Die Edelkastaniengallwespe (Dryocosmus kuriphilus) befällt ausschliesslich Edelkastanien, also Vertreter der Castanea-Gattung. Zu ihnen gehört auch unser einheimischer „Marronibaum". Die für Menschen ungefährliche Gallwespe wird bis zu drei Millimeter lang und legt bis zu 30 Eier in eine frische Blatt- oder Blütenknospe. Von Juni bis August legen die Weibchen auf diese Weise zwischen 100 bis 200 Eier ab. Als winzige, frostresistente Larven leben sie im Inneren der Pflanze und überwintern in den Knospen. Erst im Frühjahr des Folgejahres wird der Befall erkennbar, wenn sich beim Austrieb Gallen bilden anstelle von Blättern, Trieben oder Blüten. Die Larven fressen dann wenige Wochen in der bis zu zweieinhalb Zentimeter grossen Galle, verpuppen sich dort schliesslich und schlüpfen danach als ausflugbereite Wespen.
Die Gallen kommen durch Wucherungen zustande, die durch die Larvenaktivität ausgelöst werden. Aufgrund der Deformationen können die Triebe nicht auswachsen und sterben ab, was zu schütteren Kronen oder kümmernden Bäumen führt. Obwohl der Baum nicht abstirbt, ist die Marronibildung reduziert und seine Vitalität, insbesondere in Kombination mit dem weitverbreiteten Kastanienrindenkrebs, langfristig beeinträchtigt. Die Marroni selbst und das Nutzholz werden von der Wespe nicht befallen.
"Bei der Produktion der Kastanien-Früchte kann es bis zu 75% Ausfälle geben."
Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft
Die ursprünglich aus Südchina stammende Gallwespe ist in China, Japan, Südkorea, in einigen Gebieten der USA und Europa für grosse Ausfälle in der Marroniernte verantwortlich. In der Schweiz wurde sie bereits 2009 erstmals im Tessin entdeckt. Mittlerweile ist sie in fast allen Kastanienwäldern im Tessin, im Chablais (VD/VS) und im angrenzenden Ausland verbreitet und wurde auch an anderen Orten auf der Alpennordseite punktuell nachgewiesen. Die Wespe ist auffallend mobil. Ihre Ausbreitung erfolgt hauptsächlich mittels Flug oder durch menschlichen Transport von verseuchtem Pflanzenmaterial. Auch die Verdriftung mit dem Wind mag dabei mithelfen. So erreicht sie Ausbreitungsdistanzen von bis zu 30 Kilometer pro Jahr.
Insektizide nützen nichts
In der Pflanzenschutzverordnung gilt die Edelkastaniengallwespe als gefährlicher Schadorganismus. Um seine Ausbreitung zu verhindern dürfen keine Edelkastanienpflanzen oder Teile davon (Marroni ausgenommen) aus den Befallsgebieten in andere Teile der Schweiz transportiert werden. Es ist wichtig, in isolierte, bis anhin befallsfreie Gebiete möglichst keine Kastanienpflanzen oder Pflanzenteile einzubringen. Leider sind Insektizide gegen die Edelkastaniengallwespe nutzlos, da die Larven im Innern der Galle geschützt sind. So bleibt vorläufig nichts anderes übrig als die Kastanienbäume zu überwachen, befallene Pflanzenteile im Frühling herauszuschneiden und zu vernichten.
Weitere Informationen:
Aktuelle Befallssituation in der Schweiz (bafu.ch)
Die Edelkastanien-Gallwespe in der Schweiz (waldwissen.net)
Leitfaden zum Umgang mit der Edelkastaniengallwespe (bafu.ch)
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