Gemäss Schätzungen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen FAO kommt weltweit nur die Hälfte aller produzierten Nahrungsmittel beim Verbraucher auf den Teller. Je nach Weltregion sind rund 5 bis 20 Prozent dieses Verlustes auf Transport und Verteilung zurückzuführen. Vor allem frische Lebensmittel wie Obst und Gemüse vergammeln oft auf ihren langen Transportwegen! Die deutsche Unternehmens-Initiative „Save Food“ will dieses Problem unter anderem durch die Verbesserung der Logistikkette bekämpfen. So sollen beispielsweise bald neue Transportcontainer zum Einsatz kommen, welche die Kühlung, Lüftung, die Luftfeuchtigkeit und -zusammensetzung besser kontrollieren und somit das frühzeitige Verfaulen der Nahrungsmittel vermeiden. Bananen können in den „Super-Containern“ beispielsweise eindeutig länger frisch gehalten werden als in herkömmlichen Transportern. Dies ermöglicht auch, dass sehr lange Distanzen per Schiff statt per Flugzeug zurückgelegt werden können. Wichtig sei ausserdem, dass der Frischhaltungsprozess bereits auf dem Feld beginne, beispielsweise durch die Verwendung der richtigen Verpackung, schreiben die „Save Food“-Initianten.
Allein durch technische Verbesserungen können die grossen Nahrungsmittelverluste jedoch nicht vermieden werden. Vielmehr sind ein Umdenken in der Gesellschaft und ein sparsamerer Umgang mit Nahrungsmitteln nötig. Wer die Lebensmittelverschwendung längerfristig stoppen möchte, sollte nicht zu viel, sowie regional und saisonal einkaufen, Resten verwerten und nichts wegwerfen. Um die weit verbreitete Wegwerfmentalität zu bekämpfen, sollten zudem Ess- und Genusskultur in der Gesellschaft grundsätzlich wieder an Wert gewinnen. Dies fordert auch die weltweite Organisation Slow Food, eine „Anti-Fast-Food“-Bewegung, die sich für eine bewusste, nachhaltige, Ernährung und eine zentrale Stellung des Essens in der Gesellschaft einsetzt.
"Dabei geht es uns nicht nur um die Rettung eines tausendjährigen alten Wissens, sondern auch um den Schutz der Biodiversität, um die Erhaltung der nachhaltigen Landwirtschaft und des Handwerks, um die Würde der Produzentinnen und Produzenten auf der ganzen Welt. Wichtig für uns ist eine Esskultur, die auf guten, sauberen und gerechten Produkten basiert."
Andrea Ries, Slow Food
Tatsächlich hat nicht nur der kulturelle, sondern auch der finanzielle Wert von Essen in den letzten Jahren stetig abgenommen. Gemäss Bundesamt für Statistik verwendet ein Schweizer durchschnittlich nur 6,7% seiner Ausgaben für Lebensmittel; mehr als die Hälfte davon in Take Aways und Restaurants. Obwohl Essen in der Schweiz absolut betrachtet teurer ist als in den meisten anderen Staaten, sind die Ausgaben relativ gemessen also sehr gering. Im weltweiten Vergleich geben laut dem Nachhaltigkeitsmagazin der Migros nur die US-Amerikaner, die Engländer, die Kanadier und die Singapurer noch weniger ihres verfügbaren Haushaltbudgets für Nahrungsmittel aus. In Ländern wie Marokko, Ägypten, Aserbeidschan oder Pakistan fällt dagegen fast die Hälfte des Budgets für die Nahrungsmittelbeschaffung an.
Vor 50 Jahren wurde auch in der Schweiz im Durchschnitt noch fast ein Drittel des Einkommens für Lebensmittel verwendet. Heute verwendet eine Schweizer Familie hingegen mehr Geld für Kleider oder für die Telekommunikation als für das Essen. Qualität sollte auch für das Essen gelten – für qualitativ hochwertige, biologisch angebaute und/oder fair gehandelte Produkte lohnt es sich, auch einmal etwas mehr auszugeben.
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