Wegwerfen war gestern

Schick sieht er aus, der Herr in Vintage-Kleidern an einem Secondhand-Markt in London Schick sieht er aus, der Herr in Vintage-Kleidern an einem Secondhand-Markt in London

Der Second-Hand-Trend hat dieses Jahr mehr Auftrieb erlebt denn je. Das haben wir Corona zu verdanken.

Zur Vorweihnachtszeit zeigt sich besonders ausgeprägt unsere Konsumfreude. Trotz Maskenpflicht und Abstandsregeln sind die Läden überfüllt. Jederfrau und -mann sucht noch das passende Weihnachtsgeschenk. Im Sinn der Nachhaltigkeit ist das keinesfalls, denn es werden ständig neue Produkte hergestellt und konsumiert; mit grossem Ressourcenaufwand und Emissionen. Aber auch wenn es das geschäftige Einkaufen in den Innenstädten nicht vermuten lässt: 2020 war ein tolles Jahr für den Gebrauchtwarenhandel. Secondhand-Shops — besonders online — erleben weltweit gerade einen Boom, während Einzelhändler zu kämpfen haben.


Secondhand Boom

Besonders stark zeigt sich dieser Aufwärtstrend in der Modebranche. Die amerikanische Resale-Website Thredup stellte in einer Umfrage fest, dass in der Lockdown-Zeit doppelt so viele Menschen ihren Kleiderschrank aussortierten wie zuvor. Dies zeigte sich in ihrem diesjährigen Verkaufsbericht: Im April — zum Höhepunkt des Lockdowns in den meisten Ländern — erhielten sie mehr als sechs Mal so viele gebrauchte Kleidung wie sonst. Doch nicht nur der Bedarf, alte Kleidung loszuwerden, ist gestiegen. Leute kaufen tendenziell mehr Secondhand Kleider als neuwertige Mode. Thredup verzeichnete einen Zuwachs von 25% Neukunden. Während die Umsätze von anderen Online-Shopping-Destinationen um 24% sanken, stiegen die von Thredup seit dem Lockdown um 20% an.

Die Krise sorgt aber lediglich für die Beschleunigung einer Tendenz, die sich zuvor schon abzeichnete. Durch die Krise hat sich höchstens verändert, dass die Kunden jetzt bewusster ihr Geld ausgeben — indem sie einerseits kleinere Unternehmen unterstützen und zugleich nachhaltig einkaufen. Der Aufwärtstrend soll weitergehen: Gemäss Prognosen von Thredup wird der Online-Secondhand-Markt bis 2021 um 69% wachsen, während der Modemarkt insgesamt um 15% einbrechen wird.


Erster Secondhand Day der Schweiz

Dass der Gebrauchtwarentausch auch in der Schweiz gut ankommt, zeigte der Erfolg des ersten nationalen Secondhand-Day am 26. September. Er entstand auf Initiative von Ricardo, myclimate, Circular Economy Switzerland und 20 minuten, um zu nachhaltigerem und bewussterem Konsum zu animieren. An diesem Tag realisierten schweizweit 337 Secondhand-Geschäfte, Tauschbörsen und Repair Shops sowie Privatpersonen Verkaufs- und Tauschaktionen, Upcycling-Workshops und Spendenaktionen. Die am Aktionstag durch Secondhand-Verkäufe eingesparten Ressourcen wurden bemessen: 1604 Tonnen CO2 wurden nach dieser Rechnung eingespart. Dies entspricht den täglichen CO2-Emissionen von über 38’000 Personen. Klarer Spitzenreiter mit rund 23’400 verkauften Artikeln waren die zwanzig Brockenhäuser der Heilsarmee. Die meistgekauften Artikel waren Kleider und Schuhe, gefolgt von Geschirr und Accessoires.

„Wir sind überwältigt über den einschlagenden Erfolg des Secondhand Day. Solche Verkaufszahlen verzeichnen wir sonst nur an einem Weihnachtsverkauf.“

Morena Napoletano, Leiterin Marketing brocki.ch


Der Secondhand-Day zeigt, dass nachhaltiges Handeln möglich und einfach ist, ohne sich dafür in Verzicht üben zu müssen. Der Weg zu einer umfassenderen Kreislaufwirtschaft mag noch ein weiter sein, aber ein ermutigender Startpunkt ist damit gesetzt.

 


Quellen und weitere Informationen:
Secondhand-Day Schweiz
Thredup
The New New



   
 
 
 

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