Eine von Coop in Auftrag gegebene und kürzlich publizierte Umfrage des Link-Instituts zeigt, dass zwei Prozent der Schweizer Bevölkerung Vegetarier sind. Ein weit grösserer Teil von immerhin 40 Prozent der Befragten gab an, regelmässig bewusst kein Fleisch zu essen. Jene auch als „Flexitarier“ oder Teilzeit-Vegetarier bezeichneten Personen verzichten durchschnittlich bei rund einem Drittel der Hauptmahlzeiten auf das Fleisch.
Die dem Fleisch konsequent entsagenden Vegetarier sind eher jung, weiblich, wohnen in der Deutschschweiz und haben eine höhere Ausbildung. Meist verzichten sie ab dem 21. Lebensjahr auf den Fleischkonsum. Der Vegetarismus ist eine Trenderscheinung – davon zeugen nicht zuletzt die wachsende Anzahl der bei Grossverteilern verfügbaren vegetarischen Ersatzprodukte sowie auch die Zunahme der auf vegetarische Ernährungsweisen ausgerichteten Lebensmittelgeschäfte, Restaurants oder Menüs. Schliesslich ist auch der heutige Weltvegetariertag Ausdruck eines gestärkten Bewusstseins fleischloser Ernährungsweisen.
Als Grund für den Fleischverzicht geben die Vegetarier primär das Tierwohl sowie den Respekt vor der Umwelt an, bei den Teilzeit-Vegetariern stehen vorwiegend gesundheitliche Aspekte im Vordergrund. Tatsächlich macht die noch immer weit verbreitete Massentierhaltung ökologisch wenig Sinn. Auch ist sie vom ethischen und gesundheitlichen Standpunkt aus nicht unproblematisch. Für die in aller Regel vegan lebenden Anhänger der Tierrechts- bzw. Tierbefreiungsbewegung greift der Verzicht auf Fleischkonsum allerdings zu kurz. So kritisiert etwa Achim Stösser von der Initiative Maqi für Tierrechte, gegen Speziesismus:
"Jahrhundertelang schienen Vegetarier die Einäugigen unter den Blinden zu sein. Doch sie verschliessen tierrechtsfern dieses eine Auge vor der Tatsache, dass sie zwar die Leichen ihrer Opfer nicht verzehren, sondern anderweitig entsorgen, dies aber für die Ermordeten keinen Unterschied macht."
Achim Stösser
Im Gegensatz zum traditionellen Tierschutz, der einer Nutzung von Tieren innerhalb eines bestimmten Rahmens nicht prinzipiell ablehnend gegenübersteht, weisen die Anhänger der Tierbefreiungsbewegung den Dualismus von Mensch und Tier und die damit verbundene Ungleichbehandlung grundsätzlich zurück. Viehwirtschaft auch zum Zwecke der Milch- und Eierproduktion sowie auch das Halten von Haustieren sei aus dieser Sicht moralisch verwerflich. Folglich wird nicht nur auf den Fleischkonsum, sondern auf jegliche tierischen Produkte verzichtet.
Wenn nur zwei Prozent der Schweizer Vegetarier sind, dürften es noch wesentlich weniger sein, die hinter den Forderungen der Tierbefreiungsbewegung nach einer veganen Gesellschaft stehen. Zum Weltvegetariertag könnte es sich dennoch lohnen, einmal über die persönlichen Essgewohnheiten und deren ökologischen sowie tierethischen Implikationen nachzudenken.
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