Laut SwissFairTrade steigt in der Schweiz die Nachfrage nach Produkten, die nicht aus lokalen Ressourcen gefertigt oder aus anderen Gründen nicht in der Schweiz produziert werden können. Hierzu gehören Lebensmittel wie Schokolade, Kaffee und Bananen, aber auch Kleider und Elektrogeräte, u.a. Smartphones. Dreiviertel der Umweltbelastungen des Schweizer Konsums entstehen daher im Ausland (BAFU). Was wir in unseren Einkaufskorb legen, hat also weitreichendende, globale Folgen. Unsere Wahl als Konsument hat einerseits Auswirkungen auf das Klima und somit auf unsere Umwelt, genauso aber natürlich auf die Lebensbedingungen der Produzentinnen im Globalen Süden.
Fair Trade Standard
Der faire Handel steht für langfristige Handelsbeziehungen, stabile Preise, sozial verantwortliche Arbeitsbedingungen und nachhaltige Anbaumethoden. Es ist ein entwicklungspolitisches Instrument, denn es sichert den Produzentinnen ein menschenwürdiges Einkommen und verbessert so deren Lebensstandard. Zusätzliche Prämien sorgen dafür, dass die jeweilige lokale Gemeinschaft als Ganzes profitieren kann. Die Gelder werden zur Produktionssteigerung oder für Investitionen in die Infrastruktur eingesetzt, womit sie auch den Menschen zugutekommen, welche nicht nach Fair Trade-Standards produzieren.
Merkmale des fairen Handels:
Langfristige und partnerschaftliche Handelsbeziehungen, die einen fairen Zugang zum Weltmarkt garantieren.
Fair Trade-Mindestpreise, die auch bei tiefen Weltmarktpreisen die wirtschaftliche Existenz der Produzentinnen und Arbeiterinnen sichern.
Fair Trade-Prämien, die als Investitionen in eine nachhaltige Entwicklung der Gemeinschaft genutzt werden.
Sozialstandards, welche die Arbeiterrechte stärken, den Gesundheitsschutz fördern und gegen Kinderarbeit und Diskriminierung ankämpfen.
Umweltstandards, welche ökologisch nachhaltige Produktionsweisen gewährleisten und so auch CO2-Emissionen reduzieren.
Regelmässige Überprüfungen entlang der gesamten Produktionskette auf die Einhaltung der Fairtrade-Standards.
Metastudien belegen die positiven Effekte
Durch Metastudien, bei denen viele Studien zusammengefasst werden, können allgemeine Aussagen über die Wirkungen des fairen Handels gemacht werden. Die fairen Handelsbedingungen haben einen positiven Effekt auf das Einkommen. Fair Trade-Produzentinnen erhalten tendenziell höhere Preise für ihre Produkte. Auch haben sie einen besseren Zugang zu Krediten und somit Vorfinanzierungsmöglichkeiten, da die zugesicherten Mindestpreise und die langfristigen Verträge den Banken eine gute Sicherheit bieten. Diese Absicherung führt ausserdem auch zu einem Anstieg der Lebensqualität der Produzentinnen. Sie haben weniger Existenzängste, denn ihr ökonomisches Umfeld zeigt sich stabiler. Auch zeigt die Metastudie, dass die Fair Trade-Produktion einen positiven Effekt auf die Umwelt hat: Fair Trade-Unternehmen setzen weniger Pestizide ein und arbeiten insgesamt umweltfreundlicher als Betriebe ohne Zertifikat.
WorldFairTrade-Day und Pandemie – Solidarisch Handeln!
Gerade in der Krisenzeit zeigt es sich, wie wichtig der faire Handel ist. Denn unsere Mitmenschen im Globalen Süden trifft die aktuelle Krise besonders hart: Einbrechende Märkte können dort nicht oder nur über staatliche Rücklagen kompensiert werden, und die Kapazitäten der dortigen Gesundheitssysteme sind schneller ausgelastet als im reichen Norden. Der diesjährige WorldFairTrade-Tag steht deshalb unter dem Motto #FairTradeSolidarity. Denn gerade in diesen schwierigen Zeiten ist es umso wichtiger, an eben diese Menschen zu denken und sie zu unterstützen. Die sich abzeichnende wirtschaftliche Krise eröffnet auch Chancen, das wenig nachhaltige globale Wachstumsmodell zu überdenken und mit einem nachhaltigeren, gerechteren System zu ersetzen: Einem, wie es sich im Fair Trade bereits verschiedentlich bewährt.
Mitmachen und Weitersagen
Wenn wir also im Supermarkt zur exotischen Frucht greifen, ist es wichtig, sich für das nachhaltig und fair produzierte Produkt zu entscheiden. Die von Fairtrade Deutschland gestartete Aktion “Fair in den Tag” fordert dazu auf, schon gleich zu Beginn des Tages auf ein faires Frühstück zu setzen. Denn fast alles, was für ein perfektes Z´morge auf den Tisch kommt, gibt es im fairen Handel: Kaffee, Tee und Saft ebenso wie Müsli, Früchte und Aufstrich! Starten also auch Sie fair und solidarisch in ihren neuen Tag!
Die App “NachhaltICH” - die zusammen mit dem deutschen Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, dem NABU und Fairtrade Deutschland entwickelt wurde - zeigt auf spielerische Weise, wie wir nachhaltige Gewohnheiten und fairen Handel in unseren Alltag integrieren können. Viele zusätzliche und vertiefende Informationen hält auch Swissfairtrade bereit.
Und wenn Sie dann – wie sich vorausahnen lässt –mit ihrem Fair Trade-Produkt auch zufrieden waren: Sagen Sie es weiter! Erzählen Sie von den Vorteilen des fairen Handels für Mensch und Natur und überzeugen Sie auch ihre Familie und ihren Bekanntenkreis!
Quellen und weitere Informationen:
World Fair Trade Organisation: Fair Trade Day 2020
Swiss FairTrade: Umsätze in der Schweiz
Fairtrade Deutschland: Fakten
School of Harvard/ Dragusanu et al. (2004): The Economics of Fair Trade
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