Ratgeber: Nachhaltiges WC-Papier

Mit der richtigen WC-Papier-Wahl die Umwelt schützen! Mit der richtigen WC-Papier-Wahl die Umwelt schützen!

Weiss, weich und reissfest — so stellen wir uns Toilettenpapier vor. Dieser Komfort geht jedoch stark zulasten der Umwelt. Dabei kann die ökologische Alternative bezüglich Wohlfühlfaktor und Hygiene schon längst mit konventionellem WC-Papier mithalten.

 

Jährlich verbrauchen Schweizerinnen und Schweizer 21kg Toilettenpapier pro Kopf. Ausgehend von 90g pro Rolle sind dies umgerechnet rund 230 Rollen, die eine Person im Jahr verbraucht. Zu Beginn der Corona-Krise waren diese Zahlen noch höher, denn Leute kauften haufenweise Rollen, mancherorts kam es gar zu Hamsterkäufen. Aus unserem Alltag ist das WC-Papier nicht wegzudenken. Doch dies geht auf Kosten der Umwelt.


Wertvolle Ressourcen im Eimer

Das meiste Toilettenpapier wird nicht aus recyceltem Altpapier hergestellt. Um den hohen Komfortansprüchen der Verbraucher gerecht zu werden, setzen Produzenten auf frischen Zellstoff, gewonnen von Fichten, Birken und Eukalyptusbäumen — dafür werden grosse Waldflächen in Brasilien, Chile, Kanada, Russland und Uruguay gerodet. Laut dem WWF werden weltweit täglich rund 260’000 Bäume in Form von Papierprodukten weggeworfen. 10% davon als Toilettenpapier. Eine riesige Rohstoffverschwendung für ein Produkt, welches nach einmaligem Verbrauch entsorgt wird.
Einigen WC-Papier-Varianten werden zusätzliche Chemikalien zugesetzt, damit sie besonders weich sind, gut riechen oder Muster auf der Oberfläche aufgedruckt werden können. Die Substanzen belasten nach der Entsorgung das Wasser und können durch die Zusätze weniger gut recycelt werden.


Recyclingpapier

Laut dem deutschen Umweltbundesamt schneiden Papierprodukte aus Altpapier im ökologischen Vergleich deutlich besser ab: Sie sparen bis zu 2,4 kg Holz pro kg Papier und benötigen bei der Herstellung bis zu 50% weniger Energie und 67% weniger Wasser. Zudem wird für das Aufhellen der Primärfasern mehr Bleichmittel benötigt als für recycelte Fasern. 

Trotz der vielen Vorteile, vor allem für die Umwelt, greifen nur wenige Verbraucher zu Recyclingpapier. Grau, dünn und von geringer Qualität — das ist recyceltes Toilettenpapier zwar schon lange nicht mehr. Dennoch haben viele Verbraucher weiterhin dieses Bild im Kopf, wenn sie an die ökologische Alternative zum konventionellen Hygieneartikel denken. Die Vorurteile sind unbegründet: Mehrere Blindtests haben gezeigt, dass viele Verbraucher bei der Benutzung keinen Unterschied zwischen konventionellem und recyceltem Toilettenpapier feststellen können. Die Herstellungsverfahren sind inzwischen so ausgereift, dass auch Öko-Produkte weiss, weich und mehrlagig sind.

Doch selbst Produkte aus recyceltem Papier sind nicht immer durchweg öko-freundlich. Deshalb kann beim Kauf von Produkten das Gütesiegel Blauer Engel helfen. Dieses garantiert, dass die Papierfasern zu 100% aus Altpapier gewonnen und bei der Herstellung der Produkte keine gefährlichen oder umweltschädlichen Chemikalien eingesetzt werden. Die Faustregel: Je simpler, desto besser! Am besten wählt man unparfümiertes, unbedrucktes WC-Papier.


Baumfreies Papier

Vermehrt findet man auf dem Markt sogenannte baumfreie (tree-free) Alternativen. Dies sind Produkte, die anstatt langsam wachsender Bäume schnell wachsende Pflanzen wie Bambus, Hanf, Kenaf oder Zuckerrohr als Quelle für die Primärfasern verwenden. Die Bambuspflanze bildet über ihr Wurzelsystem kontinuierlich neue Halme, weshalb grosse Mengen geerntet werden können, ohne dass die Pflanze eingeht. Dies verhindert die Bodenerosion. Zudem werden gewisse Varianten aus Reststoffen der Landwirtschaft (beispielsweise Reis- oder Weizenstroh) oder der Zuckerproduktion (Bagasse = Überreste, die bei der Zuckerfabrikation nach dem Auspressen von Zuckerrohr oder Zuckerhirse zurückbleiben) hergestellt. Baumfreies Papier gilt über seinen gesamten Lebenszyklus als öko-freundlicher als Papierprodukte aus Holzfasern, da es in seiner Herstellung weniger Energie und Ressourcen benötigt. Im Vergleich zu Recycling-Papier schneidet es in der Ökobilanz dennoch schlechter ab, denn die Produktion von Papier — auch wenn es von schnellwachsenden Pflanzen stammt — verbraucht mehr Ressourcen als die Wiederverwertung bereits vorhandener Papierfasern.

Achtung: Baumfreies Papier sollte nicht mit holzfreiem Papier verwechselt werden. Letzteres wird trotz des Namens aus Bäumen hergestellt.


Zero-Waste-Alternativen

Wer es noch einmal ökologischer möchte, kann zu wiederverwertbaren Alternativen greifen. Die einfachste Variante, sich den Allerwertesten ohne Klopapier zu säubern, ist die Kombination aus Wasser und Waschlappen (oder sonstigen Stofflappen). Der grösste Vorteil: Dank der Wiederverwertbarkeit der Lappen gehört diese Methode in die Zero-Waste-Kategorie. Zudem kann man die Waschlappen überall hin mitnehmen, auch unterwegs. Der grösste Nachteil: Die Aufbewahrung und das Auswaschen der benutzten Waschlappen dürfte etwas gewöhnungsbedürftig sein.

Eine weitere papierfreie Alternative für das Heim-WC sind Bidets, eine französische Erfindung aus dem 18. Jahrhundert. In Europa bekannt sind Bidets als ein niedrig angebrachtes Waschbecken, welches zur Reinigung des Gesässes dient. In Asien, mehrheitlich in Japan, sind die Bidets in die Toilettensitze eingebaut. Dort unter dem Markennamen Washlet bekannt, sind die Toilettensitze mit einer Wasch-, Trockner- und Wärmefunktion ausgestattet. Aus ökologischer Sicht sind Bidets generell aber nicht sinnvoll, da sie in der Praxis nicht anstelle von, sondern zusätzlich zu konventionellem Toilettenpapier verwendet werden und zur Spülung noch mehr Wasser verschwendet wird.


Quellen und weitere Informationen:
WWF: Holz und Papier
Greenpeace: Factsheet Toilettenpapier
SRF: Toilettenpapier - Weich aber selten ökologisch
Umweltbundesamt: Hygienepapier



   
 
 
 

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