Nebst dem Lebensraum für viele verschiedene Pflanzenarten (siehe: Wenn der See sich lichtet – ein Algenschein) bietet der See auch Platz für zahlreiche Tierarten. Vom kleinsten Plankton, über Muscheltiere, Schnecken oder Fische, hin zu Amphibien, Reptilien und Vögeln. Sie alle leben im und am Wasser und sind angewiesen auf Uferregionen oder Freiwasserzonen. In diesem Artikel wollen wir näher auf die Fische in unseren Seen eingehen.
Der Fisch in verschiedenen Lebensräumen
Die Art des Gewässers (stehend/fliessend) sowie die Gewässergrösse beeinflussen massgeblich den Lebensraum des Fisches. Zudem sind auch die Beschaffenheit des Ufers, die Strömung, das Einzugsgebiet sowie Lichtverhältnisse, Temperatur und Nährstoffgehalt von hoher Wichtigkeit. In nährstoffarmen, kalten Seen lassen sich vorzugsweise Felchen, Seeforellen und Seesaiblinge finden. Brachse, Hechte, sowie Schleie findet man eher in wärmeren Flachlandgewässern. In flachen Flachlandgewässern sind Karpfen oder Schleie beheimatet. Fische sind angewiesen auf abwechslungsreiche Gewässergebiete. Jungfische bevorzugen flache, verwachsene Zonen, in welchen sie sich vor Fressfeinden verstecken können und das Wasser schneller erwärmt wird. Im Winter dagegen wird die Tiefenzone zentral für das Überleben der Fische. Dort herrscht eine konstante Wassertemperatur vor.
Der Fisch in der Schweiz
In der Schweiz gelten gemäss WWF 54 Fischarten als heimisch, 16 weitere wurden hier angesiedelt oder sind eingewandert. Knapp 60% stehen auf der Roten Liste des Bundesamtes für Umwelt – sprich; sie sind gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Meist betrifft dies Fischarten, welche eine spezialisierte Lebensweise an den Tag legen. Zu den bereits ausgestorbenen Arten in der Schweiz gehören beispielsweise der Lachs, die Meerforelle, der Atlantische Stör oder der Maifisch. Der Felchen, das Rotauge und der Barsch (Egli) gehören zu den häufigsten Fischarten in der Schweiz.
Der Fisch in der Nahrungskette und im Fangnetz
Fische sind einerseits Konsumenten (Pflanzenfresser, Kleintierfresser oder auch Raubfische), andererseits aber auch Nahrung für Vogelarten wie Graureiher, Kormorane oder Gänsesäger. Der Fisch dient zudem seit langer Zeit als wertvoller Eiweisslieferant für den Menschen. Noch heute sorgen die Berufsfischenden der Schweiz dafür, dass frischer Schweizer Fisch auf unseren Teller landet. 2014 wurden 284 Berufsfischereipatente vergeben, 1975 waren es noch beinahe doppelt so viele. Während in den 1980er- und 1990er-Jahre regelmässig über 3000 t Fisch durch die Berufsfischerei gefangen wurde, waren es 2014 etwas über 1000 t. Dies hat verschiedene Gründe. Zum einen ist die halbierte Anzahl Berufsfischender ein Grund für die verkleinerten Erträge. Weiter war die Überdüngung der Seen verantwortlich für die übermässige Population an Egli und Karpfen. Dies erfolgte jedoch auf Kosten der Fanganteile von Felchen, Saiblingen und Seeforellen, wie dies beispielsweise am Vierwaldstättersee ersichtlich wurde (siehe Kasten unten). Heute ist der Nährstoffanteil in den meisten Seen wieder normalisiert und bietet angepasste Lebensräume. Ein weiterer Grund für die Abnahme der Fischbestände sind die fehlenden oder fragmentierten Uferzonen, welche mit zunehmender Verbauung entstehen. Die Infektionskrankheit PKD (Proliferative Nierenkrankheit), welche erstmals 1979 nachgewiesen wurde, dürfte vor allem im Mittelland ebenfalls zu einer Verkleinerung der Fischbestände beigetragen haben. PKD bricht bei erhöhter Wassertemperatur aus – die mittlere Wassertemperatur schweizerischer Fliessgewässer hat zwischen 1978-2002 um etwa 1°C zugenommen. Kälteliebende Fische, wie beispielsweise die Forelle, verlieren dabei ihren Lebensraum. Ab dem Ende der 1980er-Jahre ist zudem ein erhöhtes Fischsterben festzustellen, welches vor allem auf Jauche und Abwässer zurückzuführen ist.
Mit der Naturalisierung Schweizer Gewässer gewinnt der Fisch wieder seinen angestammten Lebensraum zurück – dass dies auch auf Kosten von Fangerträgen erfolgt (was aber nicht der einzige Grund für die reduzierten Fänge ist), ist eine Tatsache. Dennoch ist wohl ein gesundes Gewässer mit verkleinertem, dafür natürlichem Fischbestand einem überdüngten Seebecken vorzuziehen und sollte auch im Interesse der Berufsfischerei liegen. Mit abnehmender Berufsfischerei wird Schweizer Fisch zunehmend zum Exklusivprodukt.
Im folgenden Artikel der Serie werden wir auf Konfliktpotenziale im Lebensraum See eingehen.
Der Fisch im Vierwaldstättersee
Im Vierwaldstättersee leben rund 30 Fischarten. Sie sind angepasst an eher nährstoffarme kalte Gewässer, wie dies für Salmonidengewässer (Fische der Lachs-Familie) typisch ist. Felchen, Seeforellen und Seesaiblinge halten sich mehrheitlich im Freiwasser auf. Hechte, Egli sowie Karpfenfische leben am bewachsenen Ufer. Auch die Berufsfischerei des Vierwaldstättersees klagt über verminderte Fangerträge. Vergleicht man aber die Erträge mit den frühesten erhobenen Daten von 1956, stellt man fest, dass heute (letzte publizierte Daten 2013) etwa gleich viel Fangerträge gemacht werden wie damals. Bei den Fangerträgen der Albeli ist ein leichter Rückgang zu verzeichnen, bei den Hechten, Felchen und Seesaiblingen hingegen ist eine Zunahme gegenüber den Mittfünfzigerjahren des letzten Jahrhunderts festzustellen. Vor allem der Seesaibling und das Albeli haben durch die Eutrophierung höhere Fangerträge generiert. Durch die Normalisierung des Nährstoffpegels konnten sich dagegen die Salmonidenfische wieder vermehrt ausbreiten. Zurzeit sind 17 Berufsfischerpatente auf dem Vierwaldstättersee vergeben (diese werden von 7 Betrieben gehalten) – einige Patente werden jedoch nur Teilzeit oder zum Laichfischfang genutzt (gemäss LAWA, Kanton Luzern).
Weiterführende Informationen/Quellen:
Projekt Fischnetz
Eidgenössische Fischereistatistik
Fische im Vierwaldstättersee
Fischfangstatistik Berufsfischerei, Vierwaldstättersee
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