Nach der traumhaften Schifffahrt von Luzern nach Hertenstein spazieren wir bei schönstem Wetter entlang der Rigi-Flanke hinauf zum Haldihof. Auf dem Weg lernen wir viel interessantes über die Blumen, Gräser und Sträucher am Wegrand und machen Bekanntschaft mit der Waldgesellschaft des „Herrenwalds“. Dieser Mischwald ist äusserst vielfältig: Wir stossen u.a. auf Buchen, Eichen, Ahorne, Eiben und vereinzelt sogar auf Edelkastanien, von denen es in der Zentralschweiz heute im Gegensatz zur Rosskastanie nur noch wenige gibt. Jetzt verhilft das Förderprogramm der Interessengemeinschaft Pro Kastanie der ehemals verbreiteten Kastanienkultur zu einem Comeback. Auf der Wanderung bemerken wir auch das vermehrte Auftreten von Lorbeer-Sträuchern im Herrenwald. Die im Mittelmeerraum heimische Art stösst zurzeit vermehrt in unsere Breiten vor. Diese weniger erfreuliche Entwicklung beruht auf den zunehmend milderen Temperaturen und ist somit ein Zeichen des Klimawandels.
Am Ende des lehrreichen Spaziergangs erreichen wir den Haldihof, wo wir unseren Durst mit hausgemachtem Süssmost stillen. Der Hofinhaber Bruno Muff stellt uns anschliessend die Obstkultur am Berghang vor. Der Betrieb setzt nicht nur auf eine komplett biologische Anbauweise – es werden weder Spritz- noch Düngemittel eingesetzt – sondern fördert die Artenvielfalt ganz besonders, indem u.a. sehr alte, einheimische Obstarten kultiviert werden. Zum Sortiment gehören z.B. Mispeln und Kornelkirschen, die heute in der Schweiz kaum noch angebaut werden. Die einmalige Artenvielfalt, die Naturbelassenheit und die Hochstammkultur führen dazu, dass sich unzählige, zum Teil seltene Insekten-, Vögel- und Pflanzenarten in den Kulturen ansiedeln.
Die Früchte der 400 Hochstammbäume wie auch der übrigen Kulturpflanzen werden direkt auf dem Hof in sorgfältiger, umweltschonender Handarbeit zu Obstschnäpsen, Marmeladen, Fruchtgelées, Essig oder sogar Senf und Kosmetikprodukten verarbeitet. Nach der Führung decken wir uns nach Bedarf im kleinen Hofladen mit den Spezialitäten ein und geniessen dazu Bio-Glacé oder ein hofgemachtes Stück Kuchen. Die Obstproduktion und –veredelung sind die Haupttätigkeiten der Bauernfamilie. Die überzeugten Biobauern halten als einzige Nutztiere Lamas und Alpakas. Diese fühlen sich an den steilen Flanken wohl, halten den Graswuchs tief und zerstören den Hang nicht durch Trampelpfade (wie z.B. Schafe). Sie werden nicht etwa geschlachtet, sondern liefern neben der Weidefunktion wertvolle Wolle, die sehr begehrt ist.
Der Haldihof zeigt auf eindrückliche Weise, wie landwirtschaftliche Produktion im Einklang mit der Natur funktionieren kann. Statt die Biodiversität einzuschränken, fördert der Hof durch seine Kulturen sogar die Artenvielfalt. Gleichzeitig entstehen ganz nach dem Motto „Qualität statt Quantität“ hochwertige biologische Spezialitäten. Im Herbst wird eine weitere Exkursion zum Haldihof stattfinden, die besonders die Obsternte zum Thema hat.
Interessante Links
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SRF Aeschbacher: Interview mit Bruno Muff, 9.Mai 2013
Interessengemeinschaft Pro Kastanie Zentralschweiz
Bild: Blick auf den Haldihof - www.haldihof.ch
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