Gartenblumen - ein Paradies für Bienen?

Giftiger Garten Eden? Giftiger Garten Eden?

Es ist Frühling – das Zierpflanzengeschäft floriert. Wer seinen eigenen Garten oder Balkon mit Blumen schmückt, erfreut damit nicht nur das Auge, sondern gleichzeitig auch Bienen und andere Bestäuberinsekten. Eine bunte Pracht mit Tücken, wenn die Pflanzen und Schnittblumen aus Gewächshäusern stammen: Eine aktuelle Studie von Greenpeace zeigt, dass europaweit ein schockierend grosser Anteil der Zierpflanzen mit bienengefährdenden Pestiziden belastet ist. 

Synthetische Düngemittel und toxische Pestizide sind bisher vor allem aus der Landwirtschaft bekannt. Erst neulich wurde bekannt, dass sie auch im Zierpflanzenbau grosszügig zum Einsatz kommen. «Giftiger Garten Eden» – so heisst der Bericht der Umweltschutzorganisation Greenpeace über ihre Analyse von Blumen- und Zierpflanzen aus Gartencentern, Bau- und Supermärkten in zehn europäischen Ländern. Insgesamt wurden 86 Proben von 35 Pflanzenarten – darunter Vergissmeinnicht, Lavendel, Krokusse und Glockenblumen – entnommen. In der Schweiz wurden zehn Zierpflanzenproben von den Anbietern Migros, Coop, Bauhaus, Jumbo, Obi und Hauenstein getestet.

Die Resultate der Studie sind erschütternd: Von 86 analysierten Proben wurden in 84 (= 97,6%) Pestizidrückstände gefunden. Lediglich 2% enthielten keine nachweisbaren Rückstände. Ganze 79% der untersuchten Pflanzen sind mit bienenschädlichen Pestiziden belastet. In der Schweiz liegt der Wert gar bei 100%! Die Hälfte der Schweizer Proben enthielt zudem Pestizide, die für den Zierpflanzenbau gar nicht zugelassen sind.

„Pestizide, insbesondere Neonikotinoide, sind maßgeblich am Sterben ganzer Bienenvölker beteiligt. Im April 2013 hat die EU-Kommission auf Druck der Imker und Umweltverbände die Nutzung von drei Neonikotinoiden für den Zeitraum von zwei Jahren verboten.“
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)

Besonders gefährlich für Bienen sind Pestizide aus der Gruppe der Neonicotinoide (Imidacloprid, Thiamethoxam und Clothianidin). Diese wurden in 60% aller Proben gefunden – obwohl deren landwirtschaftliche Verwendung in der EU aufgrund der Bienenschädlichkeit bereits eingeschränkt wurde. Neonicotinoide, aber auch andere Pestizide sind systemisch, was soviel heisst, dass die Chemikalien von der gesamten Pflanze inkl. Blüten, Pollen und Nektar aufgenommen wird. In den Nektar sammelnden Bienen wirken Neonicotinoide wie ein Nervengift: Bienen verlieren die Orientierungs- und Kommunikationsfähigkeit und vernachlässigen ihren Nachwuchs.  

Bienen sind außerordentlich wichtig für ein gesundes Ökosystem und damit auch für die Landwirtschaft: Rund 80 Prozent der Bestäubungsarbeit wird allein von Bienen verrichtet. Über den Kauf von konventionellen Zierpflanzen werden Gartenfreunde unbewusst zu Mitschuldigen am Bienensterben. Marianne Künzle, Landwirtschaftsexpertin bei Greenpeace Schweiz findet es geradezu absurd, dass Pestizide im landwirtschaftlichen Bereich für bienenattraktive Pflanzen verboten werden, aber für das eigene Gartenbeet zugelassen sind. Immerhin ist das Pflanzen von Blumen, im Gegensatz zum Pflanzen von Gemüse und Obst keine Notwendigkeit, sondern ein Luxus.

Die einzige Handlungsmöglichkeit für Konsumenten besteht zurzeit darin, konsequent biologisch gezogene Pflanzen zu kaufen oder selber anzusäen. Von den betroffenen Firmen fordern Umweltschutzorganisationen und Imkerverbände, umgehend auf bienenschädliche Pestizide zu verzichten und ihr Gartensortiment auf ökologische Produkte umzustellen.

 

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