Anfänge in den USA
Der Ursprung liegt im amerikanischen Yosemite-Nationalpark. Um schlechtes Wetter zu nutzen, trainierten Profi- und Hobbykletterer ihren Gleichgewichtssinn auf Absperrketten des Parkplatzes. Und das war bereits in den 1960er-Jahren. Ab ca. 1980 spannten Balancekünstler auch Seile in grossen Höhen, etwa im Jahr 1985 Scott Balcom, der als einer der Pioniere in der Geschichte des Slacklinings gilt: Er balancierte über eine sogenannte Highline zwischen einer Felswand und einer Felsnadel in einer Höhe von mehreren Hundert Metern.
Immer mehr Hobbysportler entdeckten das Slacklining. Dabei war nicht mehr der Nervenkitzel in schwindelnder Höhe die Herausforderung sondern das Halten der Balance auf dem breiten Seil nahe am Boden. Der klassische Aufbau: man spanne ein Seil zwischen zwei mindestens 40 cm dicke Bäume, die etwa in acht Meter Abstand voneinander stehen.
Aus dem Freizeitspass hat sich schliesslich eine eigene Sportart entwickelt. Im Sommer 2006 erreichte die Slacklining-Welle Europa. Das sogenannte Slacken ist ein hervorragendes Training für Konzentration, Gleichgewicht und Koordination.
Auch die medizinische Therapie entdeckte einen Nutzen als Behandlungsmethode in verschiedenen Bereichen. Der therapeutische Einsatz eignet sich bei Gleichgewichtsstörungen, Gelenk- und Knieverletzungen, Fehlhaltungen der Wirbelsäule und bei Depressionen.
Gefahr von Baumschäden
Wird das Seil unsorgfältig befestigt, können massive Schäden an den Bäumen entstehen. Es können Kräfte von 2 bis 3 Tonnen auf die Stämme wirken. Da die äusserste Schicht unterhalb der Baumrinde die lebenswichtigen Leitungsbahnen enthält, wirkt sich eine Quetschung dieser Schicht verheerend für den Baum aus: Befall von Pilzen und Schädlingen durch die entstandenen Verletzungen und das Absterben durch die Zerstörung der Versorgung. Für den Schutz des Baumes ist es daher entscheidend, wie das Band befestigt wird. Allerdings unterscheidet sich die Empfindlichkeit je nach Baumart.
Die Nachfrage bei den Schweizer Städten Bern, Zürich, Winterthur, Basel und Luzern ergab, dass anfangs an einigen Orten Schäden festgestellt wurden. Die Stadtgärtnereien haben aber sehr schnell darauf reagiert. Es ist eine Erfolgsgeschichte, wie Stadtverwaltungen und Freizeitsuchende einen guten Weg gefunden haben, Schäden zu vermeiden und ein gutes Miteinander zu fördern. Beispielsweise in Zürich wurden Slackline-Events organisiert und Interessierte instruiert im schonenden Slacklining. Ebenfalls in Zürich wurden in den Parks Informationstafeln aufgestellt. Weiter erarbeitete die Vereinigung schweizerischer Stadtgärtnereien und Gartenbauämter (VSSG) ein Merkblatt: Slacklinen nur mit Baumschutz.
Auch in Basel wurde via Presse und in den Parks Informationen verbreitet. In einigen Städten wurden gar spezielle Pfosten und Bodenverankerungen montiert, wo Bäume fehlen (Winterthur, Basel, Zürich).„Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass Verbote meistens keine Wirkung erzielen, vielmehr der Dialog und die Aufklärung über die Auswirkungen der doch enormen Kräfte, welche auf die Baumsubstanz wirken.“ David Hügli, Grün Stadt Zürich
Keine Verbote in der Schweiz
In der Schweiz waren bisher keine Verbote nötig. Im Gegensatz zu Deutschland: Das Spannen eines Seils zwischen zwei Bäumen auf öffentlichem Grund ist zum Beispiel in Essen, Freiburg, Karlsruhe und Köln untersagt.
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