Während der Fokus der Tierwelt im See meist auf den Fischen liegt, möchten wir in diesem Teil der Artikelserie auf die Klein- und Kleinstlebewesen in Schweizer Seen eingehen. Diese Tierchen lassen sich grob in vier Gruppen unterteilen: Plankton, Nekton, Neuston/Pleuston und Benthon. Nachfolgend werden auf einzelne Tierarten der Kategorie eingegangen. Die Aufzählungen sind natürlich nicht abschliessend. Seen umfassen weit mehr Organismen als die hier besprochenen.
Plankton
Bei Plankton wird zwischen tierischem (Zooplankton) und pflanzlichem Plankton (Phytoplankton) unterschieden. Beim Zooplankton handelt es sich um ein- oder mehrzellige im Freiwasser schwebende Lebewesen wie beispielsweise die Amöbe, Wimpertierchen oder Kleinkrebse. Somit reicht die Grössenordnung von Zooplankton von “mit blossem Auge nicht sichtbar“ bis zu ein paar Zentimetern. Kennzeichnend für Plankton ist, dass es im Freiwasser schwebt und sich nicht selbst fortbewegt. Es bildet ausserdem die Nahrungsgrundlage für viele grössere Lebewesen im See.
Nekton
Das Nekton umfasst alle Tiere, welche sich aktiv gegen die Wasserbewegung bewegen können. Somit gehören nebst einigen Insektenarten wie Schwimmkäfern und Wasserwanzen auch Wirbeltiere wie Fische in diese Kategorie (Auf die Fische wurde bereits im Artikel “Von Albeli bis Zander – Fische in Schweizer Seen“ eingegangen).
Die Wasserspinne (gehörend zu den Gliederfüssern) lebt komplett unter Wasser. Die Spinne trägt einen Atemluftvorrat mit sich herum und webt sich eine Art Taucherglocke unter Wasser, welche sie mit Luft füllt. Vielfach baut die Wasserspinne separate Wohn-, Fress- und Fortpflanzungsglocken.
Die Schwimmkäfer sind zwischen 2 mm und 5 cm gross und abhängig von ihrer Jagdweise unterschiedlich gebaut. Sie bewegen sich durch einen gleichmässigen Beinschlag ihrer Hinterbeine fort. Die kleineren Schwimmkäferarten müssen oft wochenlang nicht an die Wasseroberfläche, sondern holen sich den Sauerstoff von den Pflanzen im Wasser. Die meisten Schwimmkäfer können fliegen und wechseln bei Nahrungsmangel den Ort. Die Käfer ernähren sich von Larven, Fischbrut, Kaulquappen und Aas.
Neuston/Pleuston
Das Neuston, bzw. Pleuston umfasst Organismen, welche die Wasseroberfläche besiedeln. Sie hängen sich an das Oberflächenhäutchen, schwimmen oder laufen auf ihm. Mikroorganismen wie Bakterien, Algen oder Pilze zählen zum Neuston, grössere Lebewesen wie der Wasserläufer bilden, zusammen mit grösseren Pflanzen, das Pleuston.
Der Wasserläufer nutzt die Oberflächenspannung des Wassers und bewegt sich darauf fort. Er ernährt sich von Insekten, welche auf die Oberfläche fallen. Die meisten Wasserläuferarten leben in stehenden Gewässern – einzelne Arten haben sich aber auch auf Fliessgewässer spezialisiert. Die Eier legen die Wasserläuferweibchen jedoch nicht im Wasser, sondern auf Pflanzen am Wasser ab.
Gerade unterhalb der Wasseroberfläche lebt der Rückenschwimmer. Er gehört zur Teilordnung der Wasserwanzen. Der Rückenschwimmer bewegt sich mit der Bauchseite nach oben den Wasserspiegel entlang. Diese spezielle Schwimmposition rührt daher, dass das Insekt bauchseitig einen Luftvorrat mitführt. Der Rückenschwimmer, wegen seiner Stecheigenschaft auch Wasserbiene genannt, ernährt sich von der Fischbrut.
Benthon
Tiere, welche ihren Lebensraum am Boden eines Gewässers haben, zählt man zum Benthon. Würmer, Muscheln oder Schnecken zählen dazu. Weiter kann unterschieden werden, ob der Organismus festsitzend (sessil) oder kriechend, laufend oder vorübergehend schwimmend (vagil) ist. Benthische Lebewesen bilden einerseits die Nahrungsgrundlage für grössere Tiere, andererseits agieren sie auch als Destruenten. Platt-, Rund- und Ringel-Würmer zersetzen organische Abfallstoffe, dienen aber auch als Nahrungsgrundlage für Insekten und Fische. Schnecken gehören zu den Weichtieren und ernähren sich von frischen oder faulenden Pflanzen, Algen, aber auch von toten Wassertieren. Je nach Schneckenart (z.B. die Schlammschnecke) sind sie gezwungen zur Atmung an die Wasseroberfläche zu gelangen. Andere Schneckenarten hingegen atmen durch Kiemen. Ähnlich wie die Schnecken leben auch Muscheln eher in Ufernähe mit flacherem Wasserstand. Gemäss Bundesamt für Umwelt ist knapp die Hälfte der 29 in der Schweiz ansässigen Muschelarten gefährdet. Die meisten Muschelarten ernähren sich von Plankton, welchen sie mit ihren Kiemen aus dem Wasser filtern.
Die Invasion der Wandermuschel
Die Wandermuschel, aufgrund des markanten Streifenmusters auch Zebramuschel genannt, ist relativ klein (26-40 mm lang, 17-20 mm hoch) und gehört zur Familie der Dreikantmuscheln. Sie ist abgestuft gelblich bis braun-schwarz gefärbt, oft mit gezackten Streifen. Die Wandermuschel lebt meist in Seen oder langsam fliessenden Gewässern. Sie stammt ursprünglich aus der Gegend des Kaspischen und Schwarzen Meers und dem Aralsee. Im 18. Jahrhundert gelangte die Wandermuschel mittels Schiffen nach Mitteleuropa. In der Schweiz fand man um 1850 die ersten Exemplare in Basel. Seither breitet sich die invasive Art in den meisten Schweizer Seen aus. Die Problematik dabei ist, dass die Muschel sich sehr rasch vermehrt und durch die freischwimmenden Larven schnell verteilt. Die noch kleinen Larven gelangen in Kühlanlangen, Filtersysteme oder Wasserleitung, welche sie in ausgewachsener Form verstopfen. Die Wandermuschel ist zudem auch eine Gefahr für andere Muschelarten, da sie sich auf ihnen niederlässt und deren Fortbewegung und Wachstum erschwert. Auch an Booten setzen sie sich ab und bilden riesige Kolonien. Eine Bekämpfung der Muschel ist beinahe unmöglich – einzig Wasservögel und Tauchenten bremsen die invasive Art (siehe auch Videolink SRF unten).
Während wir uns in diesem Artikel auf die Lebewesen im und direkt auf dem Wasser konzentriert haben (und selbst hier nur eine Auswahl aufgezeigt haben), wurden am oder vom Wasser lebende Tiere wie Wasservögel und Amphibien wie Kröten oder Frösche gänzlich ausser Acht gelassen. Dies zeigt ansatzweise, wie wichtig der See als Lebensraum ist und wie viele Arten von ihm als funktionierendem Ökosystem abhängig sind.
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Der Rückenschwimmer unter Wasser. Quelle: Issempa, Wikipedia.org
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Die Spitzschlammschnecke gleitet an der unteren Seite des Wasserspiegels entlang. Quelle: Se90, Wikipedia.org
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Die Wandermuscheln wachsen auf anderen Muschelarten und verhindern deren Nahrungsaufnahme und Wachstum. Quelle: Wisconsin Department of Natural Resources, Flickr.com
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Zwei Wasserläufer bei der Paarung. Quelle: Enrico Mevius, commons.wikimedia.org
https://www.umweltnetz-schweiz.ch/themen/naturschutz/2249-da-ist-mehr-drin-ein-see-voller-leben.html#sigProId5157ee2462
Weiterführende Informationen/Quellen:
Lebewesen im Vierwaldstättersee
Beitrag SRF, Invasion der Wandermuschel
Information zur Wandermuschel
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