Kreislaufwirtschaft für Kunststoff?

Die Schweiz ist nicht nur Recycling-Weltmeister, sondern auch für das weltweit grösste Abfallaufkommen pro Kopf verantwortlich. Dabei sind 86% der Abfälle Kunststoffe. Deren Diversität erhöht die Schwierigkeit für eine Wiederverwertung. Bis 2025 sollen in der Schweiz die Kreisläufe wenigstens für Kunststoffverpackungen und Getränkekartons geschlossen werden.

Im Rahmen eines Stakeholderdialogs des Swiss Green Economy Symposiums (SGES) stellte sich die bekannte Trilogie „Vermeiden, Vermindern, Verwerten“ auch für den Einbezug der Kunststoffe in die Kreislaufwirtschaft zur Diskussion.

Die besondere Herausforderung besteht darin, dass es sich um ein ausgesprochen heterogenes Material handelt, dessen Vielfalt (Polymere, Additive usw.) und Intransparenz der Inhaltsstoffe eine umfassende Rezirkulierung beeinträchtigen. Die Sammeltätigkeit verschiedener Kommunen beschränkt sich denn auch meistens auf die Unterstützung der Rückführung von PET-Flaschen, während neuerdings einzelne Grossverteiler neben Getränkegebinden auch Hartplastik-Schalen zurücknehmen. Dabei werden aber die in grossen Mengen anfallenden Verpackungsfüllstoffe (Styropor, Luftkissenpolster usw.) noch immer nicht zurückgenommen. Dies wäre bestimmt eine Aufgabe des kommunalen Sammeldienstes.

Ein besonderes Problem stellt das Littering dar. Eine Studie des BAFU entlang von See- und Flussufern zeigt einerseits, dass 86% der gefundenen Gegenstände aus Kunststoff sind. Zigarettenstummel, Styropor und Snackverpackungen zählen zu den häufigsten Abfallobjekten.

In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage des Verursacherprinzips. Während den achtlosen, der Wegwerfmentalität huldigenden Zeitgenossen kaum beizukommen ist und die von ihnen verursachten Kosten die Allgemeinheit zu tragen hat, müssen die Folgen des ausufernden Kunststoffeinsatzes in unserem Plastikzeitalter ernsthaft debattiert werden. Dabei geht es nicht nur um die Vermüllung von Landschaften und den Weltmeeren. Dazu zählen sowohl die Beeinträchtigung der Lebensräume als auch die Gesundheit von Menschen und insbesondere Tieren über die Nahrungskette. Gemäss Verursacherprinzip hätten nicht nur die Verbraucher Verantwortung zu tragen, sondern insbesondere die Hersteller. Dazu müsste aber auch der Gesetzgeber aktiv werden.

Damit Kunststoffabfälle künftig für das Recycling gesammelt und einem Kreislauf zugeführt werden können, laufen derzeit verschiedene Initiativen und Projekte der Wirtschaft, Wissenschaft und der öffentlichen Hand.

Dazu lieferten am Anlass des SGES verschiedene Referate entsprechende Informationen, die anschliessend in vier Themengruppen vertieft wurden. Dabei konnten mögliche Lösungsansätze in der Forschung, für die Herstellung und den Handel, sowie der Handlungsbereich von Gemeinden und der Politik insgesamt ausgeleuchtet werden.

Primär gefordert sind dabei unabdingbar die Transparenz der Inhaltsstoffe und Harmonisierung der Sammlungen bis hin zu einem umfassenden nationalen Sammelsystem. Den Herstellern der Kunststoffgebinde stellt sich neben der Recyclingfähigkeit und Vereinheitlichung der Behältnisse die Problematik des Produkteschutzes ebenso wie deren mögliche Substitutionen. Dazu gesellt sich noch die Forderung, dass Stoffe länger im Kreislauf verweilen müssen und so die Wegwerf-Volumina (Einweggebinde !) im Konsum reduziert werden können. Entscheidend gefordert sind somit die Produzenten, die  -allenfalls unter politischem Druck-  transparente und ökologisch unbedenkliche, langlebige Verpackungen auf den Markt bringen müssen.

Mit der Reduktion von Einwegprodukten bzw. deren Substitution durch andere Materialien kann die Verwendung von Plastik vermieden, mit dem Verzicht auf Überverpackungen deren Einsatz vermindert und mit deren genereller Sammlung und anschliessender maschineller Aussortierung verschiedener Fraktionen ein Kreislauf geschaffen und so verwertet werden.

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