Nicht alle Arten profitieren gleich vom Bio-Landbau

Die Wildbiene profitiert am meisten vom Biolandbau Die Wildbiene profitiert am meisten vom Biolandbau

Bio-Betriebe beherbergen nicht signifikant mehr Arten als konventionelle Betriebe. Zu diesem Schluss kommt eine neuere Studie, die 205 Betriebe in 12 Regionen in Europa und Afrika untersuchte; Schweizer Forscher waren führend daran beteiligt. Nicht jede der vier untersuchten Artengruppen profitiert gleich von der extensiveren Bewirtschaftung durch Bio-Bauern, fanden sie heraus. Zudem wird der Vorteil von Bio gegenüber konventionell je kleiner, desto grösser das untersuchte Gebiet ist. 

Utopie oder Wirklichkeit?

Biologisch bewirtschaftete Bauernhöfe sind in den Augen der meisten Konsumentinnen und Konsumenten Paradiese für die Natur. Im Geiste sehen wir kleine Betriebe mit einer Vielzahl an Lebensräumen; eine grosse Vielfalt an Arten tummelt sich darauf. Gleichzeitig sind die Intensivierung der Landwirtschaft und die Umwandlung von naturnahen Flächen in Landwirtschaftsland zentrale Treiber des Biodiversitätsverlusts der letzten Jahrzehnte. Eine extensivierte, biologische Landwirtschaft sollte im Umkehrschluss auch eine erhöhte Artenzahl aufweisen. Etliche wissenschaftliche Studien befassen sich mit der Frage: Was bringt Biolandbau der Biodiversität? Ein grosser Teil davon kommt zum Schluss: Die biologische Landwirtschaft hat grundsätzlich positiven Einfluss auf die Biodiversität; nur unterscheiden sich diese Effekte in ihrer Ausprägung teils sehr stark.

Bringt Bio Biodiversität?

Die Fragestellung ist nicht nur wissenschaftlich interessant, sondern auch für die Argumentation pro oder kontra Biolandwirtschaft wichtig. Diesen Frühsommer hat eine Studie im Fachmagazin „Nature Communications“ unter führender Schweizer Beteiligung das Thema wiederum aufgegriffen, wie die nzz berichtet. Die Studie kommt zum ernüchternden Schluss: Bio-Bauernhöfe weisen nur eine geringfügig höhere Artenzahl als konventionelle Betriebe auf. Die Studie hat den Einfluss der Biolandwirtschaft nicht nur wie gängig auf der Feldebene untersucht, sondern auch auf der Ebene des gesamten Betriebs sowie gesamter Regionen. Die Artenzahl lässt sich laut Studie aus zwei Werten berechnen: 1. Die Art, wie die einzelnen Felder bewirtschaftet werden. 2. Die Art, wie die Felder auf dem einzelnen Betrieb zusammengesetzt sind.

Wie viele Arten?

Die Forscher haben dazu 1470 Felder in 205 zufällig ausgesuchten biologischen und konventionellen Betrieben untersucht. Diese liegen in zehn europäischen (z.B. Deutschland, Italien und Spanien) und zwei afrikanischen Regionen (Tunesien und Uganda). Auch die Schweiz war mit dem Kanton Obwalden vertreten. Biologisch bewirtschaftete Felder wiesen im Schnitt 10,5 Prozent mehr Arten auf als konventionelle. Verglichen mit intensiv bewirtschafteten Feldern waren es teils sogar bis zu 45 Prozent mehr Arten. Betrachteten die Forscher jedoch die gesamte Betriebsfläche, so wiesen Bio-Betriebe nur noch 4,6 Prozent mehr Arten auf als konventionelle Höfe. Auf regionaler Ebene war der Bio-Effekt mit 3,1 Prozent sogar noch geringer. Laut Studie werden die positiven Effekte auf der Feldebene durch nicht landwirtschaftlich genutzte Flächen wie Hecken oder Brachen auf Betriebs- und regionaler Ebene wieder ausgeglichen. Die Anteile an nicht-agrarischen Flächen sind in allen Bewirtschaftungs-Systemen ähnlich. Bio-Betriebe hatten durchschnittlich weder eine höhere Anzahl verschiedener Lebensraumtypen noch eine proportional grössere Zahl seltener Arten.

Wer profitiert am meisten?

Die Studie zeigt auf, dass verschiedene Artengruppen unterschiedlich auf den Bio-Landbau reagieren. Pflanzen und Wildbienen profitierten relativ markant von biologisch bewirtschafteten Feldern. Regenwürmer und Spinnen zeigten sich weniger stark beeindruckt ob der Bewirtschaftungsweise. Die Studie hatte zur Untersuchung vier repräsentative Artengruppen ausgesucht: Pflanzen, Wildbienen, Spinnen und Regenwürmer. Sie repräsentierten verschiedene Lebensräume, unterschiedliche Ebenen des Nahrungsnetzes und weisen eine unterschiedliche Mobilität auf.

Obwohl die Studie den Einfluss der Bio-Landwirtschaft auf die Biodiversität relativiert, bleiben die Vorteile des Biolandbaus bestehen. Bio-Betriebe brachten im Durchschnitt weniger Stickstoff-Dünger aus, bearbeiteten die Felder weniger intensiv und brauchten weniger Pestizide als nicht-biologische Betriebe. Bio-Landbau sei ein Schritt in die richtige Richtung, schreiben die Wissenschafter. Um den globalen Rückgang der Artenvielfalt im Landwirtschaftsgebiet aufzuhalten, seien aber zusätzliche Massnahmen nötig. Die Vielfalt und Qualität der Lebensräume müsse gefördert werden. Nur mit gezielten Massnahmen könnten die beiden Ziele, die Nahrungsproduktion und der Erhalt der Biodiversität, verbunden und erreicht werden.

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