Laut dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) hat die Schweiz vor allem dank des hohen Lebensstandards (und der damit eingehenden Konsumfreudigkeit) mit einem der höchsten Abfallaufkommen weltweit zu kämpfen. 80 bis 90 Millionen Tonnen Abfall fallen pro Jahr an. Dies sind enorme Müllberge, die vielen von uns – hauptsächlich aufgrund unseres gut organisierten Abfallmanagements – kaum bewusst werden.
Doch wohin mit dem vielen Müll?
Was in den Haushaltsabfallsäcken landet, wird in den Kehrichtsverbrennungsanlagen verwertet. Immerhin entspricht dies im Durchschnitt einem Kilo produzierten Abfalls pro Tag und Person, der nicht wiederverwertet werden kann. Der Rest, also etwas über die Hälfte des Siedlungsabfalls, kann inzwischen rezykliert werden.
Die Vorteile des Recyclings sind unbestritten: Werden Produkte (oder Teile davon) wiederverwendet, kann an Ressourcen und Energie gespart werden, sodass die Umweltbelastung abnimmt. Zusätzlich bedeutet dies, dass Rohstoffe im eigenen Land behalten werden, was zu einer geringeren Abhängigkeit gegenüber anderen Staaten führt.
In der Schweiz gilt grundsätzlich das Verursacherprinzip: Wer kaufen will, kommt für die Entsorgung auf. Beispielsweise funktioniert dies mit einer vorgezogenen Entsorgungsgebühr bei Glas und Batterien. Der Kaufpreis deckt bereits die Kosten für die spätere Entsorgung. Auch beim Recycling von PET-Getränkeflaschen, Stahlblech und Aluminium verhalten sich die Dinge ähnlich. Schliesslich gibt es auch die vorgezogene Recyclinggebühr, die beim Kauf von elektrischen und elektronischen Geräten angerechnet wird, sodass ausgediente Geräte ohne zusätzliche Kosten in einer Reihe von Sammelstellen und Geschäften, oder aber direkt beim Hersteller zurückgegeben werden können.
Für diesen Ratgeber haben wir einiges Wissenswertes zu rezyklierbaren Materialien herausgepickt:
Stahlblech
Oft wird Aluminium gemeinsam mit Stahlblech gesammelt und anschliessend im Aufbereitungszentrum mittels Magnetabscheider getrennt; Stahl und Zinn werden durch die Elektrolyse ebenfalls voneinander getrennt
àZinn kann z.B. für die Elektrotechnik wiederverwendet werden
àrezyklierter Stahl wird beispielsweise bei der Herstellung von Bratpfannen, Werkzeugen und Rohrleitungen eingesetzt
In der Schweiz werden rund 86 Prozent der Stahlblechverpackungen rezykliert; der Energieverbrauch wird so gegenüber einem Neuprodukt um 64 Prozent verringert und die CO2-Emissionen gar um 73 Prozent
· Konservendosen sollten leer und (aus hygienischen Gründen) ausgespült im Sammelcontainer deponiert werden
· Dosen flachdrücken: Weniger Volumen bedeutet einen kostengünstigeren und umweltgerechteren Transport
Glas
Das Recycling des Glases findet ohne Qualitätsverlust statt und bildet einen geschlossenen Stoffkreislauf. So kann unendlich oft eine Wiederverwendung stattfinden.
Die schweizerische Verwertungsquote beim Glas ist sehr gut, mit 95 Prozent gehören wir hier zu den Spitzenreitern
· Gesammelt werden Getränkeflaschen aus Glas sowie Öl- und Essigflaschen, beispielsweise Marmelade- und Gewürzgläser und Gläser mit dem Glasrecycling-Signet
· Die Gläser sollten ausgespült werden
· Ausserdem gilt, die Gläser strikt nach den Farben Weiss, Grün und Brau zu trennen.
Es ist tatsächlich ein Mythos, dass alle Gläser anschliessend wieder zusammengeschüttet werden…
(Die Farbentrennung trägt zum Qualitätserhalt des Sammelguts bei. Um weisses und braunes Glas zu rezyklieren, müssen die Scherben jeweils auch rein weiss und braun sein)
Batterien
Die Wichtigkeit der Rückgabe von Batterien und Akkus wird häufig unterschätzt. Aufgrund ihres Schwermetallgehalts gelten sie als Sonderabfall und dürfen als solcher auf keinen Fall im Haushaltskehricht entsorgt werden.
Zudem sind in Batterien und Akkus viele Rohstoffe enthalten, die nur in begrenztem Masse vorhanden sind. Sie enthalten wertvolle Ressourcen wie Eisen, Mangan und Zink – eine Wiederverwertung ist also zwingend nötig.
Die Rücklaufquote aller Geräte- und Industriebatterien (ausser Lithium-Batterien) beträgt zurzeit rund 82 Prozent.
· Batterien und Akkus können an unzähligen Sammelstellen abgegeben werden, die sich oft in Fachgeschäften, Warenhäusern, Tankstellenshop etc. befinden.
· Landen sie im Kehricht, können sie beispielsweise durch die Müllpresse beschädigt werden, was zur Brandgefahr führt
· Werden die Batterien und Akkus nicht richtig entsorgt, können Schadstoffe austreten und die Umwelt belasten
Plastik
Auch wenn wir lange als Recycling-Weltmeister galten, sehen die Dinge nun – jedenfalls beim Plastik – ganz anders aus. Verglichen mit anderen europäischen Ländern verbraucht die Schweiz mit 127 Kilogramm pro Person tatsächlich am meisten Plastik. Die Meeresschutzorganisation «OceanCare» spricht in ihrem Bericht «Plastic Matters» gar von einer Plastikkrise.
PET-Getränkeflaschen werden schon lange mit Erfolg wiederverwendet. Die Recyclingquote in der Schweiz beträgt rund 83 Prozent. Allerdings werden viele Kunststoffe noch nicht rezykliert, was angesichts des Plastikbergs äusserst ungünstig ist. Was das Recycling von Plastik besonders erschwert, ist, dass die oft genutzten Verbundverpackungen (beispielsweise beim Fleisch) aus verschiedenen Plastikarten bestehen. Dies verkompliziert die Trennung und das nachfolgende Recycling massgeblich. Zusätzlich ist die Sortierung von flächigen Materialien wie Folien aufwendig.
Bislang wurden etwa 90 Prozent des Kunststoffabfalls zusammen mit dem Haushaltskehricht verbrannt. Damit soll bald Schluss sein. In der Schweiz arbeitet man zurzeit an der Verbesserung von Produktverpackungen. Bis 2030 will die EU alle Verpackungen kreislauffähig machen – die Schweiz hat ähnliche Ziele.
Es gibt bereits einige Plastiksammelstellen in der Schweiz, beispielsweise in der Migros als ersten Grossverteiler. Den Sammelsack dafür kann man vor Ort erwerben.
· Es ist also bereits möglich, Plastik sachgemäss zu entsorgen. Allerdings nicht im grossen Stil und nicht in einheitlicher Form.
· Über 50 Organisationen haben sich für das Projekt «Sammlung 2025» zusammengetan.
Ziel ist es, von Beginn bis zum Ende der Wertschöpfungskette Lösungen zu finden für ein effizientes und ökologisches Kreislaufwirtschaftssystem für Plastik,
das ausserdem harmonisiert, konsumentenfreundlich und effizient ist.
Die Schweiz hat sich auf ihren Lorbeeren als Spitzenrecycler lange ausgeruht. Dieser Status wurde in den letzten Jahren durch neue Erkenntnisse relativiert. Um den Anschluss an andere Staaten nicht zu verlieren, müssen wir uns noch einmal neu anstrengen.
Quellen und weitere Informationen:
Sammlung 2025
BAFU: Rohstoffe, Abfall und Kreislaufwirtschaft
Swiss Recycling
Kommentare (0) anzeigenausblenden