite der Verpackung klar beschriftet. Dies soll den Konsumenten erleichtern, auf eine bewusstere Ernährung umzusteigen.

„Traffic Light“                                                 

Das britische Konzept untersucht die vier Nährstoffe Fett, gesättigte Fettsäuren, Zucker und Salz. Diese vier Kategorien werden einzeln untersucht und jeweils rot, gelb oder grün eingestuft. Entziffert werden die Farben als hohe, mittlere oder tiefe Menge der ungesunden Inhaltstoffe (Anteil pro 100g wird auch angegeben). Zusätzlich wird deklariert, wie viel Prozent die vier Nährstoffe in einer Portion ausmachen (die Portionsgrösse wird vom Hersteller frei gewählt).

„Nutri-Score“

Die Skala des französischen Nutri-Scores besteht aus fünf verschiedenen Kategorien von dunkelgrün bis rot. Ausserdem wird jeder Farbe ein Buchstabe zwischen A und E zugeordnet. Ausschlaggebend sind der Gehalt von unerwünschten Komponenten (Fette, gesättigte Fettsäure, Zucker und Salz), sowie der Anteil von förderlichen Inhaltsstoffen (Nahrungsfasern, Protein, Gemüse und Früchten).

Dafür und Dagegen, eine Diskussion ist gegeben

Die Diskussion rund um eine verständliche Nährwertangabe ist rege und die Meinungen gehen auseinander. Unterstützer der Idee wollen mehr Klarheit im Bereich der Lebensmittel. Auf den Verpackungen herrscht oft ein Wirrwarr von Informationen zu Zusatzstoffen, Kalorien, usw. Mit einer vereinfachten Deklaration auf der Vorderseite, können die Konsumenten auf einen Blick das gesündere Produkt erkennen. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass die Lebensmittelhersteller durch die Konkurrenzsituation angespornt werden, gesunde Produkte auf den Markt zu bringen. Der Nährwert eines Produktes ist einer der wichtigsten Entscheidungskriterien für die Kunden, daher müssen diese Informationen unmissverständlich erkenntlich sein. Detailhändler wie Coop und Migros sehen in den Ampelsystemen eine Bevormundung ihrer Kunden, sind aber nicht partout abgeneigt.  Die Zustimmung für diese Veränderung wächst und die Unterstützung kommt auch von Seiten der Gesundheitsvorsorge. Kritische Stimmen halten es aber für undifferenziert, die komplexe Zusammensetzung der Nahrungsmittel auf eine Farbe herunterzubrechen.

Eine hilfreiche Vereinfachung der Nährwertangaben im Lebensmittelbereich begrüssen wir. Allerdings muss ein klares, sinnvolles Label gewählt werden. Wenn die Diskussion zu keiner einheitlichen Lösung führt, wird nur noch mehr Verwirrung gestiftet. Die konkreten Auswirkungen auf unser Essverhalten sind noch nicht bekannt. Bald wird sich aber zeigen, ob das französische und/oder das englische Konzept Erfolg haben werden.
Wichtig für eine sinnvolle Ernährung sind nicht nur ausgewogene Nährstoffe. Ein Merkmal, das uns bei der Produktwahl stärker am Herzen liegen sollte, ist die Umweltbelastung der Lebensmittel und Konsumgüter. Wer weiss, vielleicht wird in Zukunft auch für diesen Aspekt eine Ampel entwickelt.
Dies würde vielen Konsumenten die Augen öffnen.

Quellen und weitere Informationen:
NGO-Allianz-EBK
Santé publique France
Titelbild barcoo

Kommentar schreiben

Die Kommentare werden vor dem Aufschalten von unseren Administratoren geprüft. Es kann deshalb zu Verzögerungen kommen. Die Aufschaltung kann nach nachstehenden Kriterien auch verweigert werden:

Ehrverletzung/Beleidigung: Um einen angenehmen, sachlichen und fairen Umgang miteinander zu gewährleisten, publizieren wir keine Beiträge, die sich im Ton vergreifen. Dazu gehören die Verwendung von polemischen und beleidigenden Ausdrücken ebenso wie persönliche Angriffe auf andere Diskussionsteilnehmer.

Rassismus/Sexismus: Es ist nicht erlaubt, Inhalte zu verbreiten, die unter die Schweizerische Rassismusstrafnorm fallen und Personen aufgrund ihrer Rasse, Ethnie, Kultur oder Geschlecht herabsetzen oder zu Hass aufrufen. Diskriminierende Äusserungen werden nicht publiziert.
Verleumdung: Wir dulden keine Verleumdungen gegen einzelne Personen oder Unternehmen.

Vulgarität: Wir publizieren keine Kommentare, die Fluchwörter enthalten oder vulgär sind.

Werbung: Eigenwerbung, Reklame für kommerzielle Produkte oder politische Propaganda haben keinen Platz in Onlinekommentaren.

Logo von umweltnetz-schweiz

umweltnetz-schweiz.ch

Forum für umweltbewusste Menschen

Informationen aus den Bereichen Umwelt, Natur, Ökologie, Energie, Gesundheit und Nachhaltigkeit.

Das wirkungsvolle Umweltportal.

Redaktion

Stiftung Umweltinformation Schweiz
Eichwaldstrasse 35
6005 Luzern
Telefon 041 240 57 57
E-Mail redaktion@umweltnetz-schweiz.ch

Social Media

×

Newsletter Anmeldung

Bleiben Sie auf dem neusten Stand und melden Sie sich bei unserem Newsletter an.