Wie funktioniert Regio Flora?
Regio Flora hat es sich zum Ziel gesetzt, möglichst viele Begrünungen mit lokal angepassten Pflanzen zu erwirken. Das Projekt basiert auf vier Eckpfeilern. Ein Webportal bietet alle wichtigen Informationen über Naturwiesen und Begrünungstechniken zur Neusaat und Aufwertung von artenreichen Wiesen. Hauptsächlich soll die sogenannte Direktbegrünung zur Anwendung kommen. Das heisst, man wählt eine geeignete Spenderfläche aus und bringt das Ernte-Gut direkt auf der gewünschten Fläche aus. Dabei können je nach Eigenschaften der Spenderfläche Mahd-Gut mit Samen, die vom Mahd-Gut separierten Samen, die oberste Bodenschicht, oder eine Kombination daraus auf der Empfängerfläche ausgebracht werden. Der Zweite Pfeiler ist ein Praxismerkblatt. Dieses richtet sich vor allem an Landwirte. Weiter bietet Regio Flora eine Spenderdatenbank, in der man unkompliziert und zuverlässig die Kontaktdaten der nächstgelegenen Spenderin herausfinden kann. Zu guter Letzt werden auch Tagungen und Kurse angeboten.
Gefördert wird vor allem nicht oder wenig intensiv genutztes Grünland. Dieses hat eine besonders grosse Artenvielfalt und erbringt wichtige Ökosystemleistungen. Das bedeutet, es ist Heimat für viele Tiere, ist wichtig im Kampf gegen die Erosion und für die Regulierung des Wasserhaushalts, macht den Boden fruchtbar und ist wertvoller CO2-Speicher. Zudem ist es auch optisch schön anzusehen. Tendenziell sind übrigens Magerwiesen (nährstoffarme Wiesen) artenreicher. Extensiv (nicht intensiv) bewirtschaftete Fettwiesen können allerdings auch vielen Arten Heimat bieten.
Wieso kümmert man sich besonders um artenreiche Wiesen?
In den letzten 100 Jahren sind über 90 % der artenreichen Wiesen verschwunden. Wenn man nämlich düngt, drainiert, zu häufig oder gar nicht mehr schneidet, gehen Arten verloren. Besonders auf Bergwiesen ist ein grosser Teil der heutigen Vielfalt nur da, weil der Mensch die Flächen über Jahrhunderte extensiv bewirtschaftete. Wenn nun diese Bewirtschaftung wegen Unrentabilität aufgegeben wird, verbuschen die ehemaligen Nutzflächen; die Wiesenvielfalt geht verloren. Selbstverständlich gehen auch durch die Zersiedelung Arten verloren.
Aber es werden doch auch viele neue Wiesen angepflanzt, wo liegt denn da das Problem? Die meisten Begrünungen in der Landwirtschaft und in Siedlungsgebieten sowie in Verkehrsböschungen werden mit kommerziellem Handelssaatgut getätigt. Dieses stammt grösstenteils aus dem nördlichen Mitteleuropa. Es enthält zum einen nur einen Bruchteil unserer heimischen Pflanzenvielfalt, zum anderen sind die Pflanzen nicht lokal angepasst, und drittens enthält es auch viele nicht-einheimische Pflanzen, die eventuell überhand nehmen könnten.
Wieso ist es wichtig, lokal angepasste Arten auszubringen?
Innerhalb einer Pflanzenart existieren mehrere Varianten - sogenannte Ökotypen – die zwar ähnlich, aber nicht genetisch identisch sind. Diese Vielfalt ist das Ergebnis jahrzehntelanger Anpassung an die lokalen Boden- und Klimaverhältnisse sowie die Nutzung der Fläche. Jede Pflanze ist also tendenziell angepasst an die einfallenden Licht- oder Regenmengen, die Bodentemperatur, die Häufigkeit des Schnittes und viele andere Faktoren. Eine Art kann in einem relativ kleinen Gebiet zahlreiche verschieden Ökotypen aufweisen. Wenn verschiedene lokal angepasste Ökotypen vorhanden sind, ist die Chance grösser, dass zumindest einige erhalten bleiben, selbst wenn die Bedingungen nicht jedes Jahr ideal sind.
Diese Thematik ist von so entscheidender Bedeutung, dass es sogar eine Schweizerische Kommission zur Erhaltung der Wildpflanzen gibt. Sie betont die Wichtigkeit, sich bei der Begrünung an die sechs biogeographische Regionen und elf Unterregionen zu halten, die das Bundesamt für Umwelt (Bafu) 2001 etabliert hat. Wie oben schon beschrieben, wird heute leider in den flächenmässig grössten Begrünungsprojekten fast ausschliesslich auf konventionelles Handelssaatgut zurückgegriffen. Dabei eignet sich dieses laut der Entscheidungsmatrix für die Saatgutwahl eigentlich nur für Zier-, Gebrauchs- und Sportrasen sowie intensiv genutzte Wiesen. Für alle anderen Wiesen empfiehlt der Leitfaden je nach geographischer Lage eine Direktpflanzung mit Hilfe von Regio Flora oder Wildblumen-Handelssaatgut (ebenfalls regional).
Weitere Informationen:
Regio Flora
BLW aktuell
Leitfaden Direktbegrünung
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