Warum man auf den Wegen bleiben sollte…

Das lang ersehnte warme Wetter lud vergangenes Wochenende dazu ein, sich ins Freie zu begeben, Sonne zu tanken und aktiv zu werden. So waren einige Wanderlustige auch in Hochmoorgebieten anzutreffen, leider auch abseits der gut ausgebauten Wanderwege.

Über die massiven Einwirkungen durch dieses Fehlverhalten scheinen sich die „AbseitsgängerInnen“ nicht bewusst zu sein. Unter dem Bedürfnis nach Abenteuer, Individualität und „Natur-Pur“ leidet aber die störanfällige Flora und Fauna der Moore. Diese bilden hochsensible Ökosysteme, deren Gleichgewicht durch kleinste Veränderungen und Eingriffe irreversibel gestört werden kann.
Damit ein Moorgebiet entsteht, braucht es eine wasserstauende Bodenschicht, Grund- oder Regenwasser, einen sehr sauren pH-Wert (3 bis 4), Torfmoose und sehr viel Zeit. Auf Grund des Sauerstoffmangels im Untergrund werden abgestorbene organische Bestandteile nicht zersetzt; es kommt zum Aufwuchs des Torfmooses und damit zu Torfablagerungen in den unteren Bereichen. Torfmoose sind wurzellos, weshalb sie sich von den Nährstoffen, die im Regenwasser enthalten sind, ernähren. Bis nur ein einziger Meter Torf entstanden ist, braucht es ungefähr 1000 Jahre. Diese wertvollen Biotope bieten vielen gefährdeten Pflanzen- und Tierarten, wie zum Beispiel dem Sonnentau, Wollgräsern, Orchideen, sowie vielen Insekten, Libellen, Amphibien, Spinnen u.v.m. einen geeigneten Lebensraum.

Bis nur ein einziger Meter Torf entstanden ist, braucht es ungefähr 1000 Jahre.


In der Schweiz wurde noch bis in die 1970er Jahre Torf abgebaut. In vielen Ländern wird dies auch heute noch getan. Durch den hohen Nährstoffgehalt ist Torf im Gartenbau, in der Pflanzenaufzucht, aber auch im Wellness- und Gesundheitsbereich sehr beliebt. Die Moore spielen nicht nur als seltene Lebensräume eine grosse Rolle, sie dienen auch als globale CO2- und Methan-Speicher. Aus Gründen des Schutzes sämtlicher Moorgebiete weltweit sollte beispielsweise nur torffreie Gartenerde gekauft werden.

Da die Hochmoore zu den am stärksten bedrohten Lebensräumen in der Schweiz zählen - im Laufe des letzten Jahrhunderts sind 90 Prozent der Flächen zerstört worden - hat sich 1967 das Eidgenössische Stimmvolk mit der Rothenthurm-Initiative für den gesetzlichen Schutz der Moore ausgesprochen. Durch diese Initiative ist die Schweiz das einzige Land, in welchem der Schutz der Moore in der Verfassung verankert ist. Dadurch sind offiziell jegliche Eingriffe und Baumassnahmen innerhalb der Moorgebiete gesetzlich verboten. In einer im Jahre 2007 vom Bundesamt für Umwelt verfassten Untersuchung über den Zustand der Schweizer Moore wird zwar resümiert, dass es einerseits keine Flächenverluste zu beklagen gibt, sich diese Biotope qualitativ allerdings in einem besorgniserregenden Zustand befinden. Dass die Qualität der Moore derart schlecht ist, liegt laut Willy Geiger, Vizedirektor des Bundesamtes für Umwelt, zum einen an der Nachlässigkeit der Behörden und zum anderen an immer noch anhaltendem Fehverhalten; Abflussdrainagen werden nicht zugeschüttet und tragen zum Austrocken der feuchten Lebensräume bei und Düngeeinträge verändern den Nährstoffhaushalt. Aber auch die Eingriffe Erholungssuchender sind nicht zu unterschätzen. So sind noch immer landwirtschaftliche Eingriffe Hauptverursacher von Schäden in Mooren, aber fast ebenso gravierend ist die Tourismus- und Freizeitnutzung. Mit dem unbedachten Verlassen der ausgeschilderten Wege und dem Missachten der Verhaltensregeln werden intakte Pflanzen- und Tiergesellschaften gestört und allzu oft zerstört.

Dass Moorgebiete eine Faszination ausstrahlen, ist nachvollziehbar, ebenso, dass man diese Biotope gerne aus der Nähe erkunden und „erforschen“ möchte. Doch mit dem Durchqueren, Pflanzenbegutachten oder gar Picknicken kommt es zu Stoffeinträgen und Störungen vieler, ohnehin schon gefährdeter und empfindlicher Tier- und Pflanzenarten. Das Wanderwegenetz in der Schweiz ist derart gut ausgebaut, dass es von den Wegen aus ebenfalls möglich, ist die Einzigartigkeit der Moore zu geniessen und zu erleben. Durch korrektes und respektvolles Verhalten trägt man massgeblich dem Schutz und Erhalt dieser schützenswerten Lebensräume bei.

Für diejenigen, die die Faszination und Einzigartigkeit auch spüren möchten, gibt es in der Gemeinde Nesslau-Krummenau die Möglichkeit, einen Moorlehrpfad unter dem Namen „Barfuss übers Hochmoor“ zu erspüren und erleben.

Quellen und weiterführende Links:
Schweiz aktuell vom 24.08.2011: „Rothenthurm-Initiative: Der Vorkämpfer erinnert sich“
„Zustand und Entwicklung der Moore in der Schweiz – Ergebnisse der Erfolgskontrolle Moorschutz.“ BAFU, Juni 2007 (Als pdf-Version zum Download)

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