Durch Schleppnetz-Fischerei werden jedes Jahr bis zu 30 Millionen Tonnen Leben verschwendet. Besonders viel Beifang – bis zu 80 Prozent – erzeugt die Jagd mit Grundschleppnetzen. Diese wird insbesondere angewendet um Schollen, Seezungen und Garnelen zu fangen – Tiere die bevorzugt in Bodennähe leben. Dabei werden Grundschleppnetze mit schwerem Geschirr über den Meeresboden gezogen, die oftmals in Riffen oder Lebewesen hängen bleiben und alles mitreissen, was rundum wächst und krabbelt.
Internationale Forscher um Jacobo Martín vom Institut für Meereswissenschaften in Barcelona haben herausgefunden, dass die Fischerei mit Grundschleppnetzen weitreichende Folgen für das Leben am Boden der Tiefsee hat. In ihrer Studie untersuchten die Forscher den 40 Kilometer langen submarinen Canyon La Fonera vor der Nordostküste Spaniens. Hier fahren fast täglich Schiffe hinaus, um Afrikanische Tiefsee-Garnelen (Aristeus antennatus) zu erbeuten. Die Grundschleppnetz-Fischerei findet praktisch nur entlang der Nordseite des Canyons statt, die Südseite wird kaum mit Grundschleppnetzen befischt. Die Wissenschaftler verglichen die beiden Areale und erkannten, dass das Sediment in den befischten Gebieten deutlich weniger organisches Material und weniger kleine Bodenlebewesen enthält. Auch die Artenvielfalt war im befischten Gebiet geringer. Die Auswirkungen der Grundschleppnetz-Fischerei auf das Tiefsee-Ökosystem sind laut den Forschern vergleichbar mit den «katastrophalen Effekten» der menschverursachten Bodenabtragung an Land.
„Keine andere Fangmethode ist so zerstörerisch wie die Grundschleppnetz-Fischerei. Kostbare Lebensräume wie Korallenriffe werden dem Erdbodengleich gemacht, Bodenlebewesen werden zerquetscht oder untergepflügt.“
Greenpeace
Tiefsee-Ökosysteme sind laut Greenpeace sehr empfindlich und das Risiko, dass Arten überfischt oder ausgerottet werden, ist hier besonders hoch. Dies liegt vor allem auch daran, dass die Tiere in der Tiefe langsamer wachsen und häufig erst spät geschlechtsreif werden. Der atlantische Sägebuch zum Beispiel wird erst mit 25 Jahren geschlechtsreif, kann dafür aber 150 Jahre alt werden.
Laut Greenpeace sind grossflächige Schutzgebiete ohne Fischerei, Sand- und Kiesabbau nötig, um eine nachhaltige Regeneration des Meeresbodens zu ermöglichen. Auch die Fischer, die Fischindustrie und der Lebensmittelhandel sind gefordert. Vor allem der Handel trägt als Schnittstelle zwischen Industrie und Verbraucher eine grosse Verantwortung. Die Einkaufspolitik für Fisch und Meeresfrüchte sollte insbesondere als Grundsätze den Verzicht auf bedrohte Arten, Nachhaltigkeit, Rückverfolgbarkeit, eine vollständige Kennzeichnung und Transparenz verfolgen.
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