Spätzli, caramelisierte Marroni, Rotkraut und zartes Wildfleisch. Viele Schweizer und Schweizerinnen geniessen während der Jagdsaison ein traditionelles Herbstmenü. Doch woher das Wildfleisch stammt, ist ihnen oft nicht bewusst.
Inländische Jäger, ausländisches Fleisch
Im Schnitt verzehren Herr und Frau Schweizer 470 Gramm Wildfleisch pro Jahr, hauptsächlich im Oktober und November. Trotz der Jagdsaison ist die Nachfrage während dieser Zeit so gross, dass sie nicht durch die Schweizer Jagderträge gedeckt werden kann. So stammten im vergangenen Jahr nur knapp 40% - um die 1600 Tonnen - des konsumierten Wildfleisches aus der Schweiz, in den Jahren zuvor war der Anteil noch geringer. Trotzdem werden die Limiten für die Abschussvorgaben selten erreicht. Beispielsweise im Kanton Bern stieg der Bestand an Rehen, Rotwild und Wildschweinen in den letzten Jahren stetig an. Ein Grund, dass die Abschusszahlen nicht erfüllt werden, ist vor allem der grosse zeitliche Aufwand einer Jagd. «An einem normalen Jagdtag bin ich morgens um 6 Uhr im Wald und komme nicht vor 22 Uhr wieder nach Hause», meint Jäger Bruno Rosser. Ausserdem ist die Jagd sehr teuer. 210 Franken kostet es, um im Kanton Bern ein Reh erlegen zu dürfen. Für Gämsen und Hirsche meist noch mehr. Bei einem Verkaufspreis von 14 bis 16 Franken pro Kilo Rehfleisch werden die Kosten des Patents nicht immer gedeckt.
Das Wildfleisch im Detailhandel stammt daher meist aus dem Ausland – 844 Tonnen aus Österreich, 491 Tonnen aus Deutschland und 430 Tonnen aus Slowenien finden jährlich ihren Weg in die Schweiz. Auch aus Polen und Tschechien wird importiert. Immerhin ist der Import aus Neuseeland seit 2016 um etwa die Hälfte zurückgegangen und liegt momentan bei rund 363 Tonnen pro Jahr.
Weshalb Schweizer Wild?
Ohne hier gleich die zweischneidige Diskussion um Sinn und Moral der Jagd aufzumachen, sei immerhin angemerkt: Wo in den Wäldern die natürlichen Feinde fehlen, kann der Mensch diese Rolle übernehmen, um den Lebensraum vor Schäden zu schützen. Unbestritten darf sein, dass sich die Umweltbelastungen der Jagd in Relation zu jenen der Massentierhaltung marginal ausnehmen. Gleichwohl ist auch aus diesen Zahlen zu sehen, wie die Nachfrage nach Fleisch die natürlichen Kapazitäten übersteigt. Eine Reduktion dieser Ansprüche und die Konzentration auf Schweizer Wild ist schon insofern sinnvoll, um diese Belastung nicht einfach ins Ausland zu verschieben und über den Transport noch zu steigern.
Wo gibt’s Schweizer Wild?
Alternativ zum ausländischen Wild gibt es im Detailhandel auch Wildbret aus Schweizer Zuchtbetrieben zu kaufen. Aktuell gibt es jedoch nur wenige solcher Produkte. Wer einheimisches Wild essen will, besucht am besten ein spezialisiertes Restaurant oder fragt in der Metzgerei oder direkt beim Jäger nach.
Quellen und weitere Informationen:
Der Bund: Heimisches Wildfleisch ist selten
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