Während den Sommermonaten steigen Männer von den Bergtälern zum Wildheuen in die hochgelegenen Hänge auf. Die hoch über dem Talboden gelegenen Wiesen lassen sich meist nur mit Sensen mähen. Nach dem Mähen wird das Gras zum Trocknen ausgelegt. Zum Abtransport wird oft ein "Heuseil" benützt, an dem ein bis zu 60 Kilogramm schweres Heubündel ins Tal saust. Die Wildheuer tragen mit ihrer traditionsreichen Arbeit zum Erhalt der Artenvielfalt und eines Stücks Schweizer Kultur bei. Durch die zurückhaltende, Jahrhunderte zurückreichende Nutzung dieser meist trockenen, oft steilen Flächen wurde eine einmalige Landschaft für viele Pflanzen- und Tierarten geschaffen. Ausserdem ist das Wildheuen ein wichtiger Beitrag zum Lawinenschutz. An nicht gemähten Hanglagen werden die Grashalme im Herbst durch Regen und ersten Schnee in Fallrichtung geordnet zu Boden gedrückt und bilden so eine Gleitebene.
Früher wurde die Nutzung der Wildheuflächen aus ökonomischen Gründen vorangetrieben. Heute ist der Ertrag in den steilsten Hängen so gering, dass die Arbeit ohne finanzielle Unterstützung für die Bergbauern nicht mehr rentabel ist. So ist das Wildheuen in den Alpen bis auf ein paar Restflächen in der Innerschweiz und im Berner Oberland weitgehend verschwunden. Damit geht nicht nur ein altes Handwerk und Kulturgut verloren, sondern auch ein Stück Biodiversität. Deshalb bemüht sich der Kanton Uri seit einigen Jahren aktiv um die Förderung des Wildheuens. Inzwischen gehen wieder an die hundert Urner Bauern regelmässig Wildheuen. Dies ist notwendig, damit die Wiesen zwischen den lichten Föhrenwäldern nicht nach und nach verbuschen. Nach wenigen Schnitten nimmt die Artenvielfalt zu und nehmen die Erosionsschäden ab.
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