Die Weltbevölkerung nimmt rasant zu. Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass 2050 die Schwelle von 9 Milliarden Menschen überschritten wird. Rund die halbe Fläche von Südamerika wäre zusätzlich nötig, um diese Zahl an Menschen zu ernähren. Agrarwissenschaftler tüfteln deshalb an neuen Verfahren, um die Produktivität der Landwirtschaft zu erhöhen und gleichzeitig die benötigte Landfläche zu verringern.
Mit dem Konzept des Vertical Farmings legen Experten eine plausible Alternative zum herkömmlichen Ackerbau vor. Vertical Farming basiert grundsätzlich auf einer sehr alten Idee, denn Etagenbau kam bereits bei den Indios im südamerikanischen Regenwald vor. Auch die Reisterrasen in Asien folgen einem ähnlichen Prinzip. Dickson Despommier, Professor für Umweltgesundheit und Mikrobiologie an der Columbia University in New York City, nahm diese Grundidee auf und entwickelte zusammen mit seinen Studenten bereits 1999 die ersten Gedanken zur vertikalen Landwirtschaft. Seither wurde das Konzept verfeinert und zahlreiche Modelle erstellt.
Das Hauptproblem des Vertical Farmings stellt der Ersatz des Sonnenlichtes durch Leuchtdioden dar. Für die angemessene Beleuchtung der Pflanzen würden ungeheure Mengen an Energie benötigt. Die Kombination von hoher Energieeffizienz und erneuerbaren Energien lassen die Vision von Despommier jedoch trotzdem Wirklichkeit werden. Seit zwei Jahren entstehen erste Prototypen.Eine 30-stöckige Farm könnte circa 50'000 Menschen ernähren - Dickson Despommier
Die bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend. Im niederländischen Den Bosch und im südkoreanischen Suwon werden Früchte und Gemüse in mehrstöckigen Gebäuden angebaut. Die Erträge dieser beiden Prototypen sind um ein Vielfaches höher als diejenigen eines gewöhnlichen Gewächshauses. Zusätzlich wird im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft bis zu 90 Prozent des Wassers eingespart. Auch punkto Energieverbrauch sind die Resultate höchst zufriedenstellend. So versorgt sich die Vertical Farm grösstenteils autark mittels Sonnenkollektoren auf dem Dach.
Despommier gibt sich überzeugt, dass sich in absehbarer Zukunft bald ganze Länder dank Vertical Farming ernähren können. Das Interesse verschiedener Regierungen an diesem Konzept scheint Despommiers Überzeugung zu bekräftigen.
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