Pestizide vergiften Schweizer Flüsse

Schweizer Gewässer weises vermehrt Pestizide auf. Schweizer Gewässer weises vermehrt Pestizide auf.

Schweizer Gewässer geniessen den Ruf, besonders sauber zu sein. Doch der Schein trügt: das Wasserforschungsinstitut Eawag hat kürzlich eine Studie zur Schadstoffbelastung im Wasser publiziert: In einem aufwändigen Screening wurden 104 von insgesamt 300 Pestiziden in Schweizer Flüssen entlarvt, teils in sehr hohen Konzentrationen.

Im Auftrag des Bundes hat die Eidgenössische Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz (Eawag) die bisher umfassendste Studie zum Thema Schadstoffbelastung in Flüssen durchgeführt. Die Wasserproben wurden 5 mittelgrossen Flüssen entnommen: Salmsacher Aach (SG), Furtbach (ZH), Surb (AG), Limpach (SO) und Mentue (VD).

Die Forschungsresultate sind alarmierend: Von rund 300 zugelassenen und nachweisbaren synthetischen löslichen Wirkstoffen wurden während einer viermonatigen Messperiode 104 aufgespürt. In jeder Probe fanden die Experten im Schnitt 40 unterschiedliche Stoffe. Wie die Forscher berichten, lag die Summe der Konzentrationen in 78% der Proben über dem Grenzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter; vereinzelt sogar über 1 Mikrogramm pro Liter.

Von den gefundenen Stoffen gehören 82 zu den reinen Pflanzenschutzmitteln. Damit liegt die Vermutung nahe, dass der Grossteil der Stoffe aus der Landwirtschaft stammt. Zum Beispiel kamen die Herbizide Mecoprop und S-Metolachlor in nahezu allen Proben vor. Diese Stoffe werden zur Unkrautbekämpfung im Garten bzw. beim Anbau von Getreide, Mais und Rüben eingesetzt.

 

„Durchschnittlich wurden 40 Stoffe pro Probe nachgewiesen. Selbst wenn die Konzentration jedes einzelnen dieser Stoffe das ökotoxikologische Qualitätskriterium nicht überschreitet, ist eine Beeinträchtigung von Organismen im Wasser durch diese Pestizidmischungen zu befürchten.“ Eawag

 

Wie gefährlich ist der Pestizidcocktail in unseren Flüssen? Laut Eawag sind insbesondere zwei Aspekte problematisch: Einerseits die teils hohen Konzentrationen pro Stoff und andererseits der „Cocktail“ aus verschiedenen Stoffen, deren Wechselwirkungen noch unzureichend erforscht sind.
Die Hauptleidtragenden sind Wasserlebewesen, die dem Giftgemisch dauerhaft ausgesetzt sind. Dies betreffe zum Beispiel Flohkrebse, Steinfliegen oder Eintagsfliegen, so Prof. Juliane Hollender, Leiterin der EAWAG-Abteilung für Umweltchemie. Insbesondere die Larven dieser Tiere reagieren sensibel. Es wird befürchtet, dass einzelne Arten von resistenteren Arten verdrängt werden könnten. Im schlimmsten Fall könnten einzelne Spezies gänzlich aus den Flüssen verschwinden.

Im Bewusstsein über die Schadstoffbelastungen in Schweizer Flüssen hat der Nationalrat kürzlich die Aufrüstung von 100 grösseren Kläranlagen beschlossen. Damit soll es in Zukunft möglich sein, auch sehr feine Rückstände aus dem Wasser zu filtern und somit die Konzentrationen der Pestizide zu minimieren. Allerdings muss bedacht werden, dass ein Grossteil des landwirtschaftlichen „Abwassers“ mittels Niederschläge direkt ins Grundwasser und damit in den Wasserkreislauf gerät, ohne jemals eine Kläranlage zu passieren. Es ist daher empfehlenswert, Pestizide wenn möglich sparsam einzusetzen und auf ökologisch abbaubare Alternativen auszuweichen. Laut Hollender plant das Eawag ausserdem in einem nächsten Schritt, die Mischungstoxizität der Stoffe genauer zu überprüfen.

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