In diesem Jahr wurden bei Tox Info Suisse bereits rund 200 Fälle von Pilzvergiftungen registriert. Dies hängt mindestens teilweise damit zusammen, dass wir eine ergiebige Pilzsaison haben. Sorten wie Steinpilze oder Maronenröhrlinge wachsen äusserst gut. Das regt die Schweizerinnen und Schweizer dazu an, sich selber im Wald auf die Suche zu begeben. Eine neue Gefahr ist auf das Smartphone zurückzuführen. Wer zwischen essbar und giftig unterscheiden will, vertraut zunehmend Pilzerkennungs-Apps und Benutzerkommentaren. Diese Auskünfte haben jedoch keine handfeste professionelle Grundlage.
Pilzkontrollstellen
Bis ins Jahr 1992 war vom Bund noch festgelegt, dass Gemeinden und Kantone eine Pilzkontrollstelle unterhalten müssen. Vor siebzehn Jahren wurde diese Regelung allerdings abgeschafft. Pro Jahr verschwinden konsequentermassen 20 bis 30 dieser Kontrollstellen in der Schweiz. In Uri, Ob- und Nidwalden sind die Stellen heute vollständig aufgegeben worden. Eine solche Entwicklung birgt schwerwiegende Gefahren: Wenn es keine Pilzkontrolleure und Pilzkontrolleurinnen mehr gibt, oder die Informationsstellen schwer erreichbar werden, suchen die SammlerInnen nach Alternativen.
Apps
Um die Unterscheidung zwischen verschiedenen Pilzsorten zu vereinfachen, ist das Entwickeln einer App naheliegend. Die Informationen können übersichtlich gestaltet und mit Fotos angereichert werden. Ausserdem stellen Funktionen wie Scanner einen Vorteil dar. Doch die Apps gaukeln eine falsche Sicherheit vor. Oftmals sind nämlich nur vielleicht hundert - der über 5000 in der Schweiz vorhandenen - Pilzarten gespeichert. Hinzu kommt, dass jeder Pilz je nach Alter, Nährstoffgehalt des Bodens und Art des Wachstums anders aussieht.
Unsere Tipps an die Pilzfreunde unter Ihnen:
- Suchen sie nach dem Pilzeln eine Pilzkontrollstelle auf. Dort wird ihre „Beute“ überprüft und Sie können ihre Pilze anschliessend ohne den geringsten Gedanken an eine Lebensmittelvergiftung verzehren.
- In Büchern sind die Bestimmungsmerkmale bisher breiter gefächert als in den Apps. Demnach sind die Informationen in Büchern im Allgemeinen vertrauenswürdiger.
- Wer das Smartphone als Pilzerkenner benutzt, sollte sich über seine Fehlbarkeit im Klaren sein. Vertrauen Sie den Apps und Internetforen nicht blind. Wenn Sie trotzdem das Handy als Hilfestellung nehmen, verwenden Sie mehrere Apps und vergleichen Sie die Angaben. Das Risiko bleibt allerdings bestehen.
Quellen und weitere Informationen
dgfm-ev.de: Pilz Apps im Test
toxinfo.ch: Tox Info Suisse
SRF: Pilzsaison 2019
Kommentare (0) anzeigenausblenden