Kommentar Heliskiing

Absolute Stille, wenn das Dröhnen der Rotorblätter verstummt ist... Absolute Stille, wenn das Dröhnen der Rotorblätter verstummt ist...

Kommentar zum Artikel „Per Heli ins Ski-Glück“. NZZ am Sonntag zeigt nur eine Seite des Berges. 

Datum: 24. November 2014

Sebastian Moos

„Per Heli ins Ski-Glück“ titelte die Stil-Beilage der NZZ am Sonntag am 23. November gross. Der Titel des Artikels im Innern des Hefts dann: „Im Bann des Bergs“. Beide Titel liessen aufhorchen: Wird die Stil-Beilage derart unreflektiert über das Thema berichten? Sind das nicht arg schönfärberische Titel? Als im zweiten Abschnitt folgt: „Erst nachdem das Gedröhne der Rotorblätter verstummt ist und wir uns alleine auf der Punta Bettolina wiederfinden ... Erst dann fällt uns auf, wie still es hier oben ist, wie absolut menschenleer“, scheint die Befürchtung definitiv bestätigt, und sie zieht sich konsequent durch den Artikel. Der Autor hat für die Beilage am Programm „Cross Alpina“ des deutschen Veranstalters alternativer Reisen „Awayfromitall“ teilgenommen. Vom Aostatal unternahm die Journalisten-Gruppe Heliskiing-Ausflüge ins Monte-Rosa-Gebiet. „Als Rückzugsort dient bei unserem Aufenthalt im Aostatal die Hotellerie de Mascognaz... eine komplette Bergsiedlung aus dem 14. Jahrhundert, wunderschön umgebaut“, heisst es im Artikel, und als hätte das Heliskiing nicht gereicht: Diese sei nur per Schneemobil erreichbar. Die Woche in den Alpen würde inklusive sieben Übernachtungen, Bergführer, drei Heliskiing-Flügen und Skipässen zwischen 5000 und 7400 Franken kosten.

Unbestritten macht der Artikel gekonnt Lust auf luxuriöse „Abenteuer“ im Schnee. Auf die negativen Folgen des Heliskiings geht er allerdings nicht mit einem einzigen Wort ein. Den rund 135'000 Leserinnen und Leser der NZZ am Sonntag (Wemf - Werbemedienforschung) wird da ein Ferien-Abenteuer serviert, auf einem blitzblanken, unbefleckten Tablett. Die andere Seite des Berges, dort wo die Sonne nicht so munter hinscheint, wird ausgeklammert. Weder ist zu lesen, dass der Rotorenlärm eines Helikopters noch 100 Meter über dem Boden den Alarmwert für Industriequartiere übersteigt, wie Katharina Conradin, Geschäftsleiterin von Mountain Wilderness Schweiz in einem Gastkommentar in der NZZ schreibt, dem Mutterblatt der Stil-Beilage. Noch ist zu lesen, dass Heliskiing in Frankreich, Deutschland und Liechtenstein ganz verboten und in Italien und Österreich nur in wenigen Regionen erlaubt ist. Dass der Gebirgslandeplatz im Monte-Rosa-Massiv im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung (BLN) verzeichnet ist: Keine Spur davon. Auch kein Wort ist zu finden über Kerosinverbrauch und CO2-Ausstoss des Flugs.

Von einem Stil-Magazin erwarte ich selbstverständlich nicht eine kritische Abhandlung über die Folgen des Heliskiings oder anderen Freizeitaktivitäten. Man mag sich darüber streiten, ob und wie weit Heliskiing verboten werden soll; wie sinnvoll das Ganze ist. Es gibt genügend Artikel im Internet zum Thema der Gebirgslandeplätze in der Schweiz, zur vermeintlich ökonomischen Abhängigkeit der Rettungsfliegerei vom Heliskiing und den Folgen des Freizeitspasses für die Umwelt. Dass eine der führenden Sonntagszeitungen der Schweiz derart unreflektiert über das Thema berichtet, gibt allerdings dennoch zu denken: Muss es gleich das Titelblatt der Stilbeilage zieren? Manchmal wünscht man sich auch bei den Medien etwas mehr Zurückhaltung, oder um noch einmal auf den Autor des Artikels zurückzugreifen: „Erst dann fällt uns auf, wie still es hier oben ist...“ 

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