Effort für die Biodiversität dringend notwendig

Gestern begann in PyeongChang (Südkorea) unter dem Titel „Biodiversität für nachhaltige Entwicklung“ die 12. Vertragsparteienkonferenz der Uno zum Übereinkommen über die Biologische Vielfalt. Es sollen Wege gefunden werden, um das Artensterben aufzuhalten. Ein neuer Bericht zeigt aber: Nur ein Bruchteil der Ziele, die bis 2020 erreicht werden sollen, ist auf Kurs. Umweltverbände fordern vom Bund einen konkreten Aktionsplan und mehr Geld.

Tausende von Regierungsvertretern, NGOs, Indigenen, Wissenschaftlern und Vertretern aus dem privaten Sektor kämpfen derzeit im südkoreanischen PyeongChang gegen den weltweiten Artenschwund. Die 12. Vertragsparteienkonfernz der Uno zum Übereinkommen über die Biologische Vielfalt, der sogenannte COP 12, wird bis am 17. Oktober dauern. Die Parteien werden unter anderem Schritte verhandeln, die den Strategischen Plan für die Biodiversität 2011-2020 ankurbeln sollen. Mit der Biodiversitätskonvention von Aichi (Japan) haben 2010 die Vertragsstaaten 20 Ziele zum Schutz der Biodiversität gesetzt. Diese sollen bis 2020 erreicht sein, dem Ende der Uno-Dekade für Biodiversität. Parallel findet in PyeongChang die erste Vertragsparteienkonferenz des Nagoya-Protokolls das den Zugang zu genetischen Ressourcen regelt sowie die gerechte Aufteilung der Vorteile, die sich aus ihrer Nutzung ergeben.

Bafu-Chef als Fahnenträger

Die Biodiversität nimmt weltweit seit Jahrzehnten rasant ab. Viele Forscher sprechen von einem sechsten Massenaussterbe-Ereignis. Um diesem Verlust entgegenzutreten, hat die Schweiz vor 20 Jahren die Biodiversitätskonvention (Convention on Biological Diversity, CBD) unterzeichnet. Seit dem Erdgipfel von 1992 in Rio sind 193 Staaten der Konvention beigetreten. Zentrale Themen der aktuellen Konferenz sind: Die Ziele von Aichi überprüfen und eine Analyse des weltweiten Zustands der Biodiversität vornehmen. Infolge der Konvention von Aichi haben zahlreiche Staaten eigene Biodiversitätsstrategien und Aktionspläne erstellt, darunter auch die Schweiz. Der Bundesrat hat 2012 eine Biodiversitätsstrategie verabschiedet; derzeit wird an einem Aktionsplan gearbeitet. Die Schweizer Delegation wird in Südkorea vom oft wirtschaftsnahen Bafu-Direktor Bruno Oberle angeführt. Christa Glauser, stellvertretende Geschäftsführerin von SVS/ BirdLife Schweiz, der für die Umweltverbände die Arbeit am Aktionsplan koordiniert, begrüsst dies trotzdem. „Es ist ein gutes Zeichen, dass der oberste Chef der Schweizer Biodiversität uns vertritt. Die Koordination von Massnahmen auf höchster Ebene ist wichtig“, erklärt sie gegenüber umweltnetz-schweiz.

„Ein Effort wird allerdings nötig sein, wenn wir wenigstens einen Teil unserer Biodiversität erhalten wollen.“
Christa Glauser, stellvertretende Geschäftsführerin von SVS/ BirdLife Schweiz

Ziele nicht erreicht

„Ein Effort wird allerdings nötig sein, wenn wir wenigstens einen Teil unserer Biodiversität erhalten wollen“, sagt Glauser weiter. Nur mit grossen zusätzlichen Anstrengungen werde es möglich sein, die Biodiversitätsziele von 2020 zu erreichen. Dies unterstreicht auch der jüngst erschienene 4. Weltbiodiversitätsbericht (Global Biodiversity Outlook 4). Die Analyse der Ziele von Aichi ist ernüchternd: Nur fünf der 56 Teilziele sind weltweit auf gutem Weg. Eine Medienmitteilung des Forums Biodiversität der Akademie der Naturwissenschaften fasst die traurige Bilanz zusammen: „Die Ziele mit einer direkt positiven Wirkung auf die Biodiversität werden unter den heutigen Umständen nicht erreicht und nur einige indirekte, vorwiegend administrative Ziele sind auf Kurs.“ Zentrale Punkte haben sich seit der Ratifizierung gar verschlechtert. Lebensräume aller Art werden weiter zerstört, überdüngt und zerstückelt, die Zerstörung von Korallenriffen schreitet voran und auch die meistgefährdeten Arten sind nicht besser geschützt. Einziger grösserer Erfolg: Die Fortschritte bei den Schutzgebieten. Das Ziel, dass mindestens 17 Prozent der Land- und Wasserflächen geschützt sind, scheint laut Bericht erreichbar.

„Die Schweiz steht nicht besser da“

Wer jetzt denkt, diese Probleme beträfen uns nicht, liegt falsch. „Die Schweiz steht dabei keinesfalls besser da als die andere Länder“, schreibt der SVS/ BirdLife in einer Medienmitteilung. Nur einen Fünftel der Teilziele könne die Schweiz mit der heutigen Politik erreichen, wie aus dem aktuellen Nationalbericht zum Zustand der biologischen Vielfalt hervorgeht. „Besser ist sie bezüglich des Schutzes der Waldfläche, der nachhaltigen Fischerei, des Umgangs mit eingeführten invasiven Neobioten, der Artenförderung und der Berücksichtigung der lokalen Bevölkerung“, wie der SVS schreibt. Christa Glauser sieht Handlungsbedarf vor allem in der Landwirtschaft, bei den Feuchtgebieten und im Siedlungsraum. „Hier findet eine massive Abnahme der Biodiversität statt“, gibt sie zu Bedenken. Sie hofft, dass gleichzeitig das Bewusstsein steigt, dass gezielter und konkreter gehandelt werden muss. „Für uns ist besonders wichtig, dass in der Ausbildung aller Leute, die etwas mit der Natur zu tun haben, die Bedeutung der Biodiversität besser zum Zug kommt“, sagt Glauser. Es gäbe viele Bereiche, die mehr tun könnten, wenn sie denn mehr wüssten.

Der SVS fordert den Bundesrat deshalb auf, dass die seit 2012 bestehende Biodiversitätsstrategie der Schweiz dringend durch den Aktionsplan Biodiversität mit griffigen Massnahmen konkretisiert wird. Weiter fordern die Umweltverbände mehr Mittel für die Biodiversität in der Schweiz. Dies sei ein ganz wichtiger Faktor, betont Christa Glauser.

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