In den 1980er Jahren begann sich in der Kleiderbranche die „Quick Response Strategie“ durchzusetzen. Auf den schneller werdenden Informationsfluss und -austausch reagierten die Hersteller von Klamotten mit immer mehr Kollektionen im Jahr. Daraus entwickelte sich die Fast Fashion.
Was ist Fast Fashion?
Die Fast Fashion produziert und verkauft Kleider möglichst billig, um den Kunden dazu anzustiften, häufiger neue zu kaufen. Viele Unternehmen setzen auf diese Art von schnelllebiger Mode, die eine Umsatzsteigerung, konstante Kundenbindung und die Möglichkeit zur weiteren Expansion mit sich bringt. In Kombination mit der kostengünstigen Herstellung ist das ganze Konzept auf Gewinnmaximierung ausgelegt.
Doch warum ist das problematisch? Mit Fast Fashion gehen verschiedene negative Auswirkungen auf Mensch und Umwelt einher: Die mehrmals im Jahr produzierten Kollektionen benötigen viele Ressourcen – von der Baumwolle über die Energie bis zum Transport. Zudem kommen bei der Herstellung häufiger giftige Stoffe zum Einsatz, so beispielsweise beim Färben oder Imprägnieren der Kleidungsstücke. Hergestellt werden die Kleidungsstücke unter meist schlechten Arbeitsbedingungen in den ärmeren Ländern dieser Welt: Die existenzielle Not und Abhängigkeit der Arbeiterinnen begünstigen Korruption und Ausbeutung. Die schnelllebige Mode produziert zudem viel Abfall: Kleidungsstücke landen im Mülleimer, sobald sie nicht mehr im Trend sind.
Was ist Fair Fashion?
In den letzten Jahren hat sich eine Gegenbewegung zur Fast Fashion entwickelt – die Fair Fashion. Dabei geht es um Kleidung, die nach fairen und ökologisch korrekten Produktionsbedingungen und unter menschenwürdigen Arbeitsverhältnissen hergestellt wird. Als Zeichen gegen die Konsum- und Wegwerfgesellschaft können diese qualitativ höherwertigen Kleidungsstücke auch länger getragen werden.
Auch in der Schweiz haben sich in den letzten Jahren Marken auf die Fahnen geschrieben, nachhaltig und fair produzierte Klamotten herzustellen.
Nikin
Nikin wurde 2016 von zwei Kollegen gegründet. Das Konzept ist simpel: Für jedes nachhaltig produzierte Kleidungsstück, das sie verkaufen, lassen sie einen Baum pflanzen.
Die Firma produziert ihre Kleidungsstücke und die weiteren angebotenen Produkte fast ausschliesslich in Europa. Die dafür verwendeten Materialien sind nachhaltig – beispielsweise Bio-Baumwolle, auf natürliche Weise entsorgbares (ohne Umweltschädigung entsorgbares?) Material oder bereits recycelte Stoffe. Für den Versand werden die Kleidungsstücke nicht in eine Plastikverpackung gesteckt, wie es sonst üblich ist. Die FSC-zertifizierten (aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammenden) Pakete werden ohne zusätzliches Füllmaterial und unnötige Werbung verschickt. Das verwendete Papier besteht aus Zuckerrohrabfällen, die Firma verfügt über ein internes Recycling-System und verkauft ausserdem Second Hand Möbel und Bio-Fairtrade-Kaffee einer Schweizer Rösterei. Die Retouren und unverkauften Produkte bekommen ein zweites Leben im Outlet oder bei Organisationen wie Caritas.
Von jedem verkauften Produkt gibt Nikin 1 Schweizer Franken an die Firma „One Tree Planted“ weiter. Diese pflanzen damit im Rahmen eines ihrer Projekte einen Baum. Die Bäume werden in Gegenden gepflanzt, die von Waldbränden oder anderen Umweltkatastrophen verheert wurden oder wo die Bodenerosion zunimmt; wo die Biodiversität gefördert, Aufforstungen zur Wiedergutmachung vergangener Rodungen vorangetrieben oder die Nahrungssicherheit für die Bevölkerung sichergestellt werden sollen.
Das Unternehmen setzt auf faire Preise für Kunden und Herstellerinnen, Transparenz und Ehrlichkeit, Messbarkeit ihrer Bemühungen, kurze Wege und Partnerschaften. Auf ihrer Webseite findet man diverse Informationen zur Marke, zu den Produkten und zur gelebten Nachhaltigkeit im Unternehmen.
ZRCL
Das junge Schweizer Startup setzt auf nachhaltige und faire Strassenkleider. Vom Anbau bis zum Verkauf der Klamotten sollen die Prozesse transparent, fair, biologisch und ökologisch ablaufen.
Die Kleidungsstücke bestehen aus bioRe-zertifizierter Baumwolle aus Indien und Tansania. Das Label stellt sicher, dass keine Pestizide und Kunstdünger und kein genmanipuliertes Saatgut zum Einsatz kommen sowie der Fruchtfolgewechsel zu Gunsten eines gesunden Boden und der Artenvielfalt eingehalten werden. Die Bauern und Bäuerinnen produzieren ihre biologisch angebaute Baumwolle unter Abnahmegarantier und erhalten eine Bio-Prämie. Die herstellenden Unternehmen verpflichten sich zu fairen und menschenwürdigen Arbeitsbedingungen.
ZRCL garantiert CO2-emissionsfreie Kleidung, da sie durch den Bau von Biogasanlagen und effizienter Kochöfen in den Anbauregionen Indien und Tansania Kompensationszertifikate erwerben. Auf ihrer Internetseite stellen sie zudem Tipps zur Verfügung, wie wir als Konsumenten sonst noch für die Umwelt aktiv werden können.
RRRevolve
Diese Schweizer Internetplattform bietet ihren Kunden diverse nachhaltige Kleidermarken auf einer Seite. Die drei R im Namen stehen für die Konzepte reduce, reuse und recycle. Entsprechend führen sie Marken im Sortiment, die helfen, Abfall zu vermeiden, Umweltverschmutzung zu vermindern, Energie zu sparen, faire Löhne zu fördern, soziale Unternehmen zu unterstützen und Rohstoffe zu recyceln. Gemäss ihrer Unternehmensphilosophie betont sie, dass auch der Kunde mitbestimmt, welche Produkte auf dem Markt angeboten und gefördert werden.
„Jeder Kassenbon ist auch ein Abstimmungszettel. Du entscheidest, wen und was du mit deinem Geld unterstützen willst. Dein Konsum hat direkte Auswirkungen auf unsere Zukunft.“ (Webseite RRRevolve)
Jeder und Jede hat es selber in der Hand, den übermässigen Kleiderkonsum und die übertriebene Produktion zu stoppen und Nachhaltigkeit im Kleidersektor zu fördern. Die vorgestellten Unternehmen und Seiten sind nur drei Beispiele von vielen in der Schweiz. Unterstützen wir die Umwelt mit dem Kauf von nachhaltigen und fairen Klamotten!
Quellen und weitere Informationen:
Nachhaltige Kleidung: Fast Fashion – Definition, Ursachen, Statistiken, Folgen und Lösungsansätze
Fashion Life Balance: Fair Fashion
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