Obwohl die globale Nahrungsmittelproduktion zu 35 Prozent von bestäubenden Insekten abhängt, werden in der Landwirtschaft, in Privatgärten oder auf öffentlichen Grünflächen für sie schädliche Unmengen sogenannter Unkraut- und Schädlingsvernichtungsmittel ausgebracht, allein in der Schweiz ca. 2000 Tonnen jedes Jahr.
Die „Schutzmittel“ wirken laut Walter Haefeker, dem Präsidenten des Europäischen Berufsimkerverbandes, nicht unmittelbar tödlich. Sie sind Nervengifte und vergleichbar mit einem Alkoholrausch beim Menschen, die Pestizide hingegen führen über kurz oder lang zum Tod. Die direkten Auswirkungen der Chemikalien sind ebenfalls schwerwiegend: bei Honigbienen beispielsweise leiden darunter die Kommunikation, das Hygiene- und Putzverhalten und im schlimmsten Fall wird die exakte und überlebenswichtige Bruttemperatur nicht mehr eingehalten
Nicht nur der Einsatz von giftigen Substanzen macht den meisten bestäubenden Insekten zu schaffen. Auch der zunehmende Mangel an Nektar- und Pollenpflanzen stellt sie vor grosse Herausforderungen. Dieser Mangel ist zum einen zurückzuführen auf das Fehlen von Blühpflanzen in der Landwirtschaft – so bestanden Wiesen um das Jahr 1900 noch zu 30 Prozent aus Wildkräutern, heute dagegen nur noch zu zwei Prozent – zum anderen ist häufiges Mähen mit Schuld; wobei dadurch auch viele Tiere ihr Leben lassen müssen. Bei einer Mähaktion einer Grünfläche mit beispielsweise Löwenzahnblüten, kann ein Bienenvolk nahezu alle Flugbienen, die in den Blüten sitzen, verlieren. Die Folge ist enormer Stress für das Volk, da noch nicht fertig entwickelte Flugbienen das Sammeln übernehmen müssen. Auf Grund der abgemähten Blüten ist dies allerdings nur begrenzt möglich und durch den Nahrungsmangel kommt es, laut Haefeker, zu einem sogenannten Ernteschock, auf den das Bienenvolk mit dem Herausreissen der bereits angelegten Brut aus den Zellen reagiert.… so bestanden Wiesen um das Jahr 1900 noch zu 30% aus Wildkräutern, heute dagegen nur noch zu 2% …(zeit.de)
Aber nicht nur Honigbienen, auch Wildbienen und viele weitere bestäubende Insekten haben mit diesen Problemen zu kämpfen (Vgl. umweltnetz-schweiz Artikel vom 13. März 2013). Da ist es eigentlich umso erfreulicher zu sehen, dass nach der langen kalten Zeit die Blumen, auch und vor allem in Gärten und Siedlungsanlagen zu blühen beginnen und die Insekten fliegen. Allerdings greifen sehr viele Gartenbesitzer ebenso schnell zum Rasenmäher. Folglich werden zum einen, durch den Lärm lang ersehntes Vogelgezwitscher übertönt und zum anderen, der mit Wiesen-Schaumkraut, Gänseblümchen, Primeln u.v.a. reich gedeckte Blumentisch auf 3 bis 5 Zentimeter gekürzt und in ein Einheitsgrün verwandelt. Dabei bedeutet ein Grünrasen, der meist bis zu einem Dutzendmal pro Jahr gemäht wird, mehr Arbeit, als eine Blumenwiese, welche nur einen zweimaligen Schnitt benötigt. Grundsätzlich gilt auch hier, Kompromisse sind ohne weiteres möglich. Allein schon eine Ecke mit Wildblumen hilft der Artenvielfalt; so können auf einem Quadratmeter bis zu 70 verschiedene Pflanzen wachsen, in einer gewöhnlichen Rasenmischung dagegen, sind oft nur drei Arten vertreten. Laut Feldstudien des NABU (Naturschutzbund Deutschland e.V.) in Baden-Württemberg leben in einem Stadtpark mehr als 100 Wildbienen und rund 70 Arten kommen auf kleinen Grünflächen vor. Auch Siedlungsbereiche können für Insekten freundlich gestaltet werden. Deshalb sind nicht nur Landwirte dazu angehalten, ökologisch und gemeinsam mit der Natur zu arbeiten, auch StadtplanerInnen und Garten- und sogar BalkonbesitzerInnen können einen (kleinen) Beitrag mit grosser Wirkung leisten.
Weiterführende Quellen und Informationen:
http://www.zeit.de/zeit-wissen/2011/s2/Natur-Artenvielfalt
http://www.badische-imker.de/downloads/20110215positionspapierimkermail.pdf
http://bienenschutz.ch/
Interview mit Walter Haefeker (Präsident des Europäischen Berufsimkerverbandes)
Martin Klatt: Blütenvielfalt: Gedeckter Tisch für Wildbienen
http://www.wildbee.ch/extras
http://hortus-insectorum.de/
„10 Tipps wie Sie Bienen helfen können“
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